Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Die beiden Bruderschaften „Zum Todtenkopfe“ und „Zum Phoenix“ dienen trotz Anfeindungen bis heute der Gesellschaft
Die Ursprünge der deutschen Freimaurer-Bewegung, deren Ziel die Verbesserung des einzelnen Menschen sowie der gesamten Gesellschaft war und noch heute ist, lagen in Preußen. Hier entstand 1737 eine anfangs namenlose Loge, der ab 1738 auch der spätere König Friedrich II. angehörte. Sechs Jahre später wurde in Königsberg die Loge „Zu den drei Ankern“ gegründet, die ab 1760 unter dem Namen „Zu den Drei Kronen“ firmierte.
Sie war nach dem hierarchischen System der Strikten Observanz organisiert, welches sich am mittelalterlichen Templer-Orden orientierte und angeblich dessen streng gehütete Geheimnisse bewahrte, wobei diese nur den „Unbekannten Oberen“ bekannt sein durften. Die Strikte Observanz stieß allerdings auf Kritik aufklärerischer Kreise. Daraus resultierte in Königsberg die Gründung einer liberaleren Loge, genannt „Zum Todtenkopfe“. Diese konstituierte sich am 21. März 1772 unter der Leitung des Forstexperten und nachmaligen Kriegs-, Domänen- und Präsidialrates Friedrich Ernst Jester.
Armenpflege und Wohltätigkeit
Die neue Loge wurde kurz darauf als Tochterloge der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland anerkannt, welche gleichfalls gegen das System der Strikten Observanz opponierte und den Schwedischen Ritus bevorzugte, der zwar ebenfalls auf christlich-mythischem Gedankengut basierte, aber eben nicht den blinden Gehorsam gegenüber den „Oberen“ in den Mittelpunkt stellte, sondern die Erziehung zu einem innerlich freien Menschen. Zur Loge „Zum Todtenkopfe“ gehörten vorwiegend Beamte, Militärs, Unternehmer, Hochschullehrer, Ärzte, Theologen, Grundbesitzer und Künstler. Einige der bekanntesten Mitglieder waren der Generalleutnant Heinrich Christoph Karl Hermann Reichsgraf von Wylich und Lottum, welcher die 1. Infanterie-Division in Königsberg kommandierte, der Gerichtspräsident und spätere Kanzler des Königreichs Preußen, Carl von Wegnern, sowie der Königsberger Arzt Otto Hieber, Ehrenmitglied in rund 90 Logen weltweit.
Die Loge „Zum Todtenkopfe“ residierte zunächst in der Tragheimer Pulverstraße und dann Auf dem Sackheim, bevor sie 1775 ein Haus am Schlossteich in Hintertragheim bezog. Zu diesem Zeitpunkt war die Zahl der Mitglieder auf rund 450 angewachsen, weswegen Jester vorschlug, eine Tochterloge zu gründen. Das geschah dann am 10. September 1775, wobei die Loge den Namen „Zum Phoenix“ erhielt.
Beide Logen widmeten sich in der Folgezeit unter anderem der Armenpflege und weiteren wohltätigen Unternehmungen. Außerdem unterstützten sie kulturelle Vorhaben aller Art. Dabei bestand stets eine gewisse Konkurrenz mit der Loge „Zu den Drei Kronen“.
Anfeindungen durch Verleumdung
Durch die Napoleonischen Kriege kam es zum deutlichen Mitgliederschwund der Loge in Königsberg, woraufhin man sich innerhalb der beiden Gemeinschaften „Zum Todtenkopfe“ und „Zum Phoenix“ letztendlich für eine Fusion entschied. Die neue „Vereinigte Johannisloge zum Todtenkopf und Phoenix“ entstand am 10. September 1832 und umfasste im Jahr 1899 sodann 354 Mitglieder.
Während des Ersten Weltkrieges und der Jahre danach durchlebte die Loge schwere Zeiten. Zuerst diente ihr Haus als Lazarett, dann sorgten die Inflation und die Weltwirtschaftskrise für unzählige Probleme. Parallel dazu kam es zu Anfeindungen durch den ehemaligen Ersten Generalquartiermeister des Heeres, Erich Ludendorff, der neben den Juden auch die Kommunisten und Freimauer für die deutsche Niederlage im Ersten Weltkrieg verantwortlich machte. Später beteiligten sich die SA und die SS am verleumderischen Kesseltreiben gegen die Freimaurer in Königsberg und anderswo.
Das für lange Zeit letzte Treffen der Loge „Zum Todtenkopf und Phoenix“ fand Ende 1933 statt, bevor das preußische Innenministerium die Vereinigung am 14. Januar 1934 schließlich verbot. Damit einher gingen Durchsuchungen und hemmungslose Plünderungen des Logenhauses durch Gestapo und SS sowie die Beschlagnahme des am Ende noch verfügbaren Logeneigentums. Als der Logenmeister Julius Perry dagegen protestierte, wurde er kurzerhand inhaftiert.
Neubeginn im zerstörten Berlin
Das war allerdings nicht das Ende der altehrwürdigen Königsberger Loge. Denn die beiden Logenbrüder Rogorusky und Kecker veranlassten am 22. Mai 1947 eine Neugründung. Als Treffpunkt diente das halb zerstörte Ordenshaus der Großen Landesloge in der Eisenacher Straße in Berlin-Schöneberg. Man war zwar nicht vor Ort in Königsberg, aber immerhin wieder aktiv und präsent. Nur ein Jahr später zählte die besagte Loge bereits wieder 59 Logenbrüder, die sich trafen.
1965 bezog die Loge „Zum Todtenkopf und Phoenix“ schließlich gemeinsam mit der Großen Landesloge ein neues Domizil in der Peter-Lenné-Straße in Berlin-Dahlem, in dem sie auch noch heute residiert.
Falsche Schlüsse gezogen
Letztmals erregte die Loge 2013 öffentliche Aufmerksamkeit, als das ZDF-Autorenduo Gisela Graichen und Alexander Hesse ein Begleitbuch zu seiner Fernsehserie über Geheimbünde veröffentlichte. Darin hieß es unter anderem, die Symbolik der legendären, 1832 gegründeten US-amerikanischen Studentenverbindung Skull & Bones, der nicht zuletzt auch drei spätere US-Präsidenten angehörten, könnte dem Emblem der ehemaligen Königsberger Freimaurerloge entlehnt sein. Das war aber eine Falschinformation, wie sie in öffentlich-rechtlichen Medien mittlerweile leider immer öfter vorkommt.