11.12.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden

Heilsberg

Geishas, Kamishibai und deutsche Jugendliche

Alt-Heilsberger Legende in japanischem Stil – Sommerliches Treffen der Jugendtheater der Deutschen Minderheit

Uwe Hahnkamp
05.09.2024

In Heilsberg fand eine „Theaterwerkstatt“ für junge Menschen der Deutschen Minderheit mit dem Rahmenthema „Kamishibai“ statt. Sie stand in der Tradition der Werkstätten der Gesellschaft der Deutschen Minderheit „Warmia“ in Heilsberg für ihre Jugendtheatergruppe „Spiegel“. Wie seit fünf Jahren üblich, waren auch diesmal Jugendtheater der Deutschen Minderheit in Schlesien und dem Oppelner Raum als Gäste dabei.

Die 20 Teilnehmer aus Heilsberg und Gruppen des Projekts „Jugendbox“ aus Tost und Oberglogau arbeiteten nicht nur in Heilsberg. Neben speziellen Theaterangeboten ging es auch um die Präsentation der Deutschen Minderheit im Norden der Republik Polen. Ein Ausflug ging nach Danzig mit einem Einblick ins gutbürgerliche Leben der Familie Uphagen, ein zweiter auf die Schlachtfelder von Tannenberg und ins Freilichtmuseum von Hohenstein, um dem früheren Alltag der Ostpreußen kennenzulernen. Außerdem gab es für Jugendliche von der vierten Grundschulklasse bis zur ersten Klasse Lyzeum, also der neunten Klasse, in der Heilsberger Burg praktisches Training darin, Kakaobohnen zu zerkleinern – in traditionell ostpreußischer Kleidung.

Das war eine Einstimmung auf das Stück, das sie spielen sollten. „Wir haben uns eine Legende zur Entstehung der Stadt Heilsberg aus einer Sammlung aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg ausgesucht und sie etwas dramatisiert. Die Kinder haben sie als Ergebnis der Werkstatt vorgestellt“, verriet Ewa Huss-Nowosielska, die Leiterin der Gruppe „Spiegel“. Das Besondere daran war, dass es als Kombination aus gespieltem Theater und dem erzählerischen Kamishibai-Theater aus Japan geplant wurde. „Dieses Theater hat eine lange Tradition und war Anfang des 20. Jahrhunderts in Japan populär. Der Theaterspieler hat einen Kasten mit wechselnden Illustrationen, die als Hintergrund einer Geschichte hineingeschoben und herausgezogen werden“, so Grażyna Kraczek, die mit den Jugendlichen die Zeichnungen für die Geschichte gestaltete, „seit etwa 20 Jahren wird es wiederentdeckt und lebt wieder auf, auch als pädagogisches Mittel.“ Denn an der „Kofferbühne“ lässt sich nicht nur Theater erklären, sondern auch Fremdsprachen lernen.

Kraczek brachte den Kindern praktisch bei, wie im japanischen Theater das Schminken zur Charakterisierung funktioniert. Die weiße Grundlage mit schwarzen und roten Elementen darauf verwandelte Ostpreußen und Schlesier in Geishas und Samurais. Der Kreativität waren keine Grenzen gesetzt. Das gilt ebenso im Kamishibai, wenn der Ein-Personen-Unterhalter erzählt, singt oder die Geschichte mit Geräuschen unterlegt. Wichtig sind der Kontakt mit dem Publikum und die gegenseitigen Reaktionen.

In das eigene Stück der jungen Menschen wurden die weißen Masken nicht übertragen, was Beata Sordon, eine der Betreuerinnen, bedauerte: „Für eine gute Maske braucht man drei Schichten Weiß, was wirklich lange dauert. Darüber hinaus machen die Farben die Kostüme schmutzig.“ Und diese Kostüme stammten aus dem wertvollen Fundus des Theaters „Spiegel“, der im Laufe der Jahre entstanden ist.

Neben der Legende über „reiche Menschen, die über ihrem Wohlstand vergessen haben, dass es auch andere Werte gibt“, wie Kraczek andeutete, flossen noch weitere Elemente der ostpreußischen Kultur in das Stück ein. „Wir singen Lieder im lokalen Dialekt wie etwa den ,Pofajdok' und haben auch einen Tanz eingebaut“, verriet Huss-Nowosielska. Am Ende der Werkstatt stand diesmal keine traditionelle Vorstellung. Grund dafür waren die vielen separaten Elemente des Stücks und dass die jungen Schauspieler jeweils einige Rollen darzustellen hatten. Die einzelnen Teilstücke des japanisch-ostpreußischen Mosaiks mit schlesischen Einflüssen wurden gefilmt und zum Schluss zusammengeschnitten. Unterstützt wurde die Veranstaltung vom polnischen Ministerium für Inneres und Verwaltung und dem Generalkonsulats der Bundesrepublik Deutschland in Danzig sowie dem Verband der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen mit Sitz in Oppeln, welche die Theaterwerkstatt ermöglicht hatten.


Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Dann unterstützen Sie die PAZ gern mit einer

Anerkennungszahlung


Kommentar hinzufügen

Captcha Image

*Pflichtfelder

Da Kommentare manuell freigeschaltet werden müssen, erscheint Ihr Kommentar möglicherweise erst am folgenden Werktag. Sollte der Kommentar nach längerer Zeit nicht erscheinen, laden Sie bitte in Ihrem Browser diese Seite neu!

powered by webEdition CMS