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Preußenstiftung setzt ein Zeichen gegen Antisemitismus – und Igor Levit an das Piano einer Hamas-Geisel
Mit einem Bekenntnis gegen den Antisemitismus tut sich die in der Regel linkslastige Kulturszene schwer. Die documenta von 2022 in Kassel hat sich bis heute nicht erholt von dem Eklat des indonesischen Kuratorenkollektivs ruangrupa, das offenbar judenfeindliche Malereien ausstellte und sich auf die Seite der anti-israelischen Bewegung „Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen“ (BDS) stellte.
Zum Nachdenken hat dieses Beispiel offenbar nicht geführt. Auch nach den Hamas-Anschlägen in Israel gab es von vielen Kulturschaffenden nur halbherzige Solidaritätsbekundungen gegenüber Israel, da man andererseits die Solidarität zu dem aus ihrer Sicht unterdrückten Volk der Palästinenser bewahren will. Nach einer pro-palästinensischen Veranstaltung in einem Hörsaal der Freien Universität Berlin im Dezember sah sich Berlins Kultursenator Joe Chialo veranlasst, für die Kulturförderung eine „Antisemitismusklausel“ einzuführen, mit der Künstler, die eine Kulturförderung beantragen, ein Bekenntnis zugunsten jüdischer Bürger abgerungen werden soll (siehe PAZ vom 19. Januar). Das war beispielhaft und umstritten zugleich. Wegen Einschränkung der Kunstfreiheit hatte er sie erst diese Woche wieder zurückgenommen.
Gegen das Schweigen der Intellektuellen zum Hamas-Terror tönt derzeit zumindest die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) mit einem Piano an. Im Eingangsbereich der James-Simon-Galerie auf der Berliner Museumsinsel hat die Preußenstiftung noch bis Sonntag „Das gelbe Piano“ aufgestellt, das an die etwa 110 israelischen Männer, Frauen und Kinder in der Gewalt der Terrororganisation Hamas im Gazastreifen erinnern soll. Unter den Geiseln befindet sich auch der 22 Jahre alte Pianist Alon Ohel, der am
7. Oktober während des Nova Musik Festivals in der Nähe des Kibbuz Re'im entführt wurde. An sein Schicksal und das der anderen Geiseln will seine Familie mit der Initiative „Das gelbe Piano“ erinnern. An verschiedenen öffentlichen Orten steht ein gelber Flügel, der von jedem gespielt werden darf und soll, der die Aktion unterstützen möchte. So bereits geschehen in der Fußgängerzone von Tel Aviv, am Washington Square Park in New York oder in der U-Bahn von Tokio.
Bei der Auftaktveranstaltung in der nach dem jüdischen Mäzen James Simon benannten Galerie spielte der im russischen Gorki geborene deutsche Starpianist Igor Levit auf dem Instrument die „Drei Intermezzi“ op. 117 von Johannes Brahms. Hermann Parzinger, Präsident der SPK, sagt dazu: „Es war uns wirklich ein Herzensanliegen. Wir sind entsetzt über die grauenhaften Verbrechen, die die Hamas in Israel verübt hat, über das unvorstellbare Leid in den vielen Familien ... Das Anwachsen des Antisemitismus im gesellschaftlichen, auch im kulturellen Umfeld besorgt mich sehr.“
Jetzt hat er mit der Aktion ein Zeichen gesetzt, das im Kulturbereich von Preußen aus sinnstiftend sein kann.