04.08.2025

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden

Betriebsklima

Generationenkonflikt am Arbeitsplatz

Eine neue Studie der DAK macht deutlich: Es kann nur gemeinsam gehen

Peter Entinger
04.08.2025

Während Digitalisierung und Fachkräftemangel in aller Munde sind, wächst an anderer Stelle ein unterschätzter Konflikt: der zwischen den Generationen. Jüngere Arbeitnehmer, insbesondere die unter 30-Jährigen, berichten zunehmend von einem angespannten Verhältnis zu älteren Kollegen. Der aktuelle DAK-Gesundheitsreport 2025 zeigt: Die Kluft zwischen den Generationen wird zum Belastungsfaktor – nicht nur für das Betriebsklima, sondern für den gesellschaftlichen Zusammenhalt insgesamt.

Jeder vierte Berufstätige in Deutschland erlebt regelmäßig Konflikte zwischen den Altersgruppen. Bei den unter 30-Jährigen liegt dieser Anteil sogar noch höher. Besonders dann, wenn junge Menschen in Teams mit deutlich älteren Kollegen arbeiten, nehmen die Spannungen zu. Fast die Hälfte der jungen Arbeitnehmer klagt über Missverständnisse, mangelnde Wertschätzung oder subtile Ablehnung. Aus Reibereien werden schnell strukturelle Probleme, die sich auf Motivation, Loyalität und Gesundheit auswirken.

„Die Arbeitszufriedenheit junger Beschäftigter ist deutlich gesunken“, heißt es im Report der gesetzlichen Krankenkasse. Gerade bei der Generation Z führe das als dauerhaft empfundene Missverhältnis von Anspruch und Wirklichkeit zunehmend zu Frust. Während viele junge Arbeitnehmer auf Flexibilität, Sinnorientierung und persönliche Entwicklung setzen, treffen sie in den Betrieben häufig auf starre Strukturen und Misstrauen gegenüber neuen Arbeitsmodellen.

Was steckt hinter diesem Konflikt? Es ist ein Zusammenspiel aus unterschiedlichen Werten, Gewohnheiten und Erwartungen. Ältere Mitarbeiter, geprägt von jahrzehntelanger Präsenzkultur und hierarchischem Denken, begegnen dem selbstbewussten Auftreten der Generation Z oft mit Unverständnis. Diese wiederum pocht auf eine oft übertriebene Balance zwischen Leben und Arbeit – und empfindet traditionelle Arbeitsweisen als autoritär. Und beide Seiten sehen sich im Recht. „Nicht das Alter ist entscheidend, sondern die jeweilige Lebensphase“, betont Studienautor Volker Nürnberg. Der Konflikt sei nicht biologisch bedingt, sondern gesellschaftlich erlernt – und damit auch gestaltbar. Die DAK empfiehlt daher generationenübergreifende Teams, offene Dialogformate und gezielte Mentorings, um etwaigen Missverständnissen präventiv vorzubeugen.

In vielen Unternehmen fehlt jedoch ein strukturiertes Konzept für den Umgang mit diesen Spannungen. Stattdessen dominieren Stereotype: Die Jungen gelten als illoyal, die Alten als stur. Führungskräfte tun sich schwer, Brücken zu bauen. Dabei wäre es notwendig, gemeinsame Perspektiven zu schaffen – nicht nur, um die Stimmung im Betrieb zu heben, sondern auch, um der drohenden Spaltung in der Arbeitswelt entgegenzuwirken.

„Wir müssen in den Unternehmen an einer Generationenbrücke arbeiten“, fordert DAK-Vorstand Andreas Storm. Die Potentiale jeder Altersgruppe müssten als komplementär begriffen werden – nicht als Gegensätze. Denn die Herausforderung der Zukunft werde nicht lauten: Alt oder Jung, sondern gemeinsam oder gar nicht.


Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Dann unterstützen Sie die PAZ gern mit einer

Anerkennungszahlung


Kommentar hinzufügen

Captcha Image

*Pflichtfelder

Da Kommentare manuell freigeschaltet werden müssen, erscheint Ihr Kommentar möglicherweise erst am folgenden Werktag. Sollte der Kommentar nach längerer Zeit nicht erscheinen, laden Sie bitte in Ihrem Browser diese Seite neu!

powered by webEdition CMS