11.12.2024

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Rüstung

Gerangel um U-Boot-Werft von Thyssenkrupp

Nach US-Absage: Die Aussichten auf einen rein deutschen Marine-Konzern steigen

Hermann Müller
12.11.2024

Bleibt Deutschlands U-Boot-Hersteller Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) komplett in deutscher Hand? Der angeschlagene Stahlkonzern aus Essen sucht für sein Tochterunternehmen, hervorgegangen aus Howaldtswerke-Deutsche Werft (HDW), bereits seit über zwei Jahren einen Käufer. Noch vor Kurzem schien es ausgemachte Sache, dass die US-Beteiligungsgesellschaft Carlyle Group einen Mehrheitsanteil an der U-Boot-Werft übernimmt. Einen Minderheitsanteil von 25 Prozent sollte möglicherweise die Bundesrepublik über die staatliche KfW-Bank erwerben.

Überraschend teilte Thyssenkrupp am 22. Oktober allerdings mit, die Beteiligungsgesellschaft Carlyle Group sei aus dem Bieterprozess für die Marinesparte des Konzerns ausgestiegen. Als Grund für das Platzen des Geschäfts, das kurz vor dem Abschluss gestanden haben soll, nennen Beobachter die Nähe Carlyles zu den US-Republikanern unter Donald Trump. Dies Verhältnis soll in der Bundesregierung zunehmend auf Bedenken hinsichtlich des sicherheitspolitisch heiklen Geschäfts gestoßen sein. Laut „Handelsblatt“ soll das Bundeswirtschaftsministerium den Verkauf der Marinewerft an einen US-Investor kritisch gesehen haben.

Wie die Zeitung ebenfalls berichtet, sollen der Rüstungskonzern Rheinmetall und die Bremer Lürssen-Werft Interesse an Thyssenkrupp Marine Systems zeigen. Sollte sich der deutsche Staat beteiligen, wäre Lürssen offenbar bereit, das eigene Geschäft mit TKMS zusammenzulegen.

Sowohl Rheinmetall als auch die Lürssen-Werft würden als Käufer von TKMS Sinn machen. Rheinmetall könnte sich mit dem Einstieg in das Marinegeschäft breiter aufstellen und würde seinem Ziel, einer der größten Rüstungsanbieter in Europa zu werden, ein Stück näherkommen. Lürssen bringt zwar keine Expertise im Bau von U-Booten mit, dafür aber eine lange Erfahrung als Hersteller von Kriegsschiffen.

Aufträge über Bürgschaften sichern
Wie schon bei den Gesprächen mit der Carlyle Group dürfte eine Minderheitsbeteiligung des Bundes auch beim Einstieg von Rheinmetall und Lürssen eine wichtige Bedingung des Geschäfts sein. TKMS hat Aufträge im Milliardenwert unter anderem von Israel und Norwegen erhalten. Diese Kunden wollen allerdings sichergehen können, dass die bestellten U-Boote und Fregatten auch fertig gebaut werden. Die Staatsbeteiligung würde es erlauben, letztendlich die Aufträge über Bürgschaften abzusichern.

Der mit wirtschaftlichen Problemen kämpfende Stahlkonzern Thyssenkrupp ist offenbar aktuell selbst nicht finanziell in der Lage, derzeit solche Bürgschaften zu leisten. Zudem benötigt die Werftengruppe des Essener Konzerns auch selbst hohe Investitionen, um weiterhin ein führender Anbieter von Kriegsschiffen zu sein. Über seine Beteiligung kann der Bund zudem auch Einfluss nehmen, dass bei einer künftigen Fusion mit ausländischen Werften im Ausland Deutschland die Führung behält und insbesondere das Expertenwissen zum Bau konventioneller U-Boote nicht ins Ausland abfließt.


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