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Umfangreiche Restaurierungsarbeiten im Süden des Königsberger Gebiets schreiten voran
Gerdauen [Schelesnodoroschnyj] liegt im Süden des Königsberger Gebiets fast an der Grenze zum südlichen Ostpreußen. Von Königsberg aus führt keine Schnellstraße dorthin wie nach Tilsit oder Insterburg. Für die 75 Kilometer lange Strecke benötigt man etwa anderthalb Stunden. Die Veränderungen, die hier in letzter Zeit stattgefunden haben, locken jedoch immer mehr Touristen in diese kleine Siedlung mit ihrer reichen Geschichte.
Die wichtigsten Restaurierungsarbeiten im historischen Zentrum von Gerdauen wurden 2019 durchgeführt, als die halb verfallenen Fassaden der Wohngebäude wiederhergestellt wurden und seitdem in frischen Farben strahlen, und die kaputten Bürgersteige und Gehwege ein neues, gepflegtes Aussehen erhielten.
Derzeit wird die Instandsetzung der Eingänge der Vorkriegshäuser abgeschlossen. Die Arbeiter haben die alten Holztreppen repariert sowie die Aufgänge gepflastert und die Wände gestrichen, wobei das historische Aussehen der Gebäude berücksichtigt werden soll. Die Arbeiten werden aus dem regionalen Haushalt finanziert. Bei der Vorbereitung des Bauprojekts hatten die Spezialisten Archivmaterial und Fotos herangezogen. So konnte beispielsweise für den Eingang eines Hauses eine genaue Schablone auf der Grundlage historischer Skizzen angefertigt werden.
Doch das sind noch längst nicht alle Veränderungen, die sich in Gerdauen vollziehen. Im Rahmen des regionalen Programms zur Einbeziehung von Objekten des kulturellen Erbes in den Wirtschaftsumsatz werden umgerechnet knapp 250.000 Euro für die Restaurierung eines der Fachwerkspeicher in Gerdauen bereitgestellt. In dem renovierten Gebäude sollen ein Café namens „Hüter der Zeit“, ein Souvenirladen und ein Kunstatelier untergebracht werden.
Auch das schon früher geplante Projekt zur Restaurierung der alten Mühle wurde von den Historikern und Kulturexperten positiv bewertet. Die 1909 erbaute Schlossmühle Gerdauen ist als Kulturdenkmal anerkannt. Sie spielte eine wichtige Rolle für Gerdauen, denn das produzierte Mehl wurde nach Polen, Litauen und in die anderen Regionen Deutschlands verkauft.
Auch die Mühle wird saniert
Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Gebäude nicht beschädigt, und die Mühle wurde bis 1974 als solche auch genutzt. Erst danach wurde sie aufgegeben. Das Gebäude verfiel allmählich.
Im Rahmen der jüngsten Sanierungsarbeiten mussten die meisten Holzelemente der Gebäudestruktur aufgrund ihres schlechten Zustands abgebaut werden. Bei der vorherigen Inspektion waren die Zerstörung des Mauerwerks und der inneren Trennwände sowie Korrosion des Metalls festgestellt worden. An der Hauptfassade blieben jedoch die Inschrift „Schlossmühle“ und die Jahreszahl „1909“ erhalten.
Das Restaurierungsprojekt wird das historische Aussehen des Gebäudes und die verlorenen Elemente wiederherstellen. Einsturzgefährdete Bereiche werden verstärkt und repariert. Die Backsteinfassaden sollen ihre Ziegelfarbe behalten, während der Sockel und die architektonischen Verzierungen hellgrau gestrichen werden.
Im Erdgeschoss der Mühle sollen ein Restaurant und ein Konferenzsaal untergebracht werden. Die zweite bis vierte Etage wird mit 27 Hotelzimmern ausgestattet, und das Gebäude wird über einen Aufzug verfügen.
An diesem Wochenende findet das „Gerdauenfest“ auf der Burgruine statt. Die Besucher werden mit verschiedenen kulinarischen Köstlichkeiten verwöhnt und es treten verschiedene Musikbands auf. Neben verschiedenen Attraktionen wie Theateraufführungen und Ritterspielen werden Oldtimer und Motorräder vorgeführt.
Die steinerne Burg wurde ab 1312 unter dem Komtur Heinrich von Eysenberg errichtet. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde sie an Conrad Freiherr von Romberg verkauft, dessen Sohn die mittelalterlichen Gebäude 1872 abreißen ließ und an ihrer Stelle ein herrschaftliches Anwesen errichtete. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Schloss leicht beschädigt, in den Nachkriegsjahren jedoch fast bis auf den Grund abgetragen. Im Jahr 2007 erhielt die Burgruine Gerdauen den Status eines Kulturerbes von regionaler Bedeutung.