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Gerede über „Verlierer“

Wolfgang Kaufmann
12.02.2020

In „Die halbe Revolution. 1989 und die Folgen“ beschreibt der frühere ZDF-Korrespondent Joachim Jauer den Zusammenbruch des Sozialismus durch die Umwälzungen in den Ländern des Ostblocks. Dabei handelt es sich um einen Neuabdruck seines Werkes „Urbi et Gorbi“ aus dem Jahre 2009. In diesem vertrat er die These, dass vorrangig Christen „Wegbereiter der Wende“ gewesen seien. Jetzt – zehn Jahre später – fügte der Autor nun noch ein 50-Seiten-Kapitel mit Beiträgen aus der Feder von Prominenten wie Basil Kerski, Vaclav Maly, Frank Richter, Richard Schröder und Wolfgang Thierse hinzu. Die sollen einerseits Jauers alte These stützen und andererseits erklären, wieso die Menschen in der ehemaligen DDR sowie Polen, Tschechien und Ungarn immer noch so anders „ticken“ als im Westen Deutschlands beziehungsweise Europas – sprich irgendwie mehr „rechts“ sind. Darauf bezieht sich möglicherweise auch der kryptische Titel. Jedenfalls enthält das Buch selbst keine schlüssige Erklärung dafür, warum die Revolution von 1989 denn nur eine „halbe“ gewesen sein soll.

Die Ausführungen der vermeintlichen Experten über die Befindlichkeit der Menschen in den Regionen, die früher östlich des Eisernen Vorhangs lagen, kommen allerdings recht schlicht gestrickt daher. Insbesondere wird der im Raum stehende riesige „Weiße Elefant“ der entgegen aller geltenden Gesetze vom deutschen Staat beziehungsweise der EU-Obrigkeit geduldeten, ja geförderten Massenimmigration von kulturfremden und integrationsunwilligen Menschen aus Nahost und Afrika nach Kräften ignoriert. Stattdessen schwätzt man wieder in altbekannter Weise von Verlierern des Transformationsprozesses, mangelnder Erfahrung mit Einwanderung, Sozialismus-Nostalgie, dem Gefühl der Demütigung und politisch-gesellschaftlichem Orientierungsnotstand.

Joachim Jauer: „Die halbe Revolution. 1989 und die Folgen“, Herder Verlag, Freiburg 2019, broschiert, 351 Seiten, 14 Euro


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