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Christoph Jahr: „Blut und Eisen. Wie Preußen Deutschland erzwang“, C.H.Beck Verlag, München 2020, gebunden, 368 Seiten, 26,95 Euro
Christoph Jahr: „Blut und Eisen. Wie Preußen Deutschland erzwang“, C.H.Beck Verlag, München 2020, gebunden, 368 Seiten, 26,95 Euro

Preußen

Geschichte der Einigungskriege

Der Berliner Historiker Christoph Jahr zieht bei seinen Fragestellungen Erinnerungen niederer Chargen aus Militär, Politik und Verwaltung heran

Dirk Klose
08.05.2021

Einer der berühmtesten Aussprüche Otto von Bismarcks ist der von 1862 während des preußischen Verfassungskonflikts: „Nicht durch Reden oder Majoritätsbeschlüsse werden die großen Fragen der Zeit entschieden ..., sondern durch Eisen und Blut.“ Der Berliner Historiker Christoph Jahr hat für seine Darstellung der sogenannten Einigungskriege im Titel die populär gewordene Wendung „Blut und Eisen“ gewählt. Es ist ein etwas riskantes Unterfangen, die Geschichte dieser Kriege – 1864 gegen Dänemark, 1866 gegen Österreich, 1870/71 gegen Frankreich –, erneut nachzuerzählen.

Das gelingt zum einen durch die im Untertitel genannte und dann genau verfolgte Fragestellung, zum anderen, und das macht vor allem den Reiz der Lektüre aus, indem nicht nur so bekannte Namen wie Bismarck, Roon, Moltke oder auch Bamberger auftauchen, sondern neben dem treuen Chronisten Theodor Fontane auch zahlreiche Erinnerungen niederer Chargen aus Militär, Politik und Verwaltung herangezogen werden.

Es gibt sie offenbar in überraschend großer Zahl. Aber sie sind viel zu wenig bekannt, obwohl außerordentlich aufschlussreich, etwa, wenn die Strapazen der Soldaten beim Anmarsch auf die Düppeler Schanzen berichtet, das Erschrecken über die Not in Böhmen nach der österreichischen Niederlage bei Königsgrätz oder das Entsetzen über die Tausenden von Toten und Verwundeten auf den französischen Schlachtfeldern festgehalten werden. Die Geschichtsschreibung zumal im Kaiserreich hat das militärische Geschehen schon bald verklärt. Tatsächlich aber waren es für alle unmittelbar Betroffenen schwere, zum Teil traumatische Erlebnisse.

Der Einheitswunsch war stark

Insgesamt ist es ein leicht und spannend zu lesendes Buch, das sich im längsten Kapitel, dem zum Deutsch-Französischen Krieg, noch erheblich steigert. Der Autor berücksichtigt Militärs und Politiker jeglicher Couleur, bringt hartnäckige süddeutsche Vorbehalte gegen Preußen, die sich selbst noch bei Kriegsausbruch 1870 artikulieren, und würzt die Darstellung durch Ausflüge in unsere Zeit, was freilich nicht immer überzeugt. Vor allem aber wird endlich einmal die wichtige Rolle der Parlamentarier im gesamten Einigungsprozess angemessen gewürdigt. Die Einheit Deutschlands war letztlich ein so starkes Verlangen im allergrößten Teil der Bevölkerung, dass sich ihr am Ende niemand ernstlich entgegenstellte.


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