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Über Angst als treibende Kraft der Corona-Politik und allgemeines Herrschaftsinstrument, Medizin als Religionsersatz sowie die Rolle der evangelischen Kirche in der Pandemie-Zeit – Teil 4 der PAZ-Sommerinterviews 2023
Die Corona-Zeit mit ihren Lockdowns und der Maskenpflicht und Ausgangssperren ist vorbei. Zeit für eine Analyse dessen, was geklappt hat – und was nicht. Doch genau diese Aufarbeitung wird allenthalben vermieden. Umso wichtiger sind private Initiativen wie ein soeben erschienener Sammelband, der aus einem besonderen Blickwinkel eine „Rückschau auf die Corona-Krise“ wagt. Fragen an dessen Herausgeber.
Herr Seidel, 2015 gründeten Sie mit dem inzwischen verstorbenen Publizisten Ulrich Schacht die Buchreihe „GEORGIANA. Neue theologische Perspektiven“. Diese widmet sich Querschnittsthemen von Glauben, Kirche und Gesellschaft. In Ihrem jüngsten Band blicken Sie nun auf die Corona-Krise.
Warum?
In der Reihe GEORGIANA versuchen wir als herausgebende St. Georgs-Bruderschaft und als Bonhoeffer-Haus e.V., aktuell relevante, zum Teil auch streitbare Debatten aus christlicher Perspektive aufzugreifen und konstruktiv zu diskutieren. Das Thema Corona ist in dieser Hinsicht aus mehreren Gründen von hoher Relevanz. Christlicher Glaube und christliche Weltverantwortung haben mit den existenziellen Fragen des Menschseins zu tun. Gesundheit, Krankheit, Tod und Leben stehen im Zentrum des christlichen Glaubens. Mit der Corona- Pandemie hatten wir ein Problem auf der Tagesordnung, und haben es zum Teil noch immer, das genau diese Bereiche berührt. Und zwar auf der Ebene des Individuums und seines privaten Umfeldes ebenso wie auf der Ebene von Kirche, Kirchgemeinde, Bürgergemeinde, Politik, Medien, Recht und natürlich auch der Medizin. Das alles bietet Stoff für eine breit angelegte Rückschau auf die zurückliegenden Jahre aus christlicher Perspektive.
Der Titel Ihres Buches lautet „Angst, Politik, Zivilcourage“. Warum ist Angst ein so zentraler Begriff für die Corona-Krise?
Die Autoren des Bandes verbindet die Überzeugung, dass menschliche Angst eine natürliche Reaktion der Conditio Humana ist. Angst lehrt uns, vorsichtig zu sein. Allerdings – und auch das verbindet alle Beteiligten des Bandes – hat die Angst in der Corona-Zeit vielfach eine übergroße, bedrohliche Rolle gespielt. Damit meine ich nicht nur die verständliche Sorge vor einem neuartigen Virus, vor Krankheit oder gar dem Tod. Vielmehr teilen alle Autoren den Eindruck, dass von politischer Seite, von den Medien und zum Teil leider auch in den Kirchen, mit Angst Politik und Stimmung gemacht wurde. Dabei ist allgemein bekannt, dass Angst keine Stärkung des menschlichen Körpers und seines Immunsystems bewirkt, sondern den Menschen letztlich schwächt. Da der Umgang mit menschlicher Angst eine zentrale Beobachtung in der Corona-Zeit war, haben wir die Angst zu einem zentralen Begriff unserer kritischen Auseinandersetzung mit der Corona-Pandemie gewählt.
Sie selbst werfen in Ihrem Vorwort die Frage nach den Profiteuren der Angst auf. Haben Sie darauf eine Antwort gefunden?
Profiteure sind natürlich unter anderem jene Medien, die nach dem Motto „Only bad news are good news“ mit angstbesetzten Botschaften lieber die Reichweite und Auflage in die Höhe trieben als aufklärerisch und präzise danach zu fragen, was eigentlich war. Schon zu Beginn der Corona-Pandemie hätte es die Möglichkeit gegeben, aus dem weltweit für Aufsehen sorgenden Fall des Kreuzfahrtschiffes „Diamond Princess“ und den dortigen Infektionsverläufen Folgerungen für die tatsächlichen Gefahrenpotenzialeder Pandemie zu ziehen. Dort waren im Februar 2020, also ganz am Anfang der Corona-Zeit, knapp 3000 Gäste, zumeist im Alter von 60 plus, sowie etwa 1000 Mitglieder der Besatzung auf engstem Raum vereint. Trotzdem gab es nur rund 700 Infektionsfälle und – Gott sei Dank – nur sechs Tote, die allesamt zur vulnerablen Gruppe gehörten. Obwohl also schon früh erkennbar war, dass Corona kein generationsübergreifendes Massensterben bedeuten würde, ließen die Medien derartige Fälle links liegen und stürzten sich vor allem auf die Bilder mit den Särgen aus Bergamo, die, ohne präzise Recherche der lokalen Gegebenheiten und Folgen, international zu beinahe hysterischer Betriebsamkeit führten.
Andere Profiteure der Angst waren Krankenhäuser, die zum Teil am staatlich gestützten Corona-Management verdienten, und erst recht manche Politiker, die als Propheten der Angst eine Aufmerksamkeit bekamen, die sie vorher nie hatten. Allen voran denke ich da an den heutigen Bundesminister für Gesundheit.
Welche Rolle spielt Angst allgemein in der Gesellschaft?
Angstgetriebene, pseudoapokalyptische Debatten sind nicht selten ein Machtinstrument. Das ist zunehmend auch im Kontext der Klima-Thematik zu beobachten. Natürlich sind Fragen des Umweltschutzes oder der Bewahrung der Schöpfung zentrale Aufgaben der Menschheit. Aber dort, wo mit Angst Politik gemacht wird, geht es häufig weniger um Sachfragen, sondern um Diskurs-Herrschaft, um das Durchdrücken eigener Positionen und das Nicht-Zulassen freier Sachdebatten.
Ich will den Aktivisten von „Fridays for Future“ oder der „Letzten Generation“ nicht absprechen, von ihren Anliegen überzeugt zu sein. Aber sie versuchen eben auch mit der Behauptung einer nahen Klima-Apokalypse geltendes Recht außer Kraft zu setzen. Das dürfen der Rechtsstaat und seine Organe nicht durchgehen lassen. Die Initiatorin von „Fridays for Future“, Greta Thunberg, rief dazu auf: „Ich will, dass ihr in Panik geratet.“ Doch Panik ist das Letzte, was man braucht, um einer Gefahr und einem komplexen weltweiten Problem zu begegnen.
Dagegen steht die Ermutigung der Bibel: „Fürchtet euch nicht!“ Das christliche Prinzip der Furchtlosigkeit ist für Sie ein bewährtes Mittel gegen die Politik der Angst. Allerdings gehörten auch die Kirchen zu jenen Institutionen, die sich in der Corona-Zeit nicht immer mit Ruhm bekleckert haben. Das ist leider so. Allerdings muss man mit Blick auf die Kirchen auch differenzieren. Es gab in ganz vielen Kirchgemeinden ein unglaubliches Maß an Hilfe für Betroffene und Achtsamkeit sowie auch Versuche, den – wie wir Lutheraner sagen würden – den Anordnungen der „Obrigkeit“ die Gefolgschaft zu verweigern, wo man von der Sinnhaftigkeit der Corona-Maßnahmen nicht überzeugt war. Allerdings wurde gerade auf der Ebene der öffentlichkeitswirksamen Ämter wie derSpitze der EKD oder der Landesbischöfe nicht vernehmbar genug der Politik der Angst die christliche Botschaft der Furchtlosigkeit gegenübergestellt. Es wäre ratsam gewesen, zu sagen: „Seid vorsichtig, liebe Leute, aber habt keine Angst, sondern vertraut darauf, dass Gott es gut mit uns meint und wir diese Krankheit überwinden können.“
In Ihrem Buch fragt der Arzt Erich Freisleben, ob Medizin zu einem neuen Religionsersatz geworden ist. Wie lautet die Antwort?
Doktor Freisleben, der eine große Hausarztpraxis in Berlin führt, vertritt die Ansicht, dass schon am Anfang des 20. Jahrhunderts die Medizin eine pseudoreligiöse Aufwertung erfuhr – und damit die ganzheitliche Sicht auf den Menschen Schaden nahm. Bereits in seiner Promotion hat er sich mit Eugenik und Euthanasie befasst und darauf verwiesen, dass dahinter ein absolutes mechanistisches Menschenbild stand, das Abweichungen von einer definierten Norm nicht mehr toleriert. Natürlich sieht Freisleben dies durch Corona nicht für 1 zu 1 wiederkehren, aber er verweist doch auf ein Denken, das die Gesundheit weit über andere Aspekte des menschlichen Daseins stellt. Damit bekommt ein unbestreitbar wichtiger Wert unseres Lebens quasi göttliche Dignität. Doch die Gesundheit ist nicht Gott. Sie ist ein hohes und schützenswertes Gut, aber sie steht nicht über allem.
Dem Begriff der Angst setzen Sie auch die Zivilcourage entgegen. Was hat Zivilcourage mit Corona zu tun?
Zivilcourage setzen wir in Korrespondenz zu Furchtlosigkeit, die nicht mit Leichtsinn zu verwechseln ist. Es gab im beruflichen wie privaten Bereich unzählige Fälle, bei denen Menschen ungeachtet der Gefahren für ihr eigenes Leben, unter kreativer Auslegung der staatlichen „Abstandsgebote“, für ihre Mitmenschen da waren. Das meint die Mitarbeiter in den Krankenhäusern und Altenheimen, einschließlich vieler Seelsorger und Berater. Dort, wo Heilung nicht möglich war, haben sie bis zuletzt Zuspruch gegeben.
Deutlich geringer war die Zivilcourage dort, wo es um die Umsetzung politischer Entscheidungen ging. Hier wäre es in Kirche und Diakonie spätestens nach dem Sommer 2020 an der Zeit gewesen, auch im Gespräch mit den Partnerkirchen in anderen Ländern, beispielsweise in Schweden, Dänemark et cetera, eine sachgerechte Einschätzung der realen Gefahren der Krankheit vorzunehmen. Dazu hätte auch gehört, die zum Teil katastrophalen Folgen der Corona-Maßnahmen – etwa für die Kinder und Jugendlichen – in den Blick zu nehmen und die deutlichen Warnungen von Kinderärzten und entsprechenden Verbandsvertretern ernst zu nehmen und ihnen zur Geltung zu verhelfen.
Gewiss wäre das kritische Hinterfragen der Maßnahmen und auch die Zurückhaltung hinsichtlich konkreter medizinischer Maßnahmen, wie zum Beispiel der Impfung mit einem nur unzureichend getesteten Impfstoff, auch ein Gebot der Klugheit und eine Aufgabe der Spitzen der Evangelischen Kirche in Deutschland gewesen.
Ist das Wegducken von Kirchenvertretern vor einem Virus ein Indikator, dass zumindest Teilen der Kirche das Gottvertrauen abhandengekommen ist?
Ich kann und will das Gottvertrauen der Amtsträger der Kirche nicht bewerten. Mir ist jedoch aufgefallen, dass sich nicht wenige Verantwortungsträger in Kirche und Diakonie zu einseitig darauf konzentriert haben, die staatlichen Vorgaben einzuhalten oder sogar zu verschärfen. Damit ist das biblische Zeugnis der Ermutigung und die Einladung zu verantwortungsvoller Furchtlosigkeit in den Hintergrund geraten. Als Annette Kurschus zur EKD Ratsvorsitzenden gewählt wurde, bezeichnete sie in einem Interview die Corona-Impfung als einen Akt christlicher Nächstenliebe. Das ist nicht nur eine generalisierende, sondern auch eine ausgrenzende Aussage. Insbesondere für all jene, die sich aufgrund einer Befragung ihres Gewissens, oft auch in Rücksprache mit ihrem Hausarzt, gegen eine Impfung entschieden. Wenn die Ratsvorsitzende gesagt hätte, dass sie selbst von der Impfung überzeugt sei, es ansonsten aber der Freiheit der Bürger anheimgestellt ist, ob sie sich impfen lassen wollen, wäre das theologisch in Ordnung und auch ethisch angemessen gewesen.
Vor wenigen Wochen wurde gemeldet, dass 2022 wieder hunderttausende Christen ihre Kirche verlassen haben. Reflexartig wurde dies auf die bekannten Fälle sexuellen Missbrauchs durch kirchliche Amtsträger geschoben. Allerdings liegen diese Skandale schon wieder Jahre zurück. Könnte die Austrittswelle nicht auch mit dem bescheidenen Auftreten der Kirche in der Corona-Zeit zu tun haben?
Dass das Handeln der Kirchen, sich während der Corona-Krise vor allem als Lautsprecher staatlicher Maßnahmen zu betätigen, auch zu Kirchenaustritten geführt hat, ist durch zahlreiche Schreiben an die Kirchenämter belegt. Herauszufinden, in welcher deutschlandweiten Quantität das der Fall war, wäre eine leistbare Aufgabe einer Evaluation der EKD. Allerdings muss der Wille vorhanden sein, diese selbstkritische Frage zu stellen und auch beantworten zu wollen.
Fakt ist: Wo das offene Gespräch und die kritische Aufarbeitung ausbleiben, wird sich das über kurz oder lang rächen und sich niederschlagen in Mutlosigkeit und in mangelnder Loyalität, in breiten Teilen von Staat und Gesellschaft. Auch das Vertrauen in die Kirche als Institution und als Arbeitgeber wird Schaden nehmen, wenn nicht Zeichen und mutige Initiativen der kritischen Selbstbefragung gewagt werden.
Das Interview führte René Nehring.
Volker Derouaux am 12.08.23, 17:18 Uhr
Gott kennt keine Religionen
Walter Schulz am 11.08.23, 05:52 Uhr
Noch im Frühjahr 2022 hingen über evangelischen Kirchen und Gemeindehäusern Banner wie "Impfen ist Nächstenliebe". Dies zeigt das Totalversagen der Kirche, ihrer Amtsträger, zeigt ihr kriecherisches Obrigkeitsverhalten, ihren Verrat urchristlicher Werte. Warum? Jedem halbwegs interessierten und in Biologie begabten Gymnasiasten musste von Beginn der "Impfung" mit Genmatierial (modifizierte Viren-m-RNA) klar sein, welches Risikopotenzial hier für die Empfänger der Spritze vorhanden ist. Dass Ärzte, Gesundheitsamtspersonal, Lehrer, ja selbst Naturwissenschaftler, in diesem Panikorchester mitgespielt haben und die Zerstörung wichtigster Grund- und Bürgerrechte mitbefeuerten - geschenkt! Es geht hier um die Kirchen. Sie haben Christen vom Gottesdienst ausgeschlossen, haben in ihren eigenen Alters- und Pflegeheimen dafür gesorgt, dass hilfsbedürftige Menschen gegen ihren Willen mit mRNA in den Arm beglückt wurden und von ihren Angehörigen abgeschottet wurden, oft frustriert und vereinsamt starben. Sie haben von den Kanzeln in Gotteshäusern herunter die "weise Führungsikone" im Kanzleramt für ihre verachtenswerten und antidemokratischen Maßnahmen gelobt. Konfirmationen abgesagt oder mit dem Zwang zum Tragen physikalisch erwiesenermaßen gegen Virenübertragung nutzloser Masken bei 3 m "Sicherheitsabstand" in den Kirchen abgehalten. Mit dem Geist Jesu Christi hat das nicht im geringsten irgendetwas zu tun. Und auch die Kirchenoberen können sich heute nicht herausreden, dass "man es eben nicht besser gewusst habe". Einspruch Euer Ehren: In allen Ländern der westlichen Welt sind bereits im Frühjahr namhafteste Fachwissenschaftler aufgestanden und haben klar dargestellt, dass weder grund- und menschenrechtszerstörende Zwangsmaßnahmen noch Injektionskampagnen mit einem völlig unzureichend geprüften Genmaterial begründbar sind (z.B. Great Barrington Declaration 2020). Doch die Kirchenfürsten haben es wieder einmal vorgezogen, im Mainstream, im Kriechen hinter den Mächtigen, die christlichen Werte zu verraten. Mut zu Wahrheit und Gerechtigkeit? Absolute Fehlanzeige.