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CIA - Seit 75 Jahren kämpft der US-Auslandsgeheimdienst auf zahlreichen Schlachtfeldern. Und dies nicht nur mit harter Hand, sondern auch mit geschickter Einflussnahme in der Öffentlichkeit und in der Wirtschaft

Gewiefte Lenker der westlichen Welt

Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte erwies sich die CIA nicht nur als Meisterin der Spionage

Wolfgang Kaufmann
19.09.2022

Der vor 75 Jahren gegründete US-amerikanische Auslandsgeheimdienst Central Intelligence Agency (CIA) ist für seine umfangreiche Spionagetätigkeit sowie zahlreichen verdeckten und oft sehr gewaltsamen Operationen rund um die Welt bekannt und berüchtigt. Dabei setzte die „Firma“, wie die CIA salopp genannt wird, die Interessen der USA auch mit anderen Methoden durch.

So startete sie zu Beginn der 1950er Jahre die Operation Mockingbird (Operation Spottdrossel), deren Ziel darin bestand, die Medien in den USA und anderen westlichen Staaten zu beeinflussen, um die öffentliche Meinung zugunsten der Regierung in Washington zu manipulieren. In diesem Zusammenhang wurden beispielsweise in rund 400 Fällen Agenten in die Redaktionen der Zeitungen und Sender Amerikas eingeschleust oder dort tätige Journalisten angeworben. Davon waren unter anderem Blätter wie „The Washington Post“, „The New York Times“, „Newsweek“ und „The Miami Herald“ sowie die Anstalten ABC, NBC und CBS betroffen. Nach Einschätzung des Geheimdiensthistorikers Alfred McCoy sind noch heute „in jedem größeren New Yorker Nachrichtenmedium“ Handlanger der CIA tätig. Zudem beschäftigen die US-Massenmedien inzwischen auch ganz offen ehemalige Führungskräfte der Agency, darunter John Brennan CIA-Direktor von 2013 bis 2017, Michael Hayden CIA-Chef von 2006 bis 2009, und Stephen Holmes, 2013 Stationsleiter der CIA in Moskau.

Zusammenarbeit mit NROs

Darüber hinaus bediente sich der US-Auslandsgeheimdienst seit Anbeginn seiner Existenz diverser angeblicher Nichtregierungsorganisationen (NRO), die entweder von den USA oder kooperationswilligen Milliardären finanziert wurden beziehungsweise noch immer werden. Den Anfang machte die CIA hier mit dem 1948 gegründeten American Committee for a United Europe (ACUE), als dessen stellvertretender Geschäftsführer der CIA-Direktor Allen Welsh Dulles fungierte. Das ACUE förderte die Blockbildung in Westeuropa und schuf somit auch die Grundlagen für die EU sowie deren Gemeinschaftswährung Euro, indem es Gruppierungen wie die Europäische Bewegung International (EMI), Union Europäischer Föderalisten (UEF) und Europäische Jugendkampagne (EYC) finanzierte.

Dem ACUE folgte zwischen 1950 und 1967 der von der CIA alimentierte Kongress für kulturelle Freiheit (CCF). Diese in Paris ansässige antikommunistische Kulturorganisation trat nach außen hin als Sammlungsbewegung linksliberaler Intellektueller auf, agierte aber letztlich ebenso im Sinne der CIA wie die Pro-(West-)Europa-Aktivisten im Solde des ACUE.

Nachdem das aufgeflogen war, initiierte der US-Auslandsgeheimdienst die Gründung einer anscheinend unabhängigen Stiftung namens National Endowment for Democracy (NED), weil „es für demokratische Gruppen auf der ganzen Welt schrecklich wäre, als von der CIA subventioniert angesehen zu werden“, so der erste Präsident der NED, Carl Gershman. Seine überwiegend durch die Regierung in Washington finanzierte Stiftung förderte über tausend „zivilgesellschaftliche“ Zusammenschlüsse in mehr als 90 Staaten, darunter auch die US-amerikanische vorgebliche NRO Freedom House (FH), die bereits seit 1941 existiert und sich seither an Destabilisierungsmissionen in feindlichen Staaten beteiligt.

Einsatzgebiet Ukraine

2015 deckte der prominente Enthüllungsjournalist Robert Parry nach Einsicht in bislang gesperrte Dokumente in der Ronald Reagan Presidential Library auf, wie intensiv der CIA-Direktor William Casey und der hochrangige Desinformations- und Propagandaspezialist der Agency, Walter Raymond, in den 1980er Jahren mit Gershman und dem Vorsitzenden des Exekutivkomitees von Freedom House, Leo Cherne, kooperierten. Ebenso konnte Parry nachweisen, dass sich die CIA auch um eine private Finanzierung der Aktivitäten des NED-FH-Gespanns bemühte und in diesem Zusammenhang mindestens zwei Milliardäre als Geldgeber gewann, nämlich den Medienunternehmer australischer Herkunft Rupert Murdoch und Richard Mellon Scaife, Miteigentümer mehrerer großer Banken und Rohstoffkonzerne.

Die konspirativen Umtriebe der von der CIA gesteuerten „Nichtregierungsorganisationen“ in Osteuropa endeten dabei keineswegs mit dem Zerfall der Sowjetunion. Hierzu schrieb Gershman am 26. September 2013 in einem aufschlussreichen Kommentar für die „Washington Post“, es müsse nun das Ziel sein, die Ukraine ins westliche Lager zu ziehen, um den „Niedergang der Ideologie des russischen Imperialismus, die Putin repräsentiert, zu beschleunigen“.

Lesen Sie zu den Anfängen der CIA auch die Seite 10 dieser Ausgabe.


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Kommentare

Peter Heinze am 22.09.22, 16:57 Uhr

Nun ja, bis auf die Dulles-Brüder gibt es sowohl in Ost als auch in West einen weiteren gemeinsamen Nenner.

Und die üblichen Kanzleien wie Sullivan & Cromwell oder Harrimann haben alle im Auftrag von ausgewählten Banken gearbeitet die laut Caroll Quickley (alle Bücher von ihm sehr empfehlenswert) sowohl die UdSSR als auch die USA oder das „3. Reich“ finanziert haben.

Den ersten 5 Jahresplan der UdSSR haben US Firmen genauso aufgestellt wie die Panzer-Lieferungen dorthin.

Es werden immer beiden Seiten bespielt. Sowohl hinter der CIA als auch den USA stehen andere Strippenzieher.

Aber schön , wenn die Geschichte heute differenzierter betrachtet wird.

Ralf Pöhling am 21.09.22, 21:50 Uhr

Sehr schöner Artikel. Das läuft für jeden denkenden Menschen sichtbar bis heute. Man frage sich einfach mal, warum Leute wie der US Amerikaner Soros sich nebst seinem NGO Umfeld so massiv in die Geschicke der EU einmischen können und die Grünen mal eben im Hauruckverfahren die US Amerikanerin Jennifer Morgan zur Staatsministerin im Auswärtigen Amt erheben. Das hat natürlich eine Ursache. Man denke sich mal den umgekehrten Fall vor und ein deutscher Aktivist aus irgendeiner privaten Lobbygruppe würde plötzlich Minister in der US Regierung. Da würden in den USA nicht nur beim CIA sofort sämtliche Lampen angehen. Bei uns passiert hingegen nichts und man nimmt es als selbstverständlich hin. Das ist es aber nicht. Demokratie ist eine Sache individueller Völker in ihren eigenen Nationalstaaten und keine Angelegenheit von internationalen Interessen.

Michael Holz am 21.09.22, 21:03 Uhr

Nur glückliche Sklaven sind gute Sklaven Herr Schroeder. Ich habe das "Glück" gehabt, in beiden deutschen Staaten leben zu müssen. Die DDR bekannte sich offen als Diktatur des "Proletariats" und ich war dort aus politischen Gründen in Haft. In der BRD hatte ich mich anfangs auch besser gefühlt als in der DDR, bis Ihr roter Namensvetter Kanzler wurde. Ich bin nicht aus Furcht, sondern aus Ekel vor den Roten weggegangen. Aus der Ferne sehe ich jetzt, was in Deutschland geschieht. Geht es Ihnen immer noch "recht gut"? Da Sie sich sicherlich nicht in Deutschland aufhalten und irgendwo in der US-Hegemonie untergekommen sind, kann man sich erlauben "klug" zu sein.
Vielleicht wird eines Tages die CIA als verbrecherische Organisation eingestuft, denn sie besteht zum größten Teil aus Verbrechern, an der Leine der Wallstreat-Kreaturen.

Tom Schroeder am 19.09.22, 18:29 Uhr

Wenn das ales so stimmt, wie in dem Artikel geschrieben, so ist das doch prima. Unter US-Hegemonie ging es mir in Westdeutschland immer recht gut im Gegensatz zu den Zeitgenossen in den Gebieten unter Kreml-Hegemonie. Wenn das weiterhin so funktioniert habe ich nichts gegen solche Aktivitaeten. Bitte keine aufrechenende Moral - Politik und insbes. Geopolitik ist rein interessengeleitet und das war schon immer so. Der Rest ist Beiwerk fuer die oeffentliche Begruendung fuer die Massen oder zu deren Mobilisierung.

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