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Die auf Agrarpolitik spezialisierten Journalisten Bartholomäus Grill und Dirk Böttcher warnen auf unterschiedliche Weise vor den Folgen eines unsachgemäßen Umgangs mit unseren Lebensgrundlagen
Welch ein selbstmörderischer Raubbau wird an Grund und Boden betrieben, denkt man nach diesen ebenso anregenden wie alarmierenden Büchern. Der Autor von „Bauernsterben. Wie die globale Agrarindustrie unsere Lebensgrundlagen zerstört“, Bartholomäus Grill, hat als Redakteur der Wochenzeitung „Zeit“ für Agrarfragen die halbe Welt bereist.
In bitteren Worten geißelt er die heute in aller Welt forcierte Agrarpolitik, die zu höchst störanfälligen Monokulturen führe, bei einer einzig auf eine Gewinnmaximierung fixierten Ernährungsindustrie.
Grill war lange Korrespondent in Afrika und bringt von dort ebenso bedrückende Beispiele, wie durch Dürren und Wassermangel die Ernährungsgrundlagen immer prekärer werden, als auch Beispiele aus Lateinamerika, wo durch rigorose Abholzung der tropischen Regenwälder zugunsten von Anbauflächen etwa für Soja dramatische Klimaveränderungen zu erwarten sind. Wo immer mehr Landflächen für den Anbau von Viehfutter und für industrielle Rohstoffe umgewandelt werden, wird die Ernährung für die Menschen zwangsläufig unsicher.
Grills dramatisches Fazit lautet: „Um die verheerenden Kollateralschäden schnellstmöglich einzudämmen, brauchen wir bei Strafe des Untergangs eine radikale ökonomische, ökologische und soziale Transformation des weltweiten Landwirtschafts- und Ernährungssystems“.
Wunderwelt in nur 30 Zentimeter dicker Humusschicht
Die Humusschicht, auf der und von der wir leben, ist oft kaum mehr als 30 Zentimeter dick, aber in sich eine Wunderwelt ohnegleichen. Ihr widmet der Agrarjournalist Dirk Böttcher sein Buch „Das verkaufte Land. Bauern, Böden und Kapital“, das man mit wachsendem Staunen liest.
Nach deutlicher Kritik an Bodenspekulanten und Agroindustrie geht er auf den Boden ein als „eines der letzten Mysterien dieses Planeten“: In einer Handvoll Erde leben mehr Lebewesen als die Erde je Menschen trug. Mit sichtlichem Vergnügen zählt er einige dieser winzigen Organismen auf: Nematoden, Pseudoskorpione, Pilze, Saftkugler, Schnurfüßer, Springschwänze, Steinkriecher oder Rädertierchen – vermutlich nur ein Bruchteil dessen, was es gibt. Humus unten ermöglicht Leben oben („was oben wächst, wird unten entschieden“).
Heute, so der Autor, bestehe vielerorts die Gefahr, durch unsachgemäße Düngung, durch den Boden erstickende Abfalllagerung, aber auch durch Erosion oder Abschwemmungen ins Meer, die Böden abzutöten oder ganz zu verlieren. Nötig sei ein neues Bodenbewusstsein, „die Erkenntnis, dass wir es mit einem lebenden Organismus zu tun haben.“
Ob die Menschheit je dahin kommt?
Vermutlich werden noch viel drastischere Klima- und Umweltkatastrophen nötig sein, um erst ein Umdenken zu erreichen.