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„Entwicklungshilfe“

Globaler Öko-Wahn drangsaliert den afrikanischen Kontinent

Um CO₂-Emissionen zu begrenzen, behindern UNO, IWF und Weltbank die Modernisierung von Afrikas Landwirtschaft. Und ein absurdes Baumpflanzprojekt gefährdet die Natur

Wolfgang Kaufmann
03.09.2024

Etwa jeder vierte Mensch in Afrika leidet an Hunger oder Unterernährung. Das resultiert vor allem aus den zahlreichen bewaffneten Konflikten auf dem Schwarzen Kontinent sowie aus der Bevölkerungsexplosion, vor deren Hintergrund die ineffektive afrikanische Landwirtschaft immer mehr zum tödlichen Risiko wird. In Afrika agieren die Bauern heute zumeist noch so, wie es in Europa und Nordamerika um 1800 herum üblich war.

Damals benötigte ein Landwirt durchschnittlich zehn Minuten, um ein Kilo Weizen zu produzieren. Heute genügen dafür zwei Sekunden. Möglich wurde dieser Sprung durch den Einsatz von Maschinen, welche in Afrika weitestgehend fehlen, weswegen dort nach wie vor die mühselige und personalintensive Handarbeit vorherrscht. Und daran wird sich wohl auch so bald nichts ändern, weil global operierende Organisationen wie die UNO, der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank die angesichts der Bevölkerungsexplosion dringend notwendige industrielle Revolution in der afrikanischen Landwirtschaft aus Gründen des Klimaschutzes abwürgen.

So zwingt der IWF die afrikanischen Regierungen zur Streichung von Subventionen für Treibstoffe, was zur Reduzierung der Kohlendioxid-Emissionen führen soll. Hierdurch können es sich noch weniger Landwirte leisten, Maschinen einzusetzen. Dabei würde ein Mähdrescher tausend Arbeiter auf dem Feld ersetzen. Außerdem fließen auf Druck des IWF und der Weltbank auch kaum noch Zuschüsse für Strom und Düngemittel.

Gleichzeitig steigen die Preise für künstlich hergestellten Stickstoffdünger unaufhörlich, weswegen viele Bauern nun wieder auf Kuhmist zurückgreifen, der sehr viel weniger Stickstoff enthält, sodass die Erträge drastisch zurückgehen. Hohe Strompreise verschärfen diesen Effekt noch, weil sie den Betrieb von Pumpen zur Bewässerung verhindern. Außerdem verweigern die westlichen Geldgeber Kredite für den Bau von Stromerzeugungsanlagen, welche mit Kohle, Erdöl oder Erdgas arbeiten. Afrika solle eine „emissionsarme Entwicklung“ nehmen und Wind- oder Solarenergie nutzen.

Gebietsfremde Pflanzen
Dass dies keine Lösung ist, zeigt das Beispiel Indien. Die Modernisierung der indischen Landwirtschaft, durch welche die Zahl der Hungernden im Lande in den vergangenen zwei Jahrzehnten deutlich gesunken ist, gelang nur durch den verstärkten Einsatz von fossilen Brennstoffen. Dabei wäre das diesbezügliche Ausgangsniveau in Afrika sehr niedrig. Derzeit verbrauchen die 1,4 Milliarden Afrikaner rund 3,9 Millionen Fass Öl pro Tag, während die nur 333 Millionen US-Amerikaner auf die fünffache Menge kommen. Somit sind die Bemühungen, die CO₂-Emissionen in Afrika um jeden Preis niedrig zu halten, auch Ausdruck eines Neokolonialismus unter dem Deckmantel des Klimaschutzes.

Dazu kommt der Plan, in den afrikanischen Ländern Milliarden von Bäumen zu pflanzen, um das bereits vorhandene Kohlendioxid in der Atmosphäre zu binden. Diesem Zweck dient das AFR-100-Projekt, das 2015 auf dem Pariser Klimagipfel ins Leben gerufen wurde. Im Rahmen der „African Forest Landscape Restoration Initiative“ sollen mehr als eine Millionen Quadratkilometer oder 100 Millionen Hektar Land in mehr als 30 Staaten auf dem Schwarzen Kontinent „wieder aufgeforstet“ werden. Das entspricht knapp der dreifachen Fläche der Bundesrepublik. Einer der Geldgeber ist das von Svenja Schulze (SPD) geführte Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Das Ministerium will bis 2027 um die 83 Millionen Euro für das Projekt zur Verfügung stellen.

„Das Problem ist furchteinflößend“
Catherine Parr, Mariska te Beest und Nicola Stevens von den Universitäten Liverpool, Utrecht und Oxford haben massive Kritik an dem Vorhaben geäußert. In der Wissenschaftszeitschrift „Science“ vom Anfang des Jahres bezeichnen die drei Tropenökologinnen AFR-100 als „besonders krasses Beispiel für falsch verstandenen Klimaschutz“, denn „statt Klima und Natur zu bewahren, werden in großem Maßstab wertvollste Ökosysteme zerstört“. Denn unzählige Bäume würden dort gepflanzt, wo sie gar nicht hingehörten, etwa in die fast baumlose Savanne oder reine Graslandschaften. Durch das Setzen von Bäumen in diesen Lebensräumen entstehe deutlich mehr Schatten, was zulasten aller lichtliebenden Pflanzen- und Tierarten gehe. Wie Parr und ihre Kolleginnen nachweisen, findet jede zweite Baumpflanzaktion auf ungeeignetem Terrain statt, wobei mittlerweile eine Fläche von 70 Millionen Hektar betroffen sei. Verantwortlich hierfür sei eine „Wildwestmentalität bei der Aufforstung“. Und tatsächlich wollen etliche Regierungen und private Organisationen in Afrika von den AFR-100-Geldern profitieren. Dies geht so weit, dass auch acht Staaten an dem Projekt mitwirken, welche über gar keine passenden Landschaften beziehungsweise Waldökosysteme verfügen.

Zum anderen werden die falschen Gehölze gepflanzt. Eukalyptusbäume und Akazien aus Australien sind gebietsfremd und haben in Afrika nichts zu suchen, weil sie zu viel Feuchtigkeit benötigen und damit den Wasserhaushalt gefährden.

Zu all dem sagten Parr, te Beest und Stevens im Interview mit der österreichischen Zeitung „Die Presse“: „Wir hatten vermutet, dass einiges schiefläuft, aber wir hatten keine Ahnung, wie groß das Ausmaß ist. Das Problem ist gewaltig – Furcht einflößend.“ Deshalb fordern die drei nun „eine Pause, um das System auf den Prüfstand zu stellen ... und anschließend alle Mittel in solche Projekte zu stecken, die sinnvoll für Natur und Klima sind“.

Dagegen zeigt sich das BMZ demonstrativ gelassen. Wie ein Sprecher des Ministeriums erklärte, erfolge die Auswahl der Projektflächen gemeinsam mit einheimischen Experten. Dabei werde „auch auf die ökologischen Auswirkungen und Risiken geachtet“. Zudem gebe es eine regelmäßige Überwachung und Begleitforschung, was „das Risiko einer dem Ökosystem nicht angemessenen Auswahl“ minimiere. Wieso die vom BMZ konsultierten Wissenschaftler, welche die Maßnahmen evaluieren, im Gegensatz zur Gruppe um Parr keinerlei Gefahren für die afrikanische Umwelt sehen, bleibt unklar.


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Kommentare

Peter Faethe am 11.09.24, 11:03 Uhr

Afrika geht es doch eh schon schlecht genug - mithin ist die uns leider vertraute "grüne" Politik dort völlig unnötig.

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