28.05.2025

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„Sondervermögen“

Goldgräberstimmung auch bei Deutscher Bahn

Dennoch könnte wegen diverser Preissteigerungen das Geld letztendlich doch noch knapp werden

Hagen Ritter
26.05.2025

Über das von Union und SPD vereinbarte „Sondervermögen“ sollen in den nächsten zwölf Jahren fünfhundert Milliarden Euro in die Erneuerung der deutschen Infrastruktur fließen. Allein die Deutsche Bahn kann auf 148 Milliarden Euro aus dem schuldenfinanzierten Riesenpaket hoffen. Kräftige Preissteigerungen können allerdings dazu führen, dass deutlich weniger Bahninfrastruktur auf den neuesten Stand gebracht werden kann, als derzeit geplant.

Als ein Warnsignal kann das derzeit wichtigste Sanierungsprojekt der DB InfraGO gesehen werden. Vom 1. August 2025 bis zum 30. April 2026 will die Bahntochter die Strecke zwischen Berlin und Hamburg einer Generalsanierung unterziehen. Dazu soll die viel genutzte Strecke zwischen den beiden größten deutschen Städten für neun Monate komplett gesperrt werden.

Wie die „Berliner Zeitung“ am 10. Mai 2025 berichtete, steht knapp drei Monate vor Beginn der Sanierung noch immer nicht fest, welche Baufirma ein besonders wichtiges Teilstück des Vorhabens übernimmt. Dabei geht es um den fast 45 Kilometer langen Abschnitt Hamburg-Rothenburgsort–Büchen. Vergangenen Herbst hatte die Deutsche Bahn mitgeteilt, dass sie über ein europaweites Vergabeverfahren einen Großteil der Bauaufträge vergeben konnte. An der Generalsanierung beteiligen sich Unternehmen wie Spitzke, Leonhard Weiss, Strabag sowie die Konzerntochter DB Bahnbau Gruppe.

Keinen Erfolg hatte die Bahn hingegen im Herbst 2024, eine Baufirma für den Streckenbereich auf dem Gebiet Hamburgs und Schleswig-Holsteins zu finden. Laut dem Bericht der „Berliner Zeitung“ war allerdings auch die bisherige Suche nach einer Baufirma für diesen Streckenbereich nicht von Erfolg gekrönt. Eine Arbeitsgemeinschaft, die sich mit diesem Teilstück befasst, soll nun offenbar bis Ende Mai feststehen. Das wären lediglich acht Wochen vor Baubeginn des Gesamtprojekts. Die Bahn gibt sich gelassen, dass dies keinen Einfluss auf den Ablauf der Arbeiten und den Zeitplan haben wird. Lukas Iffländer, stellvertretender Bundesvorsitzender des Fahrgastverbands Pro Bahn, rechnet allerdings damit, dass aus den geplanten neun Monaten Bauzeit „schnell zehn oder elf werden können“. Zudem rechnet der Vertreter von Pro Bahn mit deutlich höheren Kosten: „Ich glaube zwar, dass man das irgendwie vergeben bekommt, es aber dann sehr teuer wird.“ Lukas Iffländer warnt sogar generell, dass trotz der geplanten halben Billion Euro für die bundesweite Infrastruktur das Geld knapp werden kann.

Laut einer Studie des Ifo-Instituts steigen tatsächlich die Preise der Bau- und Bahnindustrie im Bereich der Streckensanierungen schon seit Jahren massiv an, seit die Bahn mehr Geld in ihre Infrastruktur investiert. „Die Preise beim Schienenbau sind damit fast zweimal so stark gestiegen wie beim Straßenbau“, so der Ifo-Bahnexperte Felix Berschin gegenüber dem „Tagesspiegel“. Aus Sicht Berschins spricht einiges dafür, dass die Bahn- und Bauindustrie die verstärkten staatlichen Investitionen in die Schienenwege dafür genutzt hat, ihre Gewinnmargen zu erhöhen.


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