Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Mit seiner Ostasien-Expedition untermauerte er den Führungsanspruch Preußens in Deutschland und in der Welt
Ab 1842 gelang es den Großmächten USA, Frankreich, Großbritannien und Russland nach und nach, Japan und China die sogenannten Ungleichen Verträge aufzuzwingen und dadurch wirtschaftliche Privilegien zu erlangen. Dann schickte 1857 auch das Kaisertum Österreich Emissäre nach Ostasien. Daraufhin sah sich Preußen veranlasst, ebenfalls eine Expedition auszusenden, um seine Führungsrolle in Deutschland zu demonstrieren und im Namen aller Staaten des Deutschen Zollvereins, der Hansestädte und beider Mecklenburgs handelspolitische Abkommen mit China, Japan und Siam abzuschließen.
Idealbesetzung für heiklen Posten
Die Preußische Ostasienexpedition begann im Dezember 1859 mit dem Auslaufen der Dampfkorvette „Arcona“, der Segelfregatte „Thetis“, des Zweimastschoners „Frauenlob“ und des Transportschiffes „Elbe“ aus Danzig. Das militärische Kommando über das kleine Geschwader hatte der aus Schweden stammende Kapitän zur See Henrik Ludvig Sundevall inne, während die Gesamtleitung bei dem außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister Friedrich Albrecht Graf zu Eulenburg lag. Dieser sollte sich als die Idealbesetzung für den heiklen Posten erweisen.
Der am 29. Juni 1815 in Königsberg geborene zu Eulenburg entstammte einem uralten Adelsgeschlecht. Einer seiner Lehrer, der spätere Reichsgerichtspräsident Eduard von Simson, bezeichnete den Ostpreußen als den „begabtesten Menschen“, der ihm je begegnet sei. Insofern war es nur natürlich, dass der Graf nach dem Studium der Rechts- und Staatswissenschaften zunächst zum Vortragenden Rat im preußischen Innenministerium avancierte und danach ab 1852 auch im diplomatischen Dienst reüssierte. Im Jahr 1859 sollte zu Eulenburg dann als Generalkonsul nach Warschau gehen, wurde aber letztlich aufgrund seines immer wieder unter Beweis gestellten Verhandlungsgeschicks zu guter Letzt mit der Ostasienmission betraut.
Harakiri wegen Brüskierung
Diese machte zuerst in der japanischen Hauptstadt Station, welche damals noch Edo hieß. Dort stießen die „langnasigen Teufel“ aus Preußen auf eine ausgesprochen fremdenfeindliche Bevölkerung. Schließlich wurde am 15. Januar 1861 der Gesandtschaftsdolmetscher Hendrick Heusken von mehreren herrenlosen Samurai ermordet. Dennoch gelang es zu Eulenburg am 24. Januar 1861, einen Handels- und Schifffahrtsvertrag mit Japan abzuschließen. Hierdurch erhielt Preußen die gleichen Vorrechte wie die anderen westlichen Mächte. Jedoch galten die gewährten Privilegien nicht für die übrigen deutschen Staaten, weil diese keine eigenen Beauftragten nach Edo geschickt hatten. Einer der japanischen Unterhändler war über diese „Brüskierung“ so verstört, dass er Harakiri beging.
In China hatte zu Eulenburg nach siebenmonatigen zermürbenden Verhandlungen mehr Glück. Der Ungleiche Vertrag mit dem Reich der Mitte vom 2. September 1861 räumte nicht nur Preußen besondere Vorrechte ein, sondern allen Mitgliedern des Deutschen Zollvereins.
Während des Aufenthalts in Schanghai hatte zu Eulenburg den Auftrag aus Berlin erhalten, die Insel Formosa, also das heutigen Taiwan, zu annektieren. Dies verweigerte er jedoch unter Verweis auf das angeblich mörderische Klima dort und die militärische Schwäche seines Geschwaders, welches alles in allem nur 72 kleinere Geschütze mitführte.
Großer Erfolg in Siam
Die letzte Station der Reise war Bangkok, wo die Mission am 22. September 1861 eintraf. Der siamesische König Mongkut fürchtete damals vor allem die kolonialen Ambitionen der Franzosen und wollte Preußen als Verbündeten gewinnen. Daraus resultierte die Unterzeichnung des Vertrages zwischen Siam und Preußen inklusive des Zollvereins und der Mecklenburgs am 7. Februar 1862, der es den Deutschen sogar ermöglichte, Land in Siam zu erwerben.
Karriere trotz Verluste
Die Preußische Ostasien-Expedition endete im Sommer 1862 mit der Rückkehr der „Arcona“, „Thetis“ und „Elbe“ nach Danzig. Die „Frauenlob“ ruhte dahingegen schon seit dem 2. September 1860 mit allen 47 Besatzungsmitgliedern auf dem Grund der Bucht von Tokio. Dort hatte ein Taifun für den ersten Totalverlust eines Schiffes der preußischen Marine gesorgt. Darüber hinaus zählte man während der Mission auch 31 Todesfälle auf der „Arcona“. Zudem desertierten 14 der einfachen Matrosen, bei denen es sich in der Regel vielfach um zwangsrekrutierte wehrpflichtige ostpreußische Bauernsöhne handelte.
Andererseits wiederum machten
25 der beteiligten 64 Seeoffiziere und -kadetten später noch groß Karriere in der Marine: Sie erreichten entweder den Admiralsrang oder avancierten sogar zum Marineminister. Insofern legte das preußische Ostasien-Abenteuer den Grundstein für den Aufbau der Reichsmarine. Darüber hinaus hatte Preußen durch zu Eulenburgs gekonntes Wirken seinen Weltmachtstatus und seine Führungsrolle in Deutschland auf eindrucksvolle Weise untermauert.
Der Graf stieg daher aufgrund seiner Verdienste am 8. Dezember 1862 zum preußischen Innenminister auf, trat dann aber im März 1878 wegen der Kritik an seinen Verwaltungsreformen zurück. Am 2. Juni 1881 starb Friedrich Albrecht zu Eulenburg in Schöneberg bei Berlin, wonach er im nordbrandenburgischen Liebenberg zur letzten Ruhe gebettet wurde.