10.12.2024

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Friedrich Kallmorgen

Gründer der Grötzinger Malerkolonie

Städte- und Landschaftsbilder im impressionistischen Stil gehörten zu den Spezialitäten des Architektensohns

Martin Stolzenau
02.06.2024

Friedrich Kallmorgen wurde am 15. November 1856 in Altona geboren. Sein Vater gleichen Namens war ein regional tätiger Architekt, der wollte, dass der Sohn später einmal in seine Fußstapfen trete. Er förderte das zeichnerische Talent des Jungen und gab ihn zunächst in die Obhut von dessen Onkel Theodor Kuchel, der in Altona als Porträt- und Landschaftsmaler wirkte, und abgesehen von seinem Neffen auch die spätere deutsche Kaiserin und preußische Königin Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg und deren Schwestern im Zeichnen unterrichtete.

Nach der ersten Ausprägung beim Onkel besuchte Kallmorgen ab 1875 die Kunstakademie in Düsseldorf, wo er von Malergrößen wie Eugen Dücker unterrichtet wurde und mit Carl Friedrich Lessing Bekanntschaft schloss, einem Hauptvertreter der Düsseldorfer Historien- und Landschaftsmalerei. Letzterer nahm ihn auf eine Studienreise durch die Fränkische Schweiz mit, und als Lessing nach Karlsruhe an die Großherzoglich Badische Kunstakademie wechselte, folgte ihm Kallmorgen. In der badischen Kunstschmiede vervollkommnete Kallmorgen sich unter Ernst Hildebrand und Hans Fredrik Gude, einem Landschafts- und Marinemaler aus Oslo, der für seine norwegischen Fjordlandschaften bekannt ist. Nach Studienaufenthalten im Harz und in der Lüneburger Heide im Sommer 1878, folgte er 1880 seinem Lehrer Gudes nach Berlin, kehrte aber bereits im darauffolgenden Jahr nach Karlsruhe zurück. Dort fand er Aufnahme in dem Kreis um Gustav Schönleber. Der Maler schlichter und schön abgestimmter Landschaftsbilder nahm Kallmorgen zunächst auf seine Studienreisen nach Frankreich, in die Niederlande und nach Belgien mit und berief ihn dann zum Hilfslehrer für seine Malklasse an der Karlsruher Akademie.

1882 heiratete der aufstrebende Künstler aus Altona Margarethe Hormuth, die aus Heidelberg stammte und sich unter der Anleitung von Ferdinand Keller zur erfolgreichen Blumenmalerin entwickelte. Mit seiner jungen Frau zog Kallmorgen ins nahe Grötzingen, wo beide in der landschaftlichen Idylle Motive fanden, ein Sommerhaus bauen ließen und damit maßgeblich zur Gründung der Grötzinger Malerkolonie beitrugen. Das Malerpaar bildete für längere Zeit einen künstlerischen Mittelpunkt in Grötzingen, das heute ein Ortsteil von Karlsruhe ist.

Während seine Ehefrau ihre Blumen- und Stillleben realisierte und nebenbei in einer Malerinnenschule als Lehrerin wirkte, machte Kallmorgen mit seiner Malkunst Karriere. Er wurde vom badischen Großherzog Friedrich I. im Jahre 1891 zum Professor erhoben, war mit seinen Bildern kommerziell erfolgreich und prägte zahlreiche Schüler. Ab 1890 unternahm er diverse Studienreisen nach Frankreich, Belgien, den Niederlanden, Italien und Skandinavien, mittendrin 1898 eine große „Nordlandreise“. Zwischendurch besserte der Karlsruher Malerprofessor durch Bilder für die Stollwerck-Sammelalben des Kölner Schokoladenfabrikanten Ludwig Stollwerck seine Kasse auf.

Kallmorgen zählte nach 1900 mit der Übernahme vieler Anregungen von der Schule von Barbizon endgültig zur ersten Reihe der deutschen Kunstszene. Das trug ihm wachsenden Wohlstand und 1901 die Berufung nach Berlin ein, wo er in der Nachfolge von Eugen Bracht an der Kunstakademie als Lehrstuhlinhaber die Landschaftsklasse übernahm. Er erhielt 1908 die Große Goldmedaille auf der Berliner Kunstausstellung, unternahm weitere Studienreisen ins Ausland und fungierte bis 1918 als Chef der Genossenschaft bildender Künstler.

1916 kam die nächste Zäsur. Nach dem Tod seiner Ehefrau übersiedelte er als freischaffender Künstler dauerhaft nach Heidelberg. Dort malte er in den letzten Lebensjahren. Kallmorgen starb am 2. Juni 1924 bei einem Aufenthalt in Grötzingen. Auf dem dortigen Friedhof hat er auch seine letzte Ruhe gefunden.


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