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Chinas Nachrüstung

„Grundlegende Modernisierung“

Die Volksrepublik hat eine Erhöhung ihrer Verteidigungsanstrengungen beschlossen. Bis 2049 will sie die USA nicht nur eingeholt, sondern überholt haben. Besonderes Augenmerk legt Peking neuerdings auf seine Seestreitkräfte

Wolfgang Kaufmann
26.05.2021

Auf dem 19. Nationalkongress der Kommunistischen Partei Chinas im Oktober 2017 kündigte der Generalsekretär der Partei und Vorsitzende der Zentralen Militärkommission, Xi Jinping, eine „grundlegende Modernisierung“ der Volksbefreiungsarmee bis 2035 an. Anschließend soll diese bis zum Jahre 2049, in dem sich die Gründung der Volksrepublik zum 100. Mal jährt, zur „führenden Armee“ der Welt ausgebaut werden.

Dafür scheut die Regierung in Peking keine Kosten. Die Militärausgaben steigen schon seit Längerem kontinuierlich. Für dieses Jahr ist eine Wachstumsrate von 6,8 Prozent geplant. Dabei wendete China bereits vergangenes Jahr umgerechnet 252,3 Milliarden US-Dollar für die Streitkräfte auf, während es 2004 noch 66,8 Milliarden gewesen waren.

1,7 Prozent des BIP fürs Militär

Das lag deutlich unter dem, was Washington ausgab. Im vorigen Jahr bezifferten die USA ihr Militärbudget mit 778 Milliarden Dollar. Und auch bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wirken die chinesischen Zahlen eher bescheiden. Während die Militärausgaben vergangenes Jahr im weltweiten Durchschnitt 2,4 Prozent des jeweiligen nationalen BIP ausmachten, waren es in den USA 3,7 Prozent, in China hingegen nur auf 1,7 Prozent. Mit einem Anteil an den weltweiten Aufwendungen fürs Militär von 13 Prozent liegt das Reich der Mitte hinter den USA auf Platz 2.

Allerdings dürfte auch Peking viele Ausgaben fürs Militär, wie beispielsweise die für Forschung und Entwicklung, in anderen Budgets verstecken, um friedfertiger zu wirken. Des Weiteren sind chinesische Waffen vergleichsweise günstig. So kostet ein chinesischer Lenkwaffenstörer vom Typ 055 mit 180 Metern Länge, 20 Metern Breite, maximal 6,6 Meter Tiefgang und 12.000 bis 13.000 Tonnen Verdrängung umgerechnet 950 Millionen Dollar, während der Preis für ein Tarnkappenschiff der US-amerikanischen Zumwalt-Klasse mit zehn Metern mehr Länge, 4,6 Meter mehr Breite, 1,8 Meter mehr Tiefgang und 15.656 Tonnen Verdrängung bei 4,4 Milliarden Dollar liegt – was selbst den USA zu hoch war, sodass sie statt der ursprünglich geplanten 32 nur drei Exemplare kaufte.

Nach den USA stellt China inzwischen die meisten Rüstungsgüter her. Das Reich der Mitte besitzt die gemessen an der Zahl der Soldaten größte Armee und die hinsichtlich der Zahl der Schiffe größte Marine der Welt, wie aus einem detaillierten Bericht des US-Verteidigungsministeriums vom 1. September 2020 hervorgeht. In der chinesischen Volksbefreiungsarmee lesiten über zwei Millionen aktive Soldaten Dienst, davon etwa die Hälfte bei den Landstreitkräften. Diese verfügen unter anderem über 6700 Kampfpanzer. Im Gegensatz dazu können die United States Armed Forces nicht mehr als 1,3 Millionen Soldaten aufbieten, davon rund 500.000 im Heer. Die Zahl der US-Kampfpanzer der Typen M1, M2 und M3 liegt aktuell bei 6200.

Besonderes Augenmerk legt Peking neuerdings auf seine Marine, deren Aufbau aus mehreren Gründen forciert wird. Zum Ersten steht immer noch die Annexion beziehungsweise Wiedervereinigung mit der angeblich abtrünnigen Inselrepublik Taiwan auf der Agenda. Zum Zweiten will die Volksrepublik nach den natürlichen Ressourcen im Süd- und Ostchinesischen Meer greifen, was eine entsprechende Drohkulisse gegenüber den anderen Anrainerstaaten erfordert. Zum Dritten droht perspektivisch der Entscheidungskampf um die Vorherrschaft im Pazifischen Raum mit den USA. Und zum Vierten muss Peking seine Handelsrouten in Richtung Europa und Persischer Golf sichern, die durch den Indischen Ozean sowie die nicht ungefährlichen Gewässer rund um die Arabische Halbinsel und am Horn von Afrika führen.

US-Marine hat doppelte Feuerkraft

Aufgrund der besonderen Wichtigkeit einer kampfstarken Marine hat Peking in den letzten Jahren massiv in die Seestreitkräfte der Volksbefreiungsarmee investiert. Laut dem US-Verteidigungsministerium verfügen sie nun unter anderem über folgende Einheiten: zwei Flugzeugträger, 56 U-Boote, davon zehn mit nuklearem Antrieb, ein Kreuzer, 32 Zerstörer, 53 Fregatten, 49 Korvetten, 52 Landungsschiffe und 86 Schnellboote. Insgesamt stehen derzeit 360 chinesische Kriegsschiffe etwa 300 US-amerikanischen gegenüber. Allerdings besitzt die United States Navy momentan noch doppelt so viel Feuerkraft wie die chinesische Marine und kann auch deutlich mehr Flugzeugträger aufbieten, nämlich elf. Dazu kommen 70 Atom-U-Boote.

Nach den Luftstreitkräften der USA und der Russischen Föderation sind jene Chinas die drittstärksten der Welt. Peking kann rund 1500 Kampfjets einsetzen, während Washington auf etwa 2800 kommt. Und dann wäre da noch das ebenfalls sehr große und vielfältige chinesische Raketenarsenal, das auch das Verschießen von Kernsprengköpfen über Distanzen von bis zu 13.000 Kilometern erlaubt.


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Kommentare

Tom Schroeder am 27.05.21, 15:40 Uhr

Als kleine Leute können wir nur die Dinge im Laden liegen lassen, die offensichtlich chinesischer Herkunft sind - die Handelsbilanzdefizite, wie Trump seinerzeit richtig bemerkte, sind unfair und ermöglichen das ganze erst. Dies gilt auch für Europa, denn die Wirtschafts-Strategie Chinas ist purer Merkantilismus. Das darf man nicht weiter unterstützen, egal auf was man dann erst mal verzichten muss. Für kurzfristige Gewinne sind einige Politiker bereit, insbesondere Merkel, mit den Kommunisten Geschäfte zu machen. In Wirklichkeit zahlen wir das alle, denn wir importieren fast doppelt so viel aus China, wie wir exportieren. Aber offiziell ist China der wichtigste Handelspartner Deutschlands - lächerlich. Möchte man in den 30er Jahren Geschäfte mit Hitlerdeutschland gemacht haben? Ich sicher nicht. Wenn es ums chinesische Essen geht, ich liebe es, weiche ich auf Zutaten aus Taiwan aus.

sitra achra am 27.05.21, 08:54 Uhr

Hail China! China rules the waves!

Siegfried Hermann am 26.05.21, 10:57 Uhr

Die Handelsroute nach Europa soll über die "neue Seidenstraße" auf dem Landweg erfolgen. Und die wird massiv ausgebaut! Egal mit welchen Mitteln. Da braucht es keine Marine.

Maritime Überlegenheit wird allerdings gebraucht, um die Rohstofflager in Afrika und die Ölreserven in Nahost, den Amis die Zufuhr über die Straße von Hormus abzuschneiden und das iranische Öl selbst sicher in die eigenen Häfen zu transportieren. Eine chinesische pipeline vom Iran bis zur Westgrenze China liegt da noch im Utopiebereich, da die Aliba-Horden heute so, und morgen ganz anders herum agieren.
Der Pazifikraum ist insofern interessant, weil an der gesamte Vietnam-Küste Ölvorkommen größer als das der Saudis vermutet wird und erste Explorationen aus den Früh60zigern dies andeuten. Und die Rohstoffe aus der Tiefsee sind auch kein Märchen. Allerdings gibt es noch keine preisgünstige Technologie, das zeugs aus 4000-6000m Tiefe sicher nach oben zu holen.
Und was das riesige deutsche Carolinen-Gebiet angeht, ist das letzte Wort auch noch nicht gesprochen!! Vor Jahren (!!) hatte das Kohl-Kabinett ein "unbegrenzte" "Wirtschaftsabkommen zur Wirtschaftszone Tiefsee" mit den dortigen Südsee-Häuptlinge abgeschlossen. Damals hat die Welt noch drüber gelacht...
Zurück:
Man sieht ja jetzt schon wie das tagtägliche kriegerische Geplänkel um persische Samurai-Schnellboote und arabische "Piraten", saudische Kulturrevolutionsgarden-Terror bis Mosambik zustatten geht.

Und was eben die US-navy angeht sind die Amis noch haushoch überlegen mit 10 Trägerflotten. Und mit der neuen Gerald-Ford-Klasse
wird technologisch der Abstand noch erhöht, wenn man bedenkt, das der 1. chinesische Träger aus SU-Zeiten stammt und der Nachfolger darauf aufbaut und allenfalls für den Küstenschutz taugt....
Bei den Flugzeugen sieht die Sache ähnlich aus. Russische Produktion aus den 90zigern leicht modernisiert.
Das mag im Bodenkampf ausreichend, aber auf eine "Midway-Schlacht" auf Distanzen von 500 Km plus-x absolut lächerlich damit anzutreten.
Die Amis haben nicht nur ihre F-35 M dagegen zu setzen, sondern eine komplett neue Tarnkappen-Drohengeneration mit Dogfight-Qualitäten der F-22. Da sieht selbst eine Mig 35 ziemlich alt gegen aus!
Dabei sind die europäischen Flottenverbände noch gar nicht eingerechnet! Die sollen die Russen für alle Fälle in die Schranken verweisen. Die Russen selber modernisieren ihre Flotte auf neusten Stand, aber deutlich kleiner als noch zu SU-Herrlichkeiten und eher auf Selbstschutz und Polar-Überlegenheit ausgelegt.
Und auf der cyber-war-Ebene haben die Chinesen den Amis mit ihrer Quantentechnologie, die jetzt schon 10.000fach der Silizium-Technologie in Geschwindigkeit und Speicherung überlegen ist nichts, absolut nichts entgegen zu setzen. Und auch hier wird der Vorsprung massiv wachsen.
Wirtschaftsspionage wird den Chinesen nix bringen, weil dieser Entwicklungsstrang so hermetisch abgeriegelt ist wie seinerzeit das Manhattan-Projekt!
Ergo:
Die Chinesen werden schnell einsehen, das mit Spionage, Aufkaufen, Scheckbuch-Bestechung, kultureller Zerstörung, Stützpunktpolitik und ethnischer Heuschrecken-Umvolkung mehr erreicht wird, als mit plumper Militäraktionen.
So zerstritten wie die Amis und Europäer sind, so sehr würden sie im Kriegsfall einig kämpfen. Und auf die Russen können sich die Chinesen ganz bestimmt nicht verlassen! Denen sind die Chinesen mit ihren Weltherrschaft-Anspruch selber suspekt.
Leider ist es so, das immer noch Hintergrundmächte die Tagespolitik in den Händen halten und meinen mit kriegerischer Konfrontation den meisten Profit machen zu können und dazu übelste Psychopathen aller Art mit ihren abartigen Weltmacht-phantasien benutzen, die die Menschen ins Verderben rennen lassen.
Erst wenn diese bunten Herrschaften aussortiert sind, ist Besserung in Sicht.
Und die entscheidende Phase findet jetzt statt und nicht 2049.
Insofern ist Hoffnung.

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