27.03.2025

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Energie

Habecks LNG-Debakel auf Rügen

Betreiberfirma legt schwimmendes Terminal still – Kritiker sehen sich vollständig bestätigt

Hermann Müller
20.02.2025

Mit hohen Zuschüssen und einem Beschleunigungsgesetz hat sich die Ampel-Bundesregierung für den Bau von Terminals zur Entladung von Flüssiggas (LNG) an Nord- und Ostsee engagiert. Im Fall des LNG-Terminals in Mukran auf der Insel Rügen haben Bürgerinitiativen, eine ganze Phalanx von Umweltverbänden, die Landesregierung in Schwerin, Abgeordnete und Kommunalpolitiker bereits beim Start des Projekts Zweifel angemeldet, ob die Anlage auf Deutschlands größter Insel überhaupt notwendig sei. Vergeblich. Auch gegen den Widerstand auf der Insel hatte sich Bundesminister Robert Habeck (Grüne) stark für den Bau der Anlage eingesetzt.

Wie berechtigt die Frage nach dem Nutzen des Terminals auf der Urlauberinsel noch immer ist, zeigt die aktuelle Entwicklung: Anfang Februar hat der Betreiber des LNG-Terminals auf Rügen, die Deutsche ReGas, den Chartervertrag für ein Spezialschiff gekündigt. Bei dem Schiff handelt es sich um die „Energos Power“, die seit Juli 2024 im Hafen von Mukran liegt. Aufgabe des Schiffs ist es, das per Tanker angelieferte Flüssiggas wieder in den gasförmigen Zustand zu bringen.

Ungleicher Wettbewerb
Bemerkenswert ist die Begründung des Terminalbetreibers Deutsche ReGas für die Kündigung. Das private Unternehmen wirft nämlich dem Konkurrenten Deutsche Energy Terminal (DET) eine „ruinöse“ Preispolitik vor. Das Pikante dabei: Das Unternehmen DET, Betreiber der LNG-Terminals in Wilhelmshaven, Brunsbüttel und Stade, ist ein bundeseigenes Unternehmen. Laut ReGas-Geschäftsführer Ingo Wagner steht sein Unternehmen bereits seit Weihnachten 2024 in einem ungleichen Wettbewerb mit den staatlich betriebenen Terminals an der Nordseeküste.

ReGas beklagt sogar, dass es sich die bundeseigene DET bei den Terminalentgelten leisten könne, unter den Preis zu gehen, der bei einem privaten Betreiber als Minimum zur Kostendeckung gilt. Betroffen vom demnach ungleichen Konkurrenzkampf sind gleich zwei Terminals der Deutschen ReGas. Das Unternehmen betreibt in Vorpommern noch ein weiteres LNG-Terminal am Greifswalder Bodden. Das Bundeswirtschaftsministerium reagierte auf den Vorwurf der unfairen Konkurrenz durch ein staatlich subventioniertes Unternehmen mit dem Hinweis, die DET habe sämtliche Kapazitäten für 2025 zu „im europäischen Vergleich marktüblichen Preisen“ vermarktet. Von einem ruinösen Wettbewerb „kann daher keine Rede sein“. Das Grün-geführte Ministerium erklärte zudem: Als die Deutsche ReGas im Jahr 2023 die „Energos Power“ für zehn Jahre gechartert habe, hätte sie gewusst, dass die DET die Terminals des Bundes an der Nordsee betreiben würde.

Was mit der „Energos Power“ nach der Kündigung des Chartervertrags geschieht, hängt laut ReGas von Gesprächen mit dem Bundeswirtschaftsministerium ab. Ein zweites Schiff zur Regasifizierung wird offenbar weiterhin in Mukran zur Verfügung stehen.

Bestätigt fühlen können sich von dieser Entwicklung Kritiker des Projekts wie der parteilose Bürgermeister der Rügener Gemeinde Binz: „Das ganze Unterfangen hat sich nun endgültig als überflüssig herausgestellt.“ Die Gemeinde Binz hatte versucht, mit einer Klage den Bau des Terminals zu verhindern.

Deutsche Anlagen besonders teuer
Damit nicht genug: Das gesamte, von der Bundesregierung mit viel Elan angeschobene Vorhaben zum Bau von mehreren LNG-Terminals an den deutschen Küsten könnte sich als teurer Flop entpuppen. Die Gesamtkosten für den Bau der Flüssiggas-Terminals in Brunsbüttel, Stade und in Wilhelmshaven beziffert das Bundeswirtschaftsministerium mit rund fünf Milliarden Euro. Für den Betrieb der vier schwimmenden LNG-Terminals der bundeseigenen DET hat die EU-Kommission erst im Dezember 2024 zusätzlich noch mehr als vier Milliarden Euro an staatlichen Beihilfen durchgewinkt. Maximal darf der Bund sogar fünf Milliarden zuschießen, um Verluste der Anlagen auszugleichen.

Den Beitrag, den die Anlagen zur Versorgungssicherheit liefern, ist dagegen bislang sehr überschaubar. Der Anteil des Flüssigerdgases an den gesamten Gas-Importen lag 2024 bei lediglich acht Prozent. Der Großteil des deutschen Gasbedarfs wird durch Pipelinegas aus Norwegen, den Niederlanden und Belgien gedeckt.

Manko der Flüssiggasterminals an Nord- und Ostsee sind die hohen Kosten. Wie die „Financial Times“ berichtet, ist die Belieferung der deutschen Terminals teurer als die von Anlagen im restlichen Nordwesteuropa. Ein Faktor dabei: Bei den Deutschen erfolgt die Regasifizierung des Flüssiggases nicht in landgestützten Anlagen, sondern mit Hilfe von Spezialschiffen wie der „Energos Power“.


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