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Ostern

Handwerker mit göttlichem Auftrag

Zimmerermeister Bernhard Thoma hat seit 30 Jahren in 14 Ländern Kirchen gebaut – Einige der Bauten liegen heute in Krisengebieten

Markus Bauer
10.04.2023

Drei Jahre kann Gott mit mir machen, was er will!“ Das versprach Bernhard Thoma 1992 nach der Freisprechungsfeier im Zimmererhandwerk. Nun ist der Zimmerermeister 30 Jahre ein Kirchenbauer – im wahrsten Sinne des Wortes: Über 30 Gotteshäuser hat er mit über 500 freiwilligen Helfern in 14 Ländern gebaut oder dabei geholfen, dass Kirchen und Klöster wieder aufgebaut werden konnten. Als „einen Zimmermann im Auftrag des Herrn“ beschreibt er sich selbst.

Kirchlich engagiert war der im Juni 1967 in Ingolstadt geborene und in Schamhaupten (Landkreis Eichstätt) beheimatete Thoma schon von Jugend an. Als Handwerker – von 1983 bis 1985 machte er die Ausbildung zum Zimmermann – lag die Mitarbeit in der Kolpingjugend nahe. Schnell avancierte er zum Jugendgruppenleiter und brachte sich überregional in die Kolping- und BDJK-Arbeit ein. Ein für später wichtiger Aspekt ergab sich beim Wehrdienst in Ingolstadt 1988 bis 1989. Er machte den Führerschein Klasse II, mit dem er Lkw mit über 7,5 Tonnen fahren durfte. Das sollte nicht nur für seine Handwerkstätigkeit von Vorteil sein.

Auch im Handwerk wollte er vorankommen – den Meistertitel. Hierfür besuchte er von 1990 bis 1992 die Fachschule für Bautechnik/Meisterschule für das Bauhandwerk – Fachrichtung Hochbau in München. Diese Ausbildung schloss er als Zimmerermeister und staatlich geprüfter Bautechniker ab.

Doch Thoma hatte ganz spezielle Pläne. Er hatte den in der Bolivien-Mission tätigen Franziskanerpater Reinhold Brumberger kennengelernt und wollte Entwicklungshelfer werden. Thoma absolvierte einen Kurs für den Entwicklungshelferdienst und hatte sogar eine freie Stelle in Tansania in Aussicht, die er aber wegen der klimatischen Rahmenbedingungen nicht annahm.

Eine überkonfessionelle Tätigkeit

Nach der Freisprechungsfeier in München meditierte er in der Bürgersaalkirche am Grab von Pater Rupert Mayer über seine Zukunft. Sein dort gegebenes Versprechen, dass Gott drei Jahre lang mit ihm machen könne, was er wolle, sollte bald auf besondere Weise umgesetzt werden. Zunächst arbeitete Thoma ab 1992 als Zimmerermeister in einem Holzbaubetrieb, wo er vor allem im Fertigbau von Holzhäusern tätig war. In dieser Zeit hörte er einen Vortrag von Hubert Liebherr, der nach seinem Ausstieg aus der bekannten Baumaschinenfirma ab 1988/89 seinen christlichen Glauben ins Zentrum seines Lebens rückte. Mit dabei war auch der 2010 verstorbene Förster im Staatsdienst Axel Weidinger. Dieser organisierte mit der Aktion „Bauern helfen Bauern“ Holz von seinen Waldbauern, transportierte dieses während des Balkankrieges nach Jugoslawien und konnte dort damit über 100 kleine Holzhäuser bauen lassen.

Genau das war es! Thoma sagte seine Mithilfe zu. Vor allem beim Bau dieser Nothäuser in Kroatien wirkte er mit. In einem Dorf wurde ein Holzhaus zur Kapelle umfunktioniert, weil die eigentliche Kirche zerschossen war. Diese Idee gelangte nach einem Hilfstransport nach Moskau zum dortigen Erzbischof Tadeusz Kondrusiewicz. Dieser fragte an, ob solche Kapellen auch für Russland möglich wären. Liebherr, Weidinger und Thoma sagten zu. In nur zwei Monaten entstand in Freizeitarbeit die erste Kapelle für Russland in Rostow am Don.

Russland und frühere Sowjetrepubliken bildeten bald den Schwerpunkt, so auch die Ukraine. Die meisten dort aufgebauten Kirchen sind für die römisch-katholische Kirche, teils auch für die griechisch-katholische und die orthodoxe Kirche. „Wir sind überkonfessionell tätig, wo gerade Bedarf ist“, betont Thoma. Bis heute hat er höchsten Respekt vor der über viele Jahrzehnte unterdrückten Kirche in der früheren UdSSR, zum Teil erfahren heute noch die nicht-orthodoxen Konfessionen in Russland Benachteiligungen und Behinderung.

Ukraine soll Schwerpunkt bleiben

Erzbischof Kondrusiewicz erbat weitere Unterstützung. Um geordnete Strukturen zu schaffen, gründeten die bisher Aktiven mit Mitstreitern am 17. Juni 1994 den Verein „Kirchen für den Osten“. Hier ist Thoma 2. Vorsitzender und technischer Leiter und – nach Kündigung beim bisherigen Arbeitgeber – beim Verein angestellt. „Neben der Fertigung der Kirchen bauten wir Ausbildungsbetriebe im Handwerk auf und unterstützten über 50 Klöster, Kirchen und Schulen in der Planung, Logistik und Finanzierung“, blickt er zurück.

In der Regel geht die Initiative von einer Pfarrei beziehungsweise einem Priester im jeweiligen Land aus. Dies wird dann als Projekt fixiert und beim zuständigen Bischof zur Genehmigung eingereicht. Liegt die Zulassung vor, können die Förderanträge (so über das Hilfswerk Renovabis) eingereicht werden. Das Hilfswerk bezahlt dann den Verein. Dieser verfügt seinerseits über rund 4500 Spender, Helfer und Unterstützer in Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie über 500 freiwillige Helfer. Bis etwa 2002 war das Modell „Blaue Kirche“ Usus, das heißt, der gleiche Typ wurde überall fast identisch aufgebaut. Danach entstanden Unikate, die vor Ort gefertigt und aufgestellt werden, zumal örtliche beziehungsweise regionale Handwerker einbezogen und junge Leute dort ausgebildet werden.

Zum Ursprungsland Jugoslawien beziehungsweise dessen Nachfolgestaaten wie Bosnien-Herzegowina oder das Kosovo kamen auf dem Balkan Bulgarien und Rumänien sowie Albanien dazu. Schwerpunkte sind aber Russland, die Ukraine und Kasachstan. Einzelne Projekte führten nach Polen, Litauen und Italien. Ein Projekt war in Alta im Norden Norwegens am Polarmeer. Hier stand eine Baustelle still, doch mit Unterstützung des Vereins gelang der Weiterbau und die Fertigstellung. Das südlichste Objekt lag in Uganda.

Die zuletzt erstellte Kirche war jene in Norwegen. Momentan lässt der Krieg in der Ukraine keine Aktivitäten dort oder auch in Russland zu. Aktuell läuft daher ein Vorhaben in Galatz in Ostrumänien. Geplant ist die Errichtung einer Kirche mit Sozialzentrum am Rande der Stadt Galatz nahe der Grenze zur Ukraine und zu Moldawien.

Die Ukraine soll auch künftig ein Schwerpunkt bleiben. „Wir wollen junge Ukrainer zu Baufachleuten umschulen, zum Beispiel eine Ausbildungsschreinerei mit aufbauen“, blickt Thoma nach vorne. In einem ersten Schritt sollen junge Ukrainer mit Deutschkenntnissen nach Bayern kommen und sich entsprechend qualifizieren, um dann in ihrer Heimat als Multiplikatoren zu wirken.


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