14.12.2024

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Pommerscher Adel

Helmuth Freiherr von Maltzahn

Vor 100 Jahren gestorben – Umsichtiger Politiker und Gründer der Historischen Kommission Pommerns

Martin Stolzenau
19.02.2023

Die Familie von Maltzahn gehört zum Uradel in Mecklenburg und Vorpommern, wurde 1194 erstmals urkundlich erwähnt und entwickelte sich ab Ludolf von Moltzan, der zwischen 1256 und 1283 als Burgmann zu Gadebusch überliefert ist, in mehreren Zweigen in Mecklenburg, Pommern und Brandenburg-Preußen.

Die moderne Familiengeschichte verweist auf rund 60 Stämme, Zweige, Linien, Äste und Unteräste. Das reicht vom Stamm Grubenhagen über den Stamm Penzlin bis zum Stamm Sarow, die mit ihren Untergliederungen alle größere Besitztümer erwarben und über Jahrhunderte in der Politik, beim Militär und in Kultur und Kunst bedeutende Stellungen bekleideten.

Die Reihe der namhaften Besitzungen mit diversen Schlössern reicht von Burg Penzlin, Schloss Kummerow und Schloss Ivenack mit den ältesten Eichen Deutschlands über Schloss Gültz, Schloss Wolde, Schloss Schmarsow, Schloss Ulrichshusen und dem Herrenhaus in Krukow bis zum Schloss Militsch in Niederschlesien.

Umsichtiger Landesherr

Die Palette bekannter Namensträger in den vergangenen Jahrhunderten geht von Joachim von Maltzahn, dem kaiserlichen Feldmarschall, Karoline von Maltzahn, der Vorbildfigur für Gräfin Christine Holk in Theodor Fontanes „Unwiederbringlich“ und Heinrich von Maltzahn, einem Schriftsteller und Orientalisten, über Hermann von Maltzahn, dem Forschungsreisenden und Dichter, bis zu Maria von Maltzahn, der Biologin und Widerstandskämpferin gegen die Nationalsozialisten, Andreas von Maltzahn, dem mecklenburgischen Landesbischof, Katrin von Maltzahn, der Malerin und Kunstprofessorin, und Helmuth von Maltzahn, der als Reichstagsabgeordneter und Oberpräsident der preußischen Provinz Pommern in Stettin residierte und der vor genau 100 Jahren starb.

Helmuth Freiherr von Maltzahn wurde am 6. Januar 1840 in Gültz geboren. Der Ort liegt im westlichen Ausläufer des Tollense-Urstromtals nördlich von Altentreptow und südöstlich von Demmin, war seit 1484 Teil des umfangreichen Lehensbesitzes der Adelsfamilie von Maltzahn und erhielt unter Helmuth von Maltzahn das bis heute existierende klassizistische Herrenhaus und einen englischen Landschaftspark. Heute gehört das Dorf mit einigen Sehenswürdigkeiten wie dem Herrenhaus, der Kirche aus dem 13. Jahrhundert, den Maltzahn-Grabstätten und zwei spektakulären alten Eichen zum Landkreis Demmin.

Schlösser einst im Familienbesitz

Die Eltern von Maltzahn waren Axel von Maltzahn, der als Landrat wirkte, und Auguste von Lützow-Boddin, eine Tochter des mecklenburgischen Staatsministers Ludwig von Lützow. Der Adelsspross erhielt eine standesgemäße Bildung, studierte nach dem Abitur in Erlangen, Heidelberg und Berlin Rechtswissenschaften und begann seine berufliche Laufbahn 1860 als Auskultator. Er stieg rasch zum Kammergerichtsreferendar, Regierungsreferendar und Regierungsassessor auf, bis er 1867 nach der Heirat mit Anna von Rohrscheid aus Annaburg im Interesse der eigenen Familie und zur Bewirtschaftung seiner Güter zeitweilig aus dem Staatsdienst ausschied.

Die Jahre der Zurückgezogenheit, die durch die Teilnahme am deutsch-französischen Krieg 1870/71 unterbrochen wurden, nutzte er für den Ausbau seines Gutsbesitzes in Gültz, den Neubau eines Herrenhauses durch den Schweriner Baurat Georg Daniel und zur Vervollkommnung des vom preußischen General-Gartendirektor Peter Joseph Lenné 1840 geschaffenen englischen Landschaftsparks.

Fast parallel ließ er sich als Mitglied der Konservativen in den Reichstag wählen. Er gehörte dem Reichstag als Abgeordneter des Wahlkreises Anklam-Demmin bis 1888 an. Damit begann seine zweite Karriere. Er war als Reichstagsabgeordneter bis 1888 Chef des wichtigen Haushaltsausschusses, war ab 1888 fünf Jahre lang Staatssekretär im Reichsschatzamt auf und übernahm dann das Amt des Oberpräsidenten der Provinz Pommern mit Sitz in Stettin.

Nach 1945 enteignet

Maltzahn regierte die Provinz recht pragmatisch, wurde 1909 zusätzlich zum Erblandmarschall von Altvorpommern berufen und engagierte sich als Geschichtskenner für die Gründung der Historischen Kommission Pommerns, die er als erster Vorsitzender ab 1910 auf den Weg brachte und dabei die Erforschung der Historie Pommerns in Gang brachte. Er machte dabei nicht nur Vorgaben. Er forschte und veröffentlichte auch selbst. Bereits 1913 erschien der erste Band zur Pommerschen Geschichte.

Maltzahn ließ es im Alter ruhiger angehen. Er hatte auf seinem Gutsbesitz, im Reichstag und dann als Chefverwalter Pommerns seine Felder bestellt und starb am 11. Februar 1923 mit 83 Jahren auf seinem Stammsitz in Gültz. Außer seinem Lebenswerk hinterließ er aus seiner Ehe fünf Kinder. Seine letzte Ruhe fand Maltzahn auf der Familiengrabstätte in Gültz.

Das Gut Gültz mit Schloss und rund 1000 Hektar blieb bis 1945 im Familienbesitz, hatte als letzte Besitzerin Helene Luise Freifrau von Maltzahn und wurde dann enteignet. Das Schloss diente anschließend als landwirtschaftliche Berufsschule, nach 1989 zeitweilig als Hotel und steht derzeitig bedauerlicherweise leer.


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