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Wie Robert Habecks Gas-Legende zerbröselt, und wie es sich ohne moralischen Kompass lebt
Man gönnt ihnen aber auch gar nichts. Den Grünen, meine ich. Hier denke ich gar nicht so sehr an die NRW-Kommunalwahlen, selbst wenn die auch nicht gerade schön ausgegangen sind für die einstige Ökopartei. Nein, es geht um etwas viel Größeres. Es geht um die Legendenbildung über das segensreiche Wirken von Habeck und Co. in der Ampelregierung.
Mit seinem Heizungsgesetz, dem völlig absurden Atomausstieg oder der herzerfrischenden Stammelei zur Frage, wann eine Firma insolvent ist, hat sich der von manchen gefeierte Ex-Wirtschaftsminister tief ins Gedächtnis gebrannt. Nur leider als Versager, da konnten weder schmachtende Journalistinnen zu seinen Füßen noch die eigene Parteipropaganda viel dran ändern.
So wollten sie wenigstens eine einzige Großtat auf Habecks Heldenschild verewigt wissen, die seine dummen Kapriolen überstrahlen sollte für alle Zeit: Dass der große Grüne es war, der Deutschland 2022 vor dem Sturz ins Chaos gerettet hat, als die Gaslieferungen aus Russland ausblieben. Er habe nämlich schnell, beherzt und kompetent die Sache mit den Flüssiggas-Terminals in die Wege geleitet. Nur deshalb seien wir im Winter 22/23 nicht in Dunkelheit und Kälte gefallen, die uns damals akut drohten.
Nun kommt indes heraus, dass diese prunkvolle Darstellung – na, sagen wir mal – ein paar ziemlich peinliche Löcher aufweist. Danach war es nicht Habeck, sondern der Bundesnachrichtendienst (BND), der schon im Januar 2022, also vor Kriegsausbruch, Kanzler Scholz und eben Habeck schwimmende Flüssiggas-Terminals als schnelle Notlösung vorschlug und auch gleich mögliche Bezugsquellen für das Gas sowie Standorte für die Terminals aus der Tasche gezogen hat. Der Plan war demnach fix und fertig, ganz ohne Habeck. Der musste nur noch seine Leute anweisen, das zu tun, was der Geheimdienst vorgezeichnet hatte.
Ausgerechnet am 14. September, dem Tag der schmerzlichen NRW-Wahl, brachte die „Welt am Sonntag“ diese Wahrheit ans Licht und zitiert einen „mit dem Vorgang vertrauten Politiker“ mit den Worten: „Habeck konnte froh sein, dass der BND einen Ausweg aus dem Dilemma aufzeigen konnte.“ Allerdings ließ der grüne Minister die Öffentlichkeit weder an seinem unverdienten Glück noch an seiner Dankbarkeit für die weisen Vorleistungen des BND teilhaben. Stattdessen haute er dem Dienst später um die Ohren, den russischen Angriff nicht vorhergesehen zu haben, und ging daran, das Märchen zu stricken, dass er es gewesen sei, der den Ausweg aus der Mangellage gewiesen habe.
Peinlich. Also jedenfalls, wenn so was rauskommt. Und das ist es ja nun. Außerdem war der BND mit seiner Überraschung über den Kriegsausbruch nicht allein. Die ersten Reaktionen aus Kiew in den Stunden nach dem Angriff legen nahe, dass auch dort kein Verantwortlicher mit der Eskalation gerechnet hatte. Habecks Kritik erscheint da reichlich schnöselhaft, und vor dem Hintergrund der BND-Federn, mit denen er sich geschmückt hat, sogar ein bisschen eklig.
Und am selben Tag dieser Enthüllung das grüne NRW-Debakel, was für ein Elend! Ein kleiner Trost für das linke Lager bleibt da immerhin: das gute Abschneiden der Linkspartei. Die Genossen sind ja ohnehin einen Zacken schärfer als die links-bourgeoisen Grünen und kommen daher bei vielen jungen Leuten fabelhaft an. Nämlich bei denen, die sich offenbar dermaßen langweilen, dass ihnen nur noch die hemmungslose Radikalisierung jenen Kick verspricht, den lebenslustige junge Menschen nun einmal suchen.
Seidenweiche Menschenverachtung
Hemmungslosigkeit kann sehr befreiend sein. Zumindest solange, bis man erschrocken auf die Folgen blickt. Im Moment der Besinnung schnürt es dem eben noch Enthemmten die Kehle zu angesichts dessen, was er da im Rausch von sich gegeben hat. Vorausgesetzt, er besitzt einen moralischen Kompass, der ihm nach Abklingen der Raserei anzeigt, wie weit er sich verrannt hat. Wo Heidi Reichinnek dieses kleine, nützliche Gerät verloren hat, wissen wir nicht. Auf jeden Fall hatte die Linkspartei-Chefin das Ding nicht dabei, als sie bei Caren Miosga zu Gast war.
Zur Ermordung von Charles Kirk ließ sie dort etwas verlauten, was das politische Klima in Deutschland anhaltend verändern könnte: „Man muss kein Mitleid und keinen Respekt vor dieser Person haben.“ Sie sei sogar „irritiert, dass die Junge Union da so einen Trauer-Post schickt, wenn man überlegt, was das für eine Person ist“. Kirk sei nämlich „sehr problematisch“ gewesen. Trauer, Mitleid oder auch nur Respekt sind demnach fehl am Platz bei Leuten, die Frau Reichinnek „problematisch“ findet.
Im Eiswind dieser Kälte möchte man sich sogar an einem lauen Septemberabend den dicksten Pullover überstreifen. Und einen Schnaps kippen, um wieder zur Ruhe zu kommen. Hat sie das wirklich gesagt? Hat sie. Und es kommt noch dicker, also stellen Sie die Flasche nicht vorschnell weg.
Was Reichinnek da vorführt, ist keineswegs nur die Verirrung in einer dunkelroten Blase. Da kriecht vielmehr eine breite Strömung durchs Land, welche sich aufgemacht hat, selbst die elementarsten Regeln von Anstand und Mitmenschlichkeit platt zu walzen.
Zu spüren bekommt das beispielsweise der Fußball-Nationalspieler und Dortmund-Profi Felix Nmecha. Der 24-Jährige hatte seine Betroffenheit über Kirks Ermordung öffentlich bekundet mit den Worten: „Ruhe in Frieden bei Gott. So ein trauriger Tag.“ Auch hatte er geschrieben, Kirk sei „friedlich für seine Überzeugungen und Werte eingestanden“. Diese Wortmeldungen hätten „in Fankreisen Wirbel ausgelöst und Widerspruch provoziert“, freut sich der „Spiegel“. Wohl deshalb hat Nmecha den Satz mit den „Überzeugungen und Werten“ wieder gelöscht.
Borussia Dortmund hat unterdessen brav versprochen, Nmechas Äußerungen intern aufzuarbeiten. Der Verein wolle „das Gespräch mit dem Profi suchen“, erfahren wir aus dem „Spiegel“. Klingt wie „Antreten zur Standpauke“. Und es gibt offenbar einiges „aufzuarbeiten“. Denn laut „Bild“-Zeitung hat Nmecha in seinem Vertrag eine Klausel unterschrieben, die ihm eine Strafe androht, wenn er in Posts Dinge sagt, die den „Werten“ des Klubs zuwiderlaufen.
Hier rundet sich das schaurige Bild: Wie in den dunkelsten Phasen der jüngeren Geschichte werden Personen erneut aus ideologischen Gründen in mehr- oder minderwertige Angehörige des Menschengeschlechts eingeteilt, weshalb Respektsbezeugungen für die Minderwertigen mit „Aufarbeitung“ geahndet werden. Diese Einteilung geschieht heute nur nicht mehr im kalten Befehlston des 20. Jahrhunderts. Nein, heute macht man das im seidenweichen Sound einer vorgetäuschten Achtsamkeit, welche die Dreistigkeit ermöglicht, uns dieses menschenverachtende Vorgehen auch noch mit angeblichen „Werten“ zu begründen. Jetzt ahnen Sie, warum ich empfohlen habe, die Schnapsflasche in Reichweite zu halten.