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Automobilverleiher und Carsharing-Anbieter meiden zunehmend Kraftfahrzeuge mit Elektroantrieb
Noch vor einigen Jahren galt es in der Branche als ausgemacht, dass die Zukunft der Automobilverleiher in der Elektromobilität liegen werde. Doch davon ist derzeit nicht mehr viel zu spüren. Dieses Jahr begann für die E-Auto-Lobby mit einem knallharten Rückschlag. Die Autovermietung Hertz kündigte an, ein Drittel ihrer weltweiten Elektroauto-Flotte zu verkaufen und den Erlös zum Teil in den Kauf von Verbrennern zu investieren.
Schon zuvor hatte Mitbewerber Sixt entschieden, seine E-Flotte deutlich zu reduzieren. Grund dafür seien vor allem veränderte Rahmenbedingungen im Marktumfeld, wie es in der Unternehmer-Sprache heißt. Sixt hatte erklärt, die Preise für gebrauchte Elektro-Autos seien massiv eingebrochen. Aus diesem Grund hatte Sixt auch erklärt, keine Wagen der Marke Tesla mehr zu kaufen und den Bestand insgesamt stark zu verringern. Dies lag zum einen an einer allgemein schwächeren Nachfrage nach vermieteten E-Autos, zum anderen aber auch an Preissenkungen seitens Teslas. Diese wiederum führten zu einem niedrigeren Restwert der Fahrzeuge beim Weiterverkauf.
Die Probleme beim Weiterverkauf sind auch bei sogenannten Carsharing-Anbietern offenkundig. Die Firma Miles aus Berlin hat erklärt, dass Ende des vergangenen Jahres nur noch knapp 17 Prozent aller Leihwagen über einen Elektroantrieb verfügten. Nur ein halbes Jahr vorher habe der Anteil noch bei 25 Prozent gelegen. Neue Elektroautos würden derzeit nur noch in geringem Umfang in die Flotte integriert, hieß es in einer Mitteilung des Unternehmens. „Im direkten Vergleich zwischen Verbrennerfahrzeugen und E-Autos im Carsharing zeigt sich, dass ein E-Auto noch immer einen Kostennachteil gegenüber Verbrennern aufweist. Bedingt durch die höheren Anschaffungskosten, die aufwendigeren und teureren Reparaturen und den höheren Aufwand im Betrieb“, teilte Miles mit.
Ähnliches war in den vergangenen Wochen von Hertz und Sixt zu hören. Es mangele zudem immer noch an Ladestationen. Die seien oftmals belegt. Hinzu kämen unterschiedliche Bezahlmethoden, die es für die Verbraucher unübersichtlich machten. Letztlich sei es nicht attraktiv, wenn man sich für jeden Anbieter eine neue App herunterladen müsse, heißt es. Zudem ist die Reichweite der Elektro- und Hybrid-Fahrzeuge gerade im Segment der Klein- und Mittelklassefahrzeuge immer noch sehr begrenzt. Das gehe eindeutig gegen die Zeit des Nutzers und auch gegen die Bequemlichkeit und mache eine entsprechende Mietung unattraktiv, heißt es in der Branche.
Den Hauptgrund für die Zurückhaltung der Autovermieter sieht Automobilforscher Stefan Bratzel im Preiskampf der Elektroauto-Hersteller. „Der führt dazu, dass die Restwerte der Fahrzeuge sich verändern, und zwar im Unterschied zur vorherigen Kalkulation.“ Das heißt, dass die Vermieter am Ende der Nutzung beim Verkauf ihrer Elektroautos weniger bekommen, als sie geplant hatten, sie also Minus machen.