25.04.2024

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Kunstschändung

Herostraten des Klimas

Protestaktionen in Museen – Wie die Kunst unter der Ruhmsucht mancher Aktivisten zu leiden hat

Harald Tews
04.11.2022

Der ionische Hirte Herostratos war ein Niemand. Um das zu ändern, setzte er im Jahr 356 v. Chr. eines der Sieben Weltwunder in Brand: den Tempel der Artemis im heute türkischen Ephesos. Unter Folter gestand er, aus Ruhmsucht gehandelt zu haben, woraufhin er mit einer „Damnatio memoriae“ überzogen wurde: Bei Strafe wurde es untersagt, seiner zu gedenken oder auch nur seinen Namen zu nennen. Tatsächlich trat das Gegenteil ein. Heute ist Herostratentum ein Synonym für die Zerstörung von Kunst aus Geltungssucht.

Mit Anschlägen auf Kunstwerke aus solchen persönlichen Motiven haben Museen schon viel schlechte Erfahrung gemacht. Skulpturen wurden mit Hämmern traktiert wie Michelangelos „Pietà“ im Petersdom von Rom und Gemälde mit Messern aufgeschlitzt oder mit einer ätzenden Flüssigkeit übergossen. Rembrandts „Nachtwache“ in Amsterdam war gleich dreimal Opfer solcher Anschläge. Allein der „Dürer-Attentäter“ Hans-Joachim Bohlmann verursachte Kunstschäden in Höhe von 130 Millionen Euro.

Die aufwendig restaurierten Kunstwerke kann man seitdem nur noch hinter Panzerglas bewundern. Und wer heute ein großes Kunstmuseum betritt, der muss sich fast wie auf einem Flughafen einer Sicherheitsüberprüfung unterziehen. Wasserflaschen müssen am Eingang ebenso abgegeben werden wie meistens auch Rucksäcke, Mäntel und Taschen.

Trotzdem decken zeitgenössische Herostraten immer wieder Sicherheitslücken auf. Jetzt treten sie im Namen des „Klimas“ auf, kleben sich an den Rahmen von Raffaels „Sixtinischer Madonna“ in Dresden oder an einen Dinosaurier im Berliner Naturkundemuseum, schütten hineingeschmuggelte Tomatensuppe auf einen van Gogh in London oder Kartoffelbrei auf einen Monet im Potsdamer Museum Barberini (die PAZ berichtete). Den Gemälden selbst ist nichts geschehen, da sie verglast sind.

Doch den Museen selbst entsteht ein nicht unerheblicher Schaden. Dem privatfanzierten Barberini entgingen Einnahmen, nachdem man sich entschlossen hatte, das Haus fünf Tage lang komplett zu schließen, um die Sicherheitsmaßnahmen zu überprüfen. Außerdem ist der Ruf dauerhaft ramponiert. Wenn die Sicherheit für die Kunst nicht gewährleistet ist, wird es zukünftig schwer werden, Leihgeber für Sonderausstellungen zu gewinnen.

Die Klima-Aktivisten, die sich anmaßend die „Letzte Generation“ nennen, haben sich dabei ein warmes Plätzchen für ihren Protest ausgesucht. Sich draußen auf viel befahrenen Straßen mit Sekundenklebern auf Asphalt festzukleben, ist auf Dauer ja auch zu kalt und zu riskant, zumal die von ihnen als Klimakiller beschimpften und zum Anhalten genötigten Autofahrer auch schon mal wutentbrannt ihre Fäuste sprechen lassen.

Da sucht man sich lieber einen Ort aus, der sich nicht wehren kann. Museen, Bilder und Dino-Skelette sind nicht gerade als Klimasünder bekannt, bieten aber eine mediale Aufmerksamkeit, die auch Herostratos gefallen hätte. Wer erfolgreich ein Gemälde geschändet hat, befriedigt auch eigene Egoismen, mit denen man sich in der Protestszene ruhmsüchtig hervorheben kann. Man ragt aus der Menge der Aktivisten heraus. Ums Klima geht es dabei weniger als um das eigene Prestige – und die Kunst muss darunter leiden.


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Kommentare

sitra achra am 06.11.22, 12:26 Uhr

Wer Sachen oder hier die Kultur zerstört, wird auch vor Gewalt und Mord an Menschen nicht Halt machen. Der fanatische Gesichtsausdruck der "Aktivisten" auf dem Foto lässt dies schon erahnen.

Chris Benthe am 06.11.22, 11:18 Uhr

Alles gesagt. Da fällt einem nichts mehr ein. Nur noch das von Wilhelm Busch:

„Ob der Philipp heute still
Wohl bei Tische sitzen will?“
Also sprach in ernstem Ton
Der Papa zu seinem Sohn,
Und die Mutter blickte stumm
Auf dem ganzen Tisch herum.
Doch der Philipp hörte nicht,
Was zu ihm der Vater spricht.
Er gaukelt
Und schaukelt,
Er trappelt
Und zappelt
Auf dem Stuhle hin und her.
„Philipp, das mißfällt mir sehr!“

Seht, ihr lieben Kinder, seht,
Wie’s dem Philipp weiter geht!
Oben steht es auf dem Bild.
Seht! Er schaukelt gar zu wild,
Bis der Stuhl nach hinten fällt;
Da ist nichts mehr, was ihn hält;
Nach dem Tischtuch greift er, schreit.
Doch was hilft’s? Zu gleicher Zeit
Fallen Teller, Flasch’ und Brot,
Vater ist in großer Not,
Und die Mutter blicket stumm
Auf dem ganzen Tisch herum.

Nun ist Philipp ganz versteckt,
Und der Tisch ist abgedeckt.
Was der Vater essen wollt’,
Unten auf der Erde rollt;
Suppe, Brot und alle Bissen,
Alles ist herabgerissen;
Suppenschüssel ist entzwei,
Und die Eltern stehn dabei.
Beide sind gar zornig sehr,
Haben nichts zu essen mehr.

Bernaldo Rotti am 05.11.22, 13:56 Uhr

Die Klimalümmel werden von der grünen Politik klammheimlich und von den Medien ganz offen unterstützt. Die verhängten Strafen von Seiten der Justiz sind ein Witz. Laut Welt und Tichyseinblick soll das Wirtschaftsministerium über 150.000 Euro an die letzte Generation gespendet haben. Man müsste sich mal vorstellen, die Identitäre Bewegung hätte eine ähnliche Aktion gestartet. Es gäbe Lichterketten und politisch-mediales Rumgeheule ohne Ende.
Die BRD ist zu einem Witz verkommen.

Micha . am 04.11.22, 00:00 Uhr

Vielleicht würde es auch reichen, wenn die gestressten Autofahrer die Klimakleblinge konsequent von der Straße zerren, ohne daß sich die Polizei immer schützend davorstellt. Und wenn der festgeklebte Arsch oder was auch immer auf der Straße verbleibt, dann ist das eben so!

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