11.12.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden

Krimi

Herrlich vertrackt und altmodisch

Nach dem Vorbild Agatha Christies oder Arthur Conan Doyles lässt der Japaner Seishi Yokomizo seinen Detektiv Kosuke Kindaichi ermitteln

Ansgar Lange
23.12.2022

Ein zauberhafter Krimi führt ins traditionelle Japan der 1930er Jahre – Kosuke Kindaichi ist ein würdiger Privatdetektiv in der Tradition eines Hercule Poirot oder Sherlock Holmes. Wer das Ungewöhnliche schätzt, sollte bei diesem Buch zugreifen. Der japanische Kriminalschriftsteller Seishi Yokomizo (1902–1981) liefert mit „Die rätselhaften Honjin-Morde“ ein herrlich vertracktes, altmodisches Krimirätsel in der Tradition einer Agatha Christie oder eines Arthur Conan Doyle.

Bei Christie heißt der Detektiv Hercule Poirot und bei Conan Doyle hört er auf den Namen Sherlock Holmes. Yokomizos Privatermittler heißt Kosuke Kindaichi und ist genauso verschroben, genial und exzentrisch wie seine europäischen Vorbilder. Wahrscheinlich wird kein Leser das Rätsel der Honjin-Morde selbstständig lösen können. In der Wirklichkeit würden solche Morde gar nicht funktionieren. Aber das ist ja gerade das Schöne am Schmökern von Rätselkrimis: Man liest mit einem wohligen Gruseln von Dingen, die einem nicht widerfahren können, wenn man vor die eigene Haustür tritt.

Wobei – strenggenommen – das Verbrechen in diesem japanischen Klassiker hinter verschlossenen Türen in einem verschlossenen Raum stattfindet. Wie der Erzähler erläutert, ist dies ein eigenes Genre innerhalb des Kriminalromans („Locked Room Murder Mystery“), das auf den amerikanischen Autor John Dickson Carr (1906–1977) zurückgeht, den Yokomizo bewundert hat. Carr gilt als einer der besten Vertreter des klassischen Kriminalromans, ist in Deutschland aber inzwischen so gut wie unbekannt.

Das vorliegende Buch spielt im Winter des Jahres 1937. Der älteste Sohn der wohlhabenden Ichiyanagi-Familie heiratet eine Lehrerin. Ein entstellter, verwahrloster und schaurig anzusehender Fremder durchstreift das Dorf. Und plötzlich liegt das Brautpaar „in seinem eigenen karmesinroten Blut“. Das Drama geschieht in der Hochzeitsnacht des Paares in seinem Schlafzimmer, und keiner weiß, wie der Mord geschehen konnte. Der Onkel der Braut ruft daher in der Mitte des Romans nach dem jungen Detektiv Kosuke Kindaichi, den sein Schöpfer in insgesamt 77 Büchern ermitteln ließ.

Auch wer an sich nicht viel mit Krimis anfangen kann, könnte bei der Lektüre auf seine Kosten kommen. Der Blumenbar-Verlag hat es schön gestaltet, der Umfang ist mit rund 200 Seiten angenehm schmal, ein Personenregister und ein Glossar erleichtern die Orientierung in der fremden japanischen Welt. Und genau dies ist ein weiteres Plus dieses Romans.


Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Dann unterstützen Sie die PAZ gern mit einer

Anerkennungszahlung


Kommentar hinzufügen

Captcha Image

*Pflichtfelder

Da Kommentare manuell freigeschaltet werden müssen, erscheint Ihr Kommentar möglicherweise erst am folgenden Werktag. Sollte der Kommentar nach längerer Zeit nicht erscheinen, laden Sie bitte in Ihrem Browser diese Seite neu!

powered by webEdition CMS