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Flucht und Vertreibung

Hessen geht mit gutem Beispiel voran

Das Bundesland hat den Auftrag zur Einrichtung eines Lehrstuhls zur Erforschung des Themas Vertriebene und Aussiedler erteilt

Manuela Rosenthal-Kappi
09.02.2022

Der Hessische Landtag hat bekannt gegeben, dass ein Haushaltsantrag der hessischen Regierungskoalition verabschiedet wurde, in dem die Regierungsparteien sich für die Schaffung eines Lehrstuhls zur Erforschung der Geschichte und Kultur der Heimatvertriebenen und Spätaussiedler ausgesprochen haben. Der Auftrag für die Schaffung eines solchen Forschungsbereichs wurde mit dem Haushaltsplan 2022 verabschiedet.

Das Land Hessen hebt diesen Themenbereich damit auf eine neue Stufe und trägt der Tatsache Rechnung, dass etwa 30 Prozent der hessischen Bürger über ihre Familien von Flucht und Vertreibung oder Aussiedlung betroffen sind. Da die Zahl der Zeitzeugen immer geringer wird, haben die Politiker offenbar erkannt, dass es höchste Zeit für die Erforschung der Geschichte der Vertriebenen und Spätaussiedler ist.

Höchste Zeit

Dem trägt der aktuelle Koalitionsvertrag Rechnung: „Hessens Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg ist in weiten Teilen auch geprägt von der Leistung der Heimatvertriebenen. Um Kultur und Geschichte der Vertriebenen und Spätaussiedler wissenschaftlich aufzuarbeiten, wollen wir einen Lehrstuhl an einer hessischen Universität einrichten und sie in einer vom Land getragenen Dauerausstellung darstellen.“

An der Justus-Liebig-Universität Gießen soll der Schwerpunktbereich „Historische Erinnerung und kulturelles Erbe – Vertriebene und Spätaussiedler seit 1945“ eingerichtet werden. Die Leitung einer Arbeitsgruppe aus vier Personen des Fachbereichs soll Peter Haslinger, ein österreichischer Osteuropahistoriker, übernehmen. Das Thema Flucht und Vertreibung ist eines der Spezialgebiete des Professors. Die Forschungen in Gießen sollen in Kooperation mit dem Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung der Leibniz-Gemeinschaft erfolgen. Von 2022 bis 2026 stellt das Land Hessen jährlich 300.000 Euro zur Verfügung.

Die Universität wird in Zukunft Lehrveranstaltungen und Vorlesungen zur Thematik anbieten können. „Bislang gibt es im gesamten Bundesgebiet zwar Forschungsaufträge für gewisse Teilgebiete im Kontext von Flucht und Vertreibung, aber keinen Lehrstuhl für die Gesamtthematik“, sagte die Landesbeauftragte Margarete Ziegler-Raschdorf. „Insofern freue ich mich sehr, dass Hessen hier einen entscheidenden Schritt vorangeht und damit auch einer lang gehegten, wichtigen Forderung der Vertriebenenverbände nachkommt. Ich bin überzeugt, dass durch die Einrichtung des Forschungsbereichs zu Geschichte und Kultur von Vertriebenen und Spätaussiedlern unsere wichtige Arbeit für die Bewahrung der Kultur der Vertreibungsgebiete erheblich aufgewertet, unterstützt und bestärkt wird“, so die Landesbeauftragte.

Hessen ist das erste Bundesland, das sich der wissenschaftlichen Aufarbeitung der Themen Flucht, Vertreibung und Spätaussiedlung widmet.


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Kommentare

Waffenstudent Franz am 12.02.22, 10:17 Uhr

Ob Hessen hinsichtlich der Vertreibungsverbrechen wirklich mit gutem Beispiel voran geht, bezweifle ich mit aller Kraft! Denn man will ja diesen Teil der Vergangenheit aus dem "Öffentlichen Raum" verbannen. An den Instituten für Völkerkunde sollen ihre realen Existenzen klammheimlich verschimmeln.

Die Hessen-Fürsten waren schon immer dafür bekannt, Landeskinder zu verraten und zu verkaufen. Vor etwa 300 Jahren hieß es: "Ab nach Kassel!" Heute heißt es: "Ab in die Archive!"

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