27.03.2025

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Milch und Krabben an der Nordseeküste

Hier muss man einfach anhalten!

Mit dem Start in die Grüne Saison öffnen Niedersachsens Melkhüs, so der Plural von Melkhus, wieder regelmäßig ihre Türen

Helga Schnehagen
18.02.2025

Die kleinen grünen Melkhüs mit dem roten Dach empfangen seit knapp 25 Jahren Radfahrer und Wanderer auf ihren Touren im norddeutschen Flachland. Wie die Almen im Gebirge laden die gemütlichen Milchhäuschen zwischen Wiesen und Feldern zu Einkehr und Stärkung ein.

Nach Meinung der inzwischen verstorbenen Landwirtin Friedel Schumacher sollte man in einer Region, in der rund 7570 landwirtschaftliche Betriebe mit rund 783.800 Milchkühen alljährlich annähernd 7,6 Millionen Tonnen Milch erzeugen, dieses Produkt auch an Ort und Stelle genießen können. Ihre Idee trug Früchte. Heute verteilen sich die typischen Melkhüs samt Hofläden mit unterschiedlichem Sortiment über ganz Niedersachsen.

Im Ort Cappel an der Wurster Nordseeküste empfängt Bianca Holst persönlich ihre Gäste. Beliefert wird sie von der genossenschaftlichen Molkerei Hasenfleet (Wingst), die als eine der letzten „Milchmanufakturen“ ihre Produkte seit über einhundert Jahren nach traditionellen Rezepturen in geduldiger Handarbeit herstellt. Dazu gehört auch das Buttern im Butterfass nach klassischem Sauerrahm-Rezept.

Kleine Kuchen, Kaffee, Tee, Kakao oder Erfrischungsgetränke bekommt man neben Milchprodukten ebenfalls im Melkhus vom Biolandhof Fischer in Arensch direkt am Wernerwald am südlichen Stadtrand von Cuxhaven. Dabei grunzen einem auf dem auf alte Nutztierrassen spezialisierten Hof Angler Sattelschweine aus ihrem Auslauf entgegen. Ihr Fleisch und das der Rinderrasse Deutsch Angus sowie weitere Bioland-Produkte kann man vom Hofladen direkt mitnehmen.

Während die Milch reichlich fließt, gehen den Fischern immer weniger Krabben ins Netz. Dennoch gehören Krabben zum kulinarischen Programm an der Küste. Die Schalentiere werden sofort nach dem Fang noch an Bord der Kutter gekocht. Von ihrem Panzer befreien muss man sie aber an Land. Bis in die 1970er Jahre wurden die Krabben an der Küste in Heimarbeit gepult.

1972 begann der Krabbenhändler Alwin Kocken aus Spieka-Neufeld an der Wurster Nordseeküste eine Krabbenschälmaschine zu entwickeln. Die Tüftelei dauerte Jahre. Von diversen Rückschlägen begleitet führte sie 1986 schließlich zum patentierten Erfolg. Das Prinzip der Maschine ist, die Krabben durch Vakuum schonend zu fixieren und anschließend ihr Fleisch durch Druckluft auszublasen. Danach wird es nochmals per Hand nachverlesen. Damit machte die Regionalzeitung den Erfinder Kocken zum „Panzerknacker vom Nordseedeich“. Mit etwas Glück kann man das einmalige Stück in Aktion sehen. Denn Nachfolger hat die Maschine bisher nicht gefunden.

Während mittlerweile 95 Prozent aller Nordseekrabben zum Schälen die Reise nach Marokko und zurück antreten, werden bei Kocken die Krabben unmittelbar nach dem Anladen sortiert, maschinell „gepult“ und nebenan im Ladengeschäft verkauft. Frischer kann ein Krabbenbrötchen nicht sein. Fangsaison für Krabben ist von Anfang März bis Ende Juli und von Mitte September bis kurz vor Weihnachten.

www.milchland.dewww.kocken-krabben.de 


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