12.04.2025

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
Zeichnung: Mohr

Der Wochenrückblick

Hilfe von Trump

Warum der US-Präsident plötzlich wie ein Linker redet, und wie die deutsche Politik das nutzen wird

Hans Heckel
12.04.2025

Spare in der Zeit, so hast du in der Not“ lautet eine alte Weisheit, die man in Deutschland spätestens vor 20 Jahren ins Klo gespült hat. Es war ausgerechnet ein Sozialdemokrat, der sich als letzter noch darauf besinnen wollte, Gerhard Schröder mit seinen Hartz-Reformen nämlich. An denen war sicherlich einiges auszusetzen, aber insgesamt haben sie den Laden damals wieder flottgemacht.

Danach hatten wir nur noch Zeit, und das Geldausgeben nahm kein Ende mehr: Für Sozialgeschenke und ungezügelte Einwanderung, für die „Energiewende“ und „Demokratieförderung“ und – immer eifriger dabei – für eine auswuchernde Bürokratie, die das Wirtschaftsleben von allen Ecken her erdrosselt. Den Rest erledigen Deutschlands weltweit höchste Steuern und Energiepreise.

Dann kam die Not: Erst die Pandemie und dann der Krieg und die Sanktionspolitik. Da wir nichts gespart und die Wirtschaft erdrosselt hatten, haben wir Schulden gemacht, als „Wiederaufbaufonds“ oder „Sondervermögen“ getarnt. Mit der Verschrottung der Schuldenbremse soll das jetzt noch mal verschärft weitergehen.

Blöd nur: Gegen Donald Trumps eisernen Zoll-Stock könnten wir eine starke Wirtschaft mit einer günstigen Energieversorgung, niedriger Bürokratiebelastung und wettbewerbsfähigen Unternehmenssteuern jetzt besser gebrauchen denn je. Nur leider hat es der deutschen Politik gefallen, all das zielgenau und „nachhaltig“ derart zu ramponieren, dass wir jetzt ganz schön belämmert aus der Wäsche gucken – die Zeit ist verstrichen, die Not ist gekommen und sie erwischt uns nackt im Wind.

Wobei einem die Empörung von links über Trumps Attacke schon komisch vorkommt. Erinnern Sie sich an das „Chlorhühnchen“. Das anscheinend brandgefährliche US-amerikanische Geflügel brachte es vor zehn Jahren zum Wappentier der Bewegung gegen das nordatlantische Freihandelsabkommen TTIP. Waren Leute, die jahrzehntelang bedenkenlos ihre Runden durch chlorgereinigte Schwimmbecken gedreht hatten, der Meinung, das chlorgereinigte Hühnchen ihnen unabsehbare gesundheitliche Schäden zufügen würden? Iwo, den Linken ist Freihandel an sich verdächtig, der Vogel war bloß vorgeschoben. Egal: Die Attacken gegen TTIP waren jedenfalls so erfolgreich, dass die USA das Vorhaben im Jahr 2017 beerdigt haben. Wer war da noch gleich Präsident im Weißen Haus? Genau! Müssten ihm die linken Gegner des freien Welthandels nicht heute noch dafür dankbar sein?

Als Rechtfertigung für seinen Zollkrieg fuchtelt Trump mit allerhand Berechnungen herum. Doch wer den Zahlen-Firlefanz beiseite schiebt, erkennt einen Kern seines Unwohlseins, der verblüffend an eigentlich linke Ideologien erinnert. In dieser linken Weltsicht erscheint freier Welthandel nur als ein heimtückisches Instrument kapitalistischer Ausbeutung. Da klingt der US-Präsident doch ganz ähnlich, oder? Nur dass der große Blonde als Opfer dieser Ranküne nicht den „globalen Süden“ oder andere Lieblings-Bubis der Linken sieht, sondern seine USA.

Überhaupt sprechen Linke stets von „sozial benachteiligt“ und „sozial privilegiert“, wenn sie Unterschiede beim wirtschaftlichen Erfolg von Menschen oder Ländern im Wettbewerb sehen. Denn Ungleichheit können die Genossen immer nur als Folge von Ungerechtigkeit deuten.

„Trumps Zölle“ statt „Putins Krieg“
Wie es aussieht, ist Trumps Denke da überraschend nah dran. Denn dass viele US-Konsumenten lieber einen deutschen Premiumwagen kaufen als das Produkt der US-Konkurrenz, ist für ihn nichts als die Folge einer entsetzlichen Ungerechtigkeit. So betrachtet wählen markenbewusste amerikanische Autofahrer nicht deshalb gern einen Mercedes oder BMW, weil die deutschen Hersteller es geschafft haben, sich ein glänzendes Image zu erarbeiten. Oder weil die Dinger einfach besser sind. Nein, das kann nur an der ruchlosen Rücksichtslosigkeit der Deutschen liegen, welche die USA „brandschatzen“ und „ausplündern“ mit ihren hinterhältig attraktiven Produkten.

Das ist eben das linke „Narrativ“: Nicht Fleiß, Talent und eine Prise Glück machen den Unterschied, sondern Ausbeutung und Diskriminierung, basta. Daher ist selbst der Bürgergeldempfänger, der nicht arbeiten will, schrecklich „sozial benachteiligt“ gegenüber seinem alten Schulkameraden, der jeden Morgen malochen geht, um das Bürgergeld des anderen zu erwirtschaften. Schließlich hat Letzterer ja mehr Geld.

Und da diese Ungerechtigkeit nicht ungesühnt bleiben darf, muss der Staat mit aller Konsequenz eingreifen, bis der Erfolgreichere von seinem Erfolg nichts mehr hat. So scheint es auch Trump zu sehen, dem es am liebsten wäre, wenn er den Deutschen gleich deren gesamte Autoindustrie abpressen könnte, wie er ganz offen verkündet hat.

Und da haben wir den Trump bislang immer als „Rechten“ gesehen! Der US-Ökonom und frühere Vize-Finanzminister Brent Neiman klagt, Trump habe ihn völlig falsch verstanden. Auf seinen Untersuchungen beruhten die Zoll-Schläge des Präsidenten, so Neiman, nur habe er das nie so gemeint, wie Trump es jetzt umsetze. Selbst Elon Musk rotiert und hat versucht, seinen Staatschef zum Einlenken zu bewegen. Vergebens.

Ist denn nun alles schwarz in schwarz und nirgends ein Lichtblick? Nein, nein – selbstverständlich gibt es den. Nach „der Pandemie“, der „Klimakrise“ und zuletzt „Putins Krieg“ gehen unseren Regierungskünstlern nämlich langsam die Ausreden aus, mit denen sie die Folgen ihres eigenen, wirklich fulminanten Versagens auf „Notlagen“ schieben können, die sie nicht verschuldet hätten.

Robert Habecks Anhänger huldigen ihrem Idol gar als „besten Wirtschaftsminister der Bundesrepublik“, weil er in schlimmer Lage Schlimmeres verhindert habe. Ausgerechnet er, der in Wahrheit wie eine Planierraupe durch die deutsche Wirtschaftslandschaft gebrettert ist.

Unsere leise Hoffnung, dass es mit Habecks Nachfolgern besser würde, hat ja schon einige tiefe Kratzer abbekommen. Der versprochene „Politikwechsel“ schrumpft vor den Augen der entgeisterten Wähler zum reinen Personalwechsel.

Da kommt es für das neue Personal mit den alten Fehlern doch ausgesprochen gelegen, dass es sein Versagen künftig mit dem prachtvollen Nebelgeschütz „Trumps Zölle“ unsichtbar machen kann – statt nur mit den alten Hüten wie Pandemie, Klima oder Krieg. Wenn also demnächst die verschimmelte Decke der vergammelten Schultoilette einkracht? „Trumps Zölle“ haben die Materialkosten für die Renovierung unerschwinglich gemacht! Und wenn ein Mittelständler an Umweltauflagen und Bürokratie verreckt ist? „Trumps Zölle“ haben ... ähm ... ach, da fällt uns schon irgendetwas ein. Phantasie muss man haben.

Denn wenn die Politik auch für keinerlei Not vorgesorgt hat, so macht sie sie dennoch immer wieder erfinderisch, die Not.


Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Dann unterstützen Sie die PAZ gern mit einer

Anerkennungszahlung


Kommentar hinzufügen

Captcha Image

*Pflichtfelder

Da Kommentare manuell freigeschaltet werden müssen, erscheint Ihr Kommentar möglicherweise erst am folgenden Werktag. Sollte der Kommentar nach längerer Zeit nicht erscheinen, laden Sie bitte in Ihrem Browser diese Seite neu!

powered by webEdition CMS