13.02.2025

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Vor der Umbenennung: Hindenburg-Kaserne im niedersächsischen Munster
Bild: ddp/Kai-Uwe KnothVor der Umbenennung: Hindenburg-Kaserne im niedersächsischen Munster

Bundeswehr

Hindenburg muss Friederike Krüger weichen

Kaserne am Truppenübungsplatz Munster erhält in Kürze den Namen einer legendären Trägerin des Eisernen Kreuzes

Bernhard Knapstein
08.02.2025

Bundesweit tragen unzählige Straßen und Plätze seinen Namen. Der ehemalige Generalfeldmarschall und Reichspräsident Paul von Hindenburg gehört, bemisst man den ihm zuteilgewordenen Ruhm, zu den Großen der deutschen Geschichte. Doch so glücklich das Reich und insbesondere die Ostpreußen über den Erfolg an der Ostfront des Ersten Weltkriegs waren, was dem Generalfeldmarschall seinen maßgeblichen Ruhm einbrachte – Hindenburg war nicht der Stratege während der Schlacht um Ostpreußen Ende August 1914.

Dies war zum einen gravierenden russischen Fehleinschätzungen geschuldet, zum anderen seinem Stabschef Generalmajor Erich Ludendorff, der schnell auf die russischen Bewegungen reagierte und damit letztlich das Ende der Russen besiegelte. Nach Ende des Krieges und der Niederlage jenseits der deutschen Grenzen war es wiederum Hindenburg, der die bereits kursierende Metapher vom Dolchstoß durch eine Aussage im November 1919 im von der Nationalversammlung einberufenen Untersuchungsausschuss für die Schuldfragen des Weltkrieges populär machte. Doch bis heute wohl am umstrittensten ist die von ihm am 30. Januar 1933 vorgenommene Ernennung Adolf Hitlers zum Kanzler.

Es kann dahinstehen, ob Hindenburg noch eine andere Wahl hatte, als den von ihm bis dahin verschmähten „böhmischen Gefreiten“ zur Macht zu verhelfen, ob er vielleicht doch hätte mit Notverordnungen weiterarbeiten können, ohne die Nationalsozialisten in die Ministerien zu hieven. Im politischen Chaos der früh zugrunde gehenden Weimarer Republik sah der alte Mann keinen anderen Weg, als wieder eine starke Regierung ins Amt zu bringen, die den Willen aufbrachte, Ordnung ins Reich zu bringen.

Er war der erste Kommandant
Die Debatten, die schon seit Jahren bundesweit immer wieder um Hindenburg als Namensgeber für Straßen und Plätze aufploppen, haben zugenommen. Und sie haben der grassierenden deutschen „Cancel Culture“ Aufwind und Erfolg beschert. Seit der ersten Dekade dieses Jahrhunderts hat die Debatte an Wucht gewonnen. Hindenburg verschwindet im öffentlichen Raum seit Jahren: in Münster, Trier, Siegen, Hannover, Freiburg, Darmstadt und andernorts sind bereits Plätze und Straßen umbenannt worden. Zuvor waren schon Bildungseinrichtungen wie die Hindenburgschule in Nienburg/Weser umbenannt worden. Die ist jetzt nach Marion Gräfin Dönhoff benannt.

Längst hat die Sorge um den „falschen“ Namen auch die Bundeswehr erfasst. Die haderte bislang eigentlich nur mit Traditionslinien, die zur Wehrmacht des Dritten Reichs führten, doch Hindenburg gilt wegen der von ihm ausgestellten Ernennungsurkunde zum Kanzler für Hitler nun als Startpunkt des Bösen.

Wie die PAZ erfahren hat, wird die Hindenburg-Kaserne am wichtigen Bundeswehrstandort Munster in der Lüneburger Heide nun auch umbenannt. Doch gibt es hier eine Besonderheit. Als Kaiser Wilhelm II. nach einem Herbstmanöver des X. Hannoverschen Armeekorps in der nur wenig besiedelten Heide den Truppenübungsplatz bei Munster in Auftrag gibt und Flächen für rund 30 Reichsmark je Morgen angekauft sowie Baracken errichtet werden, ist es Oberst Paul von Hindenburg, der bereits im Juni 1892 mit seinem Oldenburgischen Infanterie-Regiment 91 als erstes das neu errichtete Lager bezieht.

Nicht nach dem Generalfeldmarschall oder dem Reichspräsidenten ist die Kaserne also benannt, sondern nach dem ersten Kommandanten. Lange haben sich die Streitkräfte dem öffentlichen Druck zur Umbenennung entzogen. Das liegt vor allem an einer Tradition, nach der die Namensgebung von Kasernen aus der Truppe selbst kommen soll. Kasernennamen der Bundeswehr sind Teil der Traditionspflege. Als „Kern ihrer Erinnerungskultur“ und als „bewusste Auseinandersetzung mit der Vergangenheit in gewachsenen Ausdrucksformen“ spiegelt Tradition das „werteorientierte Selbstverständnis der Bundeswehr“ wider, heißt es in dem entsprechenden Erlass. Die Namen von Kasernen werden von den dort stationierten Truppen und der jeweiligen Kommune festgelegt.

Sie steht für Mut und Patriotismus
Das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr überprüft dann die vorgeschlagenen Namen und reicht ein Gutachten ein. Der Traditionserlass der Bundeswehr schließt die Tradition der Wehrmacht und der Nationalen Volksarmee zwar grundsätzlich aus, erlaubt aber Ausnahmen für bestimmte Einzelpersonen, die als traditionswürdig gelten. Das ist beispielsweise bei Erwin Rommel der Fall. Der Generalfeldmarschall und „Wüstenfuchs“ hat bewusst Befehle missachtet, die als verbrecherisch gewertet werden, und wurde wegen seiner Verstrickung in den Widerstand vom NS-System zum Suizid gezwungen. Der Wehrmachtsgeneral galt als Held, war aber nur noch als toter Held nutzbar.

Der Name einer Kaserne soll der Identifikation und dem Vorbildcharakter für die Soldaten dienen. In Ausnahmefällen können Kasernen auch nach regionalen Bezügen oder historischen Ereignissen benannt werden. Hindenburg jedenfalls gilt nicht mehr als akzeptabel.

Kaum, dass im benachbarten Soltau an der Böhme das kommunale Hindenburgstadion seinen Namen verloren hat, ist jetzt wohl auch die Hindenburg-Kaserne an der Örtze Geschichte. Schon seit Ende vergangenen Jahres drangen Gerüchte aus der Kaserne, dass die Debatte um einen neuen Namen diesmal weniger angreifbar sein sollte. Friederike Krüger könne es werden. Eine selbstbestimmte Frau, die sich in den Befreiungskriegen gegen Napoleon in die Reihen der preußischen Soldaten schmuggelte, um mutig unter Männern ihr Land vom Usurpator zu befreien. Auch wenn das wenig charmante Kürzel „FKK“ für Friederike-Krüger-Kaserne schon die Runde macht, meinen viele Soldaten in der Region: Es hätte schlimmer kommen können. Eine Preußin, die für Mut, Patriotismus und Selbstbehauptungswillen stehe, sei keine schlechte Wahl.

Das Bundesverteidigungsministerium hat den Eingang des Vorschlags inzwischen bestätigt und auch zugestimmt. Derzeit werden noch das Land Niedersachsen und die Stadt Munster formal einbezogen. Doch die neuen Schilder für die Kaserne sollen bereits in Auftrag gegeben sein.


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