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Die Geschichte einer Familie, ihres Schlosses Karlsburg und seiner illustren Gäste – einst und jetzt
Rund 2000 gibt es im nordöstlichen Bundesland-Mecklenburg-Vorpommern: Schlösser, Guts- und Herrenhäuser. Alle haben sie ihre eigene Geschichte, manche mehr, manche weniger.
Mit der Familie von Bismarck verbunden ist allerdings nur eins: Schloss Karlsburg im gleichnamigen Ort an der B 109 zwischen Greifswald und Anklam. Bis 1945 gehörte es der Grafenfamilie von Bismarck-Bohlen. Zu DDR-Zeiten war es bekannt als Zentralinstitut für Diabetes. Nach der Wende ging es in Landeseigentum über und wurde verwaltungstechnisch zur Universität Greifswald geschlagen. In den während der DDR errichteten Nebengebäuden, die zu einer hochmodernen renommierten Spezialklinik mit Lehrkrankenhaus-Funktion der Universität Greifswald umgewandelt wurden, werden heutzutage Herz- und Diabeteskranke behandelt.
Abgebrannt im Pommerland
Alles begann auf dem Gut Gnatzkow, dem heutigen Karlsburg. Das gehörte bis zum Ende des 16. Jahrhunderts der Adelsfamilie von Normann, die auf der Insel Rügen und dem Festland heimisch war. 1679 gab es allerdings nur noch eine Erbin, die einen in der Nachbarschaft ansässigen von Bohlen-Spross ehelichte. Damit war die Keimzelle der späteren „Doppeldynastie“ von Bismarck-Bohlen begründet.
Der spätere Reichsgraf Carl Heinrich Behrend von Bohlen (1705–1757) war schließlich der Initiator der Schloss-Idee. Begonnen wurde 1731 ein dreigeschossiger barocker Backsteinbau, der jedoch unvollendet blieb, weil ihn ein Feuer bereits 1732 vernichtete. Aber dabei blieb es nicht. Auferstanden aus Ruinen hieß es schon 1733, bis man sechs Jahre später schließlich Einzug feiern konnte, zumindest in wesentlichen Teilen.
1750 wurde sogar ein Park in französischem Stil mit See, Insel und Göttin-Flora-Statue angelegt. Die hohen Kosten führten zum Konkurs von Graf Carl Heinrich. Sohn Carl Julius Bernhard (1738–1813) kaufte allerdings nach dem Tod seines Vaters 1757 den Familiensitz und ließ ihn bis 1773 ohne den vorher geplanten Westflügel zu Ende bauen.
Schwedisch-Pommern an Preußen
Im Laufe der Zeit logierten dort bekannte Persönlichkeiten: Prinzessin Luise Ulrike von Preußen 1744, Schwester Friedrichs des Großen, und ihr Sohn Carl Gustav III., späterer König von Schweden (1746–1792). Zur Erinnerung an dessen Besuch 1771 wurden Ort und Schloss nach dem Taufnamen seines Besitzers fortan in Carlsburg umbenannt.
Das Anwesen verkam nun wegen häufiger Abwesenheit seines Besitzers. Die Umgestaltung ab 1800 in einen englischen Landschaftspark nach Plänen von Peter Joseph Lenné stürzten auch Carl Julius in Schulden. 1809 rettete der letzte männliche Nachkomme Friedrich Ludwig Wilhelm (1760–1828) das Gut, indem er es von den Gläubigern kaufte und es langsam auf einen grünen Zweig brachte.
1817 fiel Schwedisch-Pommern an Preußen zurück. Für den preußischen Offizier Theodor Alexander von Bismarck war es ein Glücksjahr, denn am 16. September heirateten er und die Gräfin Caroline von Bohlen, Friedrich Ludwigs ältere Tochter. Das brachte ihm auch eine Standeserhöhung durch König Friedrich Wilhelm III. ein, der ihm 1818 den Grafentitel verlieh. Nach dem Tod seines Schwiegervaters übernahm er das Gut, das infolge der napoleonischen Kriege erneut ins finanzielle Schlingern geriet.
Schicksalhafte Entwicklungen
Möglicherweise half ihm Fürst Otto von Bismarck aus der Patsche. Der spätere Reichskanzler diente 1838/39 beim Pommerschen Jägerbataillon in Greifswald und besuchte in der Zeit oft seine Verwandtschaft auf Carlsburg, wo 1843 sogar König Friedrich Wilhelm IV. eine Reisepause einlegte. 1853 logierten dort der Forscher und Weltreisende Alexander von Humboldt aus Berlin-Tegel und der preußische Baumeister Friedrich August Stüler. Letzterer entwarf die Grabkapelle der Familie von Bismarck-Bohlen im Ortsteil Steinfurth. Deren Geschichte verlief weiterhin wechselhaft und betraf sowohl das Schicksal des Gutes als auch der Familienmitglieder.
Graf Fritz Ulrich (1884–1945) war der letzte in der langen Reihe seines Geschlechts, studierte Jura, promovierte, war Krankenpfleger in einem Feldlazarett, wurde 1924 zum Reichsritter ernannt und engagierte sich kirchlich. Zu Beginn der NS-Zeit legte er seine Ehrenämter nieder und kümmerte sich, sparsam und zurückgezogen lebend, nur noch um die Landwirtschaft, deren Situation sich allmählich, nicht zuletzt durch Waldverkauf, verbesserte. Stolze 2230 Hektar Land konnte Graf Fritz Ulrich zuletzt bewirtschaften lassen.
Vielfältig genutztes Haus
Während des Zweiten Weltkrieges, in dem sein ältester Sohn Theodor als Major fiel, wurde ab 1942 das Schloss zur Auslagerung von Kunstschätzen der Universität Greifswald genutzt, darunter auch der berühmte Croy-Teppich. Seitdem durfte Carlsburg nur noch mit K statt dem französischen C geschrieben werden. Der Westflügel wurde jetzt zur Kinderklinik der Universität umfunktioniert.
Am 28. April 1945 nahm sich Fritz Ulrich von Bismarck-Bohlen das Leben. Seine Familie floh in den Westen, als der Besitz durch die sowjetische Besatzungsmacht entschädigungslos enteignet wurde. Der jüngste Sohn Achaz kam als Offizier in sowjetische Gefangenschaft und starb dort 1945.
In der Folgezeit musste das Schloss zum Umsiedlerlager, Seuchenkrankenhaus und Magazin der Universitätsbibliothek herhalten. Ab 1947 benötigten die neuen Herren das Anwesen für die sozialmedizinische Betreuung von Diabetikern, woraus sich 1950 das Institut für Diabetes-Forschung und -Behandlung entwickelte.
Das eigentliche Schloss wird heutzutage von Zeit zu Zeit für Vorträge und Ausstellungen genutzt und wartet darauf, von seinem neuen Besitzer restauriert und renoviert zu werden. Klinikpatienten hingegen genießen den Park mit seinem uralten Baumbestand und Teich während erholsamer Spaziergänge, das imposante Schloss dabei immer im Blick.
Baron Peter am 07.04.25, 06:47 Uhr
und wieder schreibt man "Umsiedler", als wären unsere Familien einfach mal spazieren gegangen bei minus 20 Grad, eigentlich sollte in der PAZ das verbrechen der Vertreibung nicht verniedlicht werden