02.11.2025

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OECD-Studie

Hochburg der Unqualifizierten

OECD lobt den Bildungsstand der Besten – Zuwanderungsfolgen und duales System werden ausgeblendet

Sverre Gutschmidt
18.09.2025

Die Gesellschaft für wirtschaftliche Kooperation und Entwicklung, kurz OECD, hat einen Bericht zur „Bildung auf einen Blick 2025“, veröffentlicht, der es in sich hat – für Deutschland. Die Bundesregierung wertet das Papier zum Stand von Ausbildungswegen und Abschlüssen der rund 1,38 Milliarden Menschen (2024) aller OECD-Mitgliedstaaten, vor allem westlicher Industrienationen, als Beleg guter politischer Weichenstellungen.

Der Tenor des Papiers ist insgesamt positiv. Noch nie legten so viele Menschen im Wirkungsbereich so viele hohe Abschlüsse ab. Deutschland glänzte vor allem im Bereich der MINT-Fächer, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik. Hier wird der Standort für ausländische Studenten interessanter.

Für Deutschland klafft indes die Schere zwischen hoher Qualität in Spitzenbereichen der Bildung und jungen Erwachsenen ganz ohne Abschluss so weit auseinander wie in kaum einem anderen Land. Fast jeder vierte junge Mensch in Deutschland kann nur sehr kurze Texte verstehen. Der formale Bildungsstandard ist hoch, doch hinter den Kulissen drohten weite Teile einer Generation chancenlos am Arbeitsmarkt zu werden.

Die Macher der Studie blickten dieses Mal besonders genau auf die höchsten Abschlüsse, in Deutschland also die nach dem Abitur. Unter den 25- bis 34-Jährigen haben hierzulande 40 Prozent mindestens einen Bachelor-Abschluss, im OECD-Durchschnitt sind es 47 Prozent. Im Jahr 2019 hatten indes nur 33 Prozent der deutschen Absolventen das Bachelor-Niveau erreicht.

Andererseits zeigt sich bei den weniger gebildeten ein großes kommendes Problem. Ganze 15 Prozent der genannten Altersklasse verfügen weder über einen Schulabschluss noch eine Berufsausbildung. Zwar ist die deutsche Berufsausbildung im dualen System Schule und Betrieb viel mehr verschult als im Großteil der OECD, doch dass diese Menschen keinen der beiden Wege schaffen, macht sie schwer vermittelbar. Zudem ist ihr Anteil in den fünf Jahren seit der letzten Erhebung um zwei Prozentpunkte gestiegen. Spanien, Italien und Portugal kommen als einzige der 22 EU-Mitglieder der OECD auf noch schlechtere Werte.

Probleme schon in der Grundschule
Damit droht eine Generation Ungelernter und durch das System gängiger Abschlüsse gefallener Menschen. Damit tue sich eine „besonders besorgniserregende“ Schere auf zwischen beiden Enden des Spektrums, so die Organisation mit Blick auf Deutschland. Zudem gibt es so wenige junge Menschen wie nie, was es erschwere, die „Leistungsfähigkeit unseres Landes zu erhalten“, kommentierte eine Staatssekretärin aus dem CDU-geführten Bundesbildungsressort.

Teilabschlüsse für einzelne Berufe sollen jetzt Abhilfe schaffen. Schon bei Grundkompetenzen sieht die OECD in Deutschland sehr gut Gebildete, aber auch so viele mit Leseproblemen wie in kaum einem anderen Land. Ganze 23 Prozent seien auf der untersten Stufe der Lesekompetenz; der OECD-Durchschnitt liegt bei 27 Prozent. Schulstudien attestierten den Deutschen schon in der Grundschule Probleme bei der Lesekompetenz und sinkende Werte.

Inwieweit die Zuwanderung aus Ländern, in denen es gemäß den OECD-Erkenntnissen ein geringeres Bildungsniveau gibt, seit 2015 die deutschen Ergebnisse mit beeinflusst, diskutiert die Studie nur am Rande. Zu Lücken beim Fähigkeitenerwerb heißt es, im Ausland Geborene seien in Deutschland oder Frankreich deutlicher abgehängt als in Staaten mit „inklusivem Bildungssystem“. Als Beispiele für Letzteres nennt die OECD die Slowakei und Kanada.

Dass dort qualitativ wie quantitativ eine ganz andere Zuwanderung herrscht, lässt das Papier außer Acht. Insgesamt müsse man mit Vorsicht bei „Zuwanderung“ vorgehen, zu klein seien die verfügbaren Datenmengen.


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Kommentare

Stefan Müller am 18.09.25, 07:02 Uhr

"Unter den 25- bis 34-Jährigen haben hierzulande 40 Prozent mindestens einen Bachelor-Abschluss"
Ja und jetzt bitte noch schauen in was. Die meisten in Geschwätzwissenschaft. Das MINT Märchen glauben sie doch selber nicht.

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