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Heiliges Römisches Reich

Höhepunkt der mittelalterlichen Kaiserherrschaft?

Konrad II. begründete die Herrschaft der Salier. Vor 1000 Jahren wurde er zum römisch-deutschen König erhoben0

Wolfgang Kaufmann
15.08.2024

Am 13. Juli 1024 starb der römisch-deutsche Kaiser Heinrich II. Da er keine Nachkommen hatte, endete mit ihm die Dynastie der Ottonen (siehe PAZ vom 12. Juli).

Zu seinem Nachfolger als König des Ostfrankenreiches wurde vor 1000 Jahren, am 4. September 1024, der um das Jahr 990 herum geborene einzige Sohn des Heinrich von Speyer und dessen Ehefrau Adelheid von Metz gewählt. Dieser regierte daraufhin als Konrad II.

Konrad der Ältere, wie er auch genannt wurde, entstammte dem vornehmen fränkischen Adelsgeschlecht der Salier, dessen Geschichte bis ins 8. Jahrhundert zurückreichte. Kaiser Otto I. war sein Ururgroßvater, und die Ahnenreihe seiner Ehefrau Gisela von Schwaben ging bis auf Karl den Großen zurück. Die Entscheidung für Konrad resultierte aber nicht nur aus seiner Herkunft. Vielmehr hat wohl auch seine Persönlichkeit eine wichtige Rolle bei der Wahl gespielt. Ihm fehlte es zwar an formeller Bildung, woraus der beleidigende Beiname „Rex Idiota“ herrührte, doch das machte er durch gesunden Menschenverstand mehr als wett. Darüber hinaus überzeugte Konrad die Zeitgenossen mit Tüchtigkeit (Virtus) und Rechtschaffenheit (Probitas).

Trennung von Staat und Herrscher
Alles in allem verlief der Wechsel von der ottonischen zur salischen Dynastie ohne große Erschütterungen, zumal der neue König zunächst ganz ähnlich agierte wie sein Vorgänger. Als Erstes unternahm er einen monatelangen Umritt durch die wichtigsten Regionen des Reiches, um die Ergebenheitsbekundungen des Hochadels entgegenzunehmen, und dann führte ihn der Weg nach Italien, wo er 1026 auch zum König der Langobarden gekrönt wurde. Dem folgte am Ostersonntag des Jahres 1027 die Kaiserkrönung von Konrad und Gisela in der Peterskirche zu Rom durch Papst Johannes XIX. Diese Zeremonie muss eine der glanzvollsten des gesamten Mittelalters gewesen sein, denn ihr wohnten unter anderem der König von England und Dänemark, Knut der Große, der burgundische König Rudolf III. und eine ganze Reihe von Erzbischöfen bei.

In der Zeit danach setzte Konrad seine Herrschaftsansprüche gegen den Widerstand der Herzöge Ernst von Schwaben, Adalbero von Kärnten und Udalrich von Böhmen sowie des polnischen Königs Mieszko II. durch. Darüber hinaus triumphierte er 1033 im Streit um die nach dem Tod Rudolfs III. vakant gewordene Königskrone von Burgund. Damit kam erstmals der Gedanke von einer „Trias der Reiche“ durch Zusammenfügung des ostfränkisch-deutschen, des italienischen und des burgundischen Königreiches auf.

Im Dezember 1036 zog Konrad dann ein zweites Mal nach Italien, um als Vermittler im Streit zwischen dem dortigen niederen Adel und dem Erzbischof von Mailand sowie anderen Prälaten zu fungieren. Dabei verließ er nun die von ihm zunächst weiterverfolgte Linie der Kirchenpolitik der Ottonen. Denn sein Gesetz vom Mai 1037, das allen Vasallen die Erblichkeit ihrer Lehen und den Schutz vor deren willkürlichem Entzug garantierte, zielte eindeutig gegen die großen Lehnsherren, zu denen auch und gerade die Bischöfe gehörten.

Nach seiner Rückkehr aus Italien feierte Konrad II. das Weihnachtsfest des Jahres 1038 in Goslar. Die nächsten Stationen des Kaisers waren Nimwegen und Utrecht, wo er am 4. Juni 1039 relativ plötzlich und unerwartet im Alter von etwa 50 Jahren mutmaßlich an der Gicht starb. Dem folgte ein einmonatiger Leichenzug nach Speyer und damit der Stadt, die unter Konrad von einer armseligen „Kuhstadt“ zur Metropole aufgestiegen war und deren prächtiger Dom letztlich zur Grablege aller Salier-Kaiser wurde.

Zu den wichtigsten Vermächtnissen von Konrad II. gehörte neben dem Gesetz über die Erblichkeit der Lehen, das den Aufstieg des Ritterstandes einleitete, die Abstraktion des Staatsgedankens, die Transpersonalisierung des Reiches. Konrad vertrat den Standpunkt, dass das Reich eine eigenständige Institution sei, die auch einen eigenständigen Rechtscharakter besitze, der nicht an die Person des jeweiligen Herrschers gekoppelt sei. Das klingt ungemein modern, wenn man bedenkt, dass Jahrhunderte später im Hochabsolutismus ein französischer König behauptete, der Staat zu sein.

Konrads Relativierung der eigenen Rolle als Herrscher, die schon fast an das berühmte Wort Friedrichs des Großen erinnert, er sei der erste Diener seines Staates, zeigte bereits seine legendäre Schiffsmetapher vom Sommer 1025. Damals traf er in Konstanz auf Adlige aus der italienischen Stadt Pavia, die nach dem Tod von Konrads Vorgänger Heinrich II. die königlich-kaiserliche Pfalz vor Ort geschleift hatten und diese Handlung mit dem Argument verteidigten, keinen Herrscher geschädigt zu haben. Hieraufhin antwortete Konrad: „Ist der König tot, so bleibt doch das Reich bestehen, ebenso wie ein Schiff bleibt, dessen Steuermann gefallen ist.“ Deshalb hätten sich die Pavesen zweifellos schwer versündigt.

Machtkonzentration beim Kaiser
Weniger bescheiden war Konrads Neigung zur Machtkonzentration und zum Durchregieren. Die Regierungszeit des ersten Saliers war durch eine Zentralisierung der Herrschaftsrechte in der Hand des Königs beziehungsweise Kaisers gekennzeichnet. Er brachte die Vergabe der Herzogtümer derart fest unter seine Kontrolle, dass die Herzöge quasi zu Vizekönigen oder Statthaltern mutierten. Gleichzeitig gelang es ihm, all jene Herzöge, die gegen seine Politik opponierten, nicht nur als persönliche Gegner, sondern auch als Feinde des Staates abzustempeln.

Ebenso konsequent agierte Konrad gegenüber der Reichskirche. Diese hatte die Pflicht, „Königsdienst“ zu leisten. Dazu gehörte die Beherbergung des Königshofes ebenso wie die Stellung von militärischen Aufgeboten. Wie beim zweiten Stand duldete Konrad auch beim ersten keine Opposition. Der Salier schreckte nicht davor zurück, einzelne unbotmäßige Kleriker wie den Erzbischof Aribert von Mailand zu maßregeln.

Aufgrund all dessen bezeichnen manche Historiker Konrads Regierungsjahre als Höhepunkt der mittelalterlichen Kaiserherrschaft. Mit gut hundert Jahren ist die von Konrad begründete Herrschaft der Salier ungefähr so lang wie die der vorausgegangenen Ottonen. Der frühe Krebstod des kinderlos gebliebenen Kaisers Heinrich V. mit rund 40 Jahren beendete 1125 die Ära. Nach einer ein Dutzend Jahre währenden Episode des Supplinburgers Lothar III. folgte dann die Dynastie der Stauffer, beginnend mit Konrad III. Wenn dieser auch kein Salier war, so stammte er doch immerhin über die mütterliche Linie von Konrad II. ab.


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Kommentare

Kersti Wolnow am 17.08.24, 12:50 Uhr

Die Staufer waren nicht weniger erfolgreich. Friedrich II kam durch Heirat und erfolgreiche Diplomatie in den Genuß des Besitzes von Jerusalem, ohne einen einzigen Schuß abzugeben.

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