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Stillgelegte Strecken in Niederschlesien sollen wiederbelebt werden. Doch bürokratische Hürden garantieren Verzug
Das Marschallamt (vergleichbar mit einer Staatskanzlei eines Bundeslandes) der Woiwodschaft Niederschlesien will die vor wenigen Jahren stillgelegte Bobertalbahn von Hirschberg [Jelenia Góra] nach Löwenberg in Schlesien [Lwówek Śląski]wieder in Betrieb nehmen. Nachdem das Amt bereits im Sommer 2020 die Bahnstrecken von Ziller-thal-Erdmannsdorf [Mysłakowice] nach Krummhübel [Karpacz] und von Greiffenberg [Gryfów Śląski] über Friedeberg [Mirsk] nach Bad Flinsberg [Świeradów-Zdrój] vom Staat übernommen hat, wurde Anfang Februar eine Firma damit beauftragt, in den nächsten vier Monaten die alten Schienen und Schwellen der beiden Strecken abzutragen. Auf den Trassen werden gänzlich neue Gleiskörper für umgerechnet etwa elf Millionen Euro verlegt.
Beide Verbindungen in die Gebirgswelt von Riesen- und Isergebirge sollen für den Passagierverkehr wiederbelebt werden. Ebenso soll nun auch noch die Bobertalbahn in den Genuss einer Streckenerneuerung kommen. Um sie hatte es in den vergangenen Monaten einigen Wirbel gegeben, da das Hollywood-Filmteam von „Mission: Impossible 7“ die spektakuläre Bahnbrücke über der 1905/06 erbauten Bobertalsperre im Film sprengen wollte.
Filmteam wollte Brücke abreißen
Als Piotr Rachwalski, einstiger Vorsitzender der Niederschlesischen Eisenbahnen [Koleje Dolnośląskie] erfuhr, dass man einen Film auf seiner Strecke drehen wollte, war er zunächst entzückt. Aber dann stutzte er doch, als er erfuhr, dass die Filmagentur nicht nur die stillgelegte Bahntrasse mit der Brücke nutzen, sondern letztere sogar sprengen wollte. Obwohl man ihm versprach, die Brücke nach dem Dreh wieder aufzubauen, blieb Rachwalski skeptisch. Er peilte über den Daumen, dass die Wiederherstellung allein sieben Millionen Euro kosten dürfte. „Es ist ein seltenes Kulturdenkmal. Die Stahlkonstruktion von 1906 überdauerte bereits einen Sprengversuch im Frühling 1945, als die Deutschen auf dem Rückzug waren“, betont er im Bahnmagazin „Rynek Kolejowy“.
Barbara Nowak-Obelinda vom Niederschlesischen Denkmalschutzamt versicherte indes, dass niemand einen entsprechenden Antrag gestellt habe. Ohnehin hätte Antragsteller nur der Eigner, also die Polnischen Staatsbahnen (PKP) sein können. Die Folge war jedenfalls, dass der Denkmalschutz die Brücke vorbeugend in die Liste geschützter Denkmäler eintragen ließ.
Für den Marschall Niederschlesiens soll die Übernahme der Boberbahntrasse keine „Mission impossible“ sein. „Wir sind bereit, diese Bahnlinie von den jetzigen Verwaltern, der Polskie Linie Kolejowe (PLK – die Netzverwaltung) und den Polskie Koleje Panstwowe (PKP – Polnische Staatsbahnen) zu übernehmen. In Zukunft werden dort Züge der Niederschlesischen Bahnen fahren!“, twitterte Przybylski.
Keine „Mission impossible“
Doch er könnte dabei auf einige Schwierigkeiten stoßen. Während die Bahntrasse eben von der PLK verwaltet wird, ist die sonstige Infrastruktur entlang der Strecke Eigentum der PKP. Bevor das Marschallamt übernehmen kann, müssen PLK und PKP die formalrechtlichen Fragen untereinander klären – Verzug garantiert. Das letzte Wort hätte der Infrastrukturminister.
Für Przybylski hat die Wiederbelebung der im Dezember 2016 stillgelegten Trasse von Hirschberg über Lähn [Wleń] nach Löwenberg jedoch Priorität. Der Sejmik-Abgeordnete Patryk Wild sagte gegenüber Radio Breslau, dass das Niederschlesische Marschallamt vorgeschlagen habe, bereits jetzt die Verwaltung der Trasse zu übernehmen. „Wir Abgeordneten stellen jedoch eine Bedingung. Sollte uns die Trasse nicht übertragen werden, bekommen wir alle damit verbundenen Kosten erstattet“, so der parteilose Abgeordnete. Chris W. Wagner