02.11.2025

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Blumenfeste zu jeder Jahreszeit: Auf der Blumeninsel setzen die Bewohner die Blütenpracht mit viel Phantasie zum Feiern ein
Bild: Francisco CorreiaBlumenfeste zu jeder Jahreszeit: Auf der Blumeninsel setzen die Bewohner die Blütenpracht mit viel Phantasie zum Feiern ein

Madeira

Im Garten des Atlantiks

Zu Besuch auf der portugiesischen Insel, auf der kein Tag ohne Sonnenschein vergeht – Schon Churchill wusste das zu schätzen

Detlef Berg
02.11.2025

Lektion Nummer eins: „Bei uns“, erklärt Bergführer Abilio Freitas gestenreich, „regnet es oft“. Aber wer auf die 58 mal 23 Kilometer kleine Blumeninsel reist, erwartet ohnehin nicht, dass sich diese üppige Blütenpracht ohne viel Regenwasser entfalten kann. Wohin man auch schaut, überall leuchten rote Weihnachtssterne, blaue Liebesblumen, Fackellilien und die schnabelförmigen Strelitzien aus dem satten Grün hervor. Meist jedoch, sagt Abilio, ziehen die dunklen Wolken schnell vorüber. Lektion Nummer zwei: Auf Madeira vergeht kein Tag ohne Sonnenschein. Auch nicht in der kalten Jahreszeit.

Eine Badeinsel ist Madeira aber trotzdem nicht. Es fehlen einfach die Sandstrände – fast überall prägen steile Felsen die Küste. Der goldene Sand, aus dem die Strandträume vieler Urlauber sind, wurde an die kleine Nachbarinsel Porto Santo verschwendet. Doch das tut der Anziehungskraft Madeiras als attraktives Reiseziel keinen Abbruch. Beinamen wie „Blumeninsel“, „Perle des Atlantiks“ oder eben „Garten Eden“ sprechen für sich.

Nach den Napoleonischen Kriegen von 1807 bis 1814, in deren Verlauf Großbritannien Soldaten auf Madeira stationierte, entdeckte die feine Gesellschaft aus dem verregneten Königreich die Annehmlichkeiten der Insel. Viele überwinterten auf Madeira aufgrund des ausgeglichenen Klimas oder stiegen in den einträglichen Weinhandel ein. Sie zeigten ihren Wohlstand, bauten große Landsitze, die sie mit prächtigen Parkanlagen umgaben und dafür exotischen Samen und Setzlinge aus aller Welt importierten.

Ein Beispiel dafür ist die Quinta da Serra, heute als Hotel öffentlich zugänglich. Das Anwesen liegt im Dorf Jardim da Serra oberhalb von Camara de Lobos und gehörte einst Sir Henry Veitch, der mit seinem Madeirawein-Geschäft ein Vermögen verdient hatte. Für den Garten seiner Villa erhielt er die ältesten heimische Bäume und führte neue Arten ein.

„Gott selbst hat Madeira als Ferienort geplant“, soll der britische Konsul auf eine Anfrage von Winston Churchill geantwortet haben, der wissen wollte, ob es auf der Insel im Winter wirklich so angenehm warm ist. Einen Wintermantel, so ließ der Konsul wissen, bräuchte man hier nicht. Das überzeugte den Staatsmann, und bald traf er nach mehrtägiger Schiffspassage hier ein. Quartier bezog er im feinen Reid's Hotel etwas oberhalb von Funchal. Doch besonders das nahe Fischerdorf Camara de Lobos hatte es dem Staatsmann angetan. Stundenlang saß er dort mit Pinsel und Staffelei auf einem Aussichtspunkt und ließ sich von den bunt bemalten Fischerbooten im Hafen inspirieren.

Wer von der Hauptstadt Funchal aus erkunden will, warum Churchill gerade dieses Fischerdorf so fasziniert hat, sollte vom Hotel The Reserve starten, das zu den luxuriösesten der Insel gehört und dessen Fassade wunderbar begrünt ist. Gut zehn Kilometer liegen vor den Wanderern. Zunächst führt die Promenade direkt am Atlantik entlang. Man spürt hautnah die Kraft des Meeres, dessen mächtige Wellen sich an der felsigen Küste brechen. Später geht der Weg in einen auf Stelzen gebauten Pfad über, führt durch einen Tunnel und mal bergauf, dann wieder steil bergab.

Leckerbissen aus 800 Metern Tiefe
Nach rund drei Stunden ist die Bucht von Camara de Lobos mit dem kleinen Kiesstrand erreicht. Fast wie zu Churchills Zeiten liegen hier bunte Fischerboote, die heute ein beliebtes Motiv für Instagram-Fotos sind.

Tagsüber sitzen die Fischer am Hafen, spielen Karten oder flicken die Netze. Nachts fahren sie mit ihren Booten aufs Meer hinaus, um den Schwarzen Degenfisch aus 800 Metern Tiefe zu angeln. Er gilt als Delikatesse und findet sich auf den Speisekarten der meisten Lokale im Ort. Das mit gerösteter Banane angerichtete zarte weiße Filetfleisch zergeht förmlich auf der Zunge.

Eine Schönheit ist der Degenfisch nicht. Das sieht man am nächsten Morgen in der Markthalle von Funchal, wo fangfrische Fische auf Eis gebettet zum Verkauf angeboten werden. Der Peixe Espada Preto, so sein portugiesischer Name, sieht aus wie ein langer dicker Aal, hat riesige dunkle Augen und ein breites Maul mit scharfen Zähnen.

Der Markt bietet fast alles – natürlich jede Menge Touristenkitsch, aber auch tolle Käse- und Wurstspezialitäten, Wein, frisches Obst und Gemüse sowie exotische Blumen. Frauen in farbenfrohen Trachten bieten Rosen, Strelitzien, Kamelien, Orchideen und Proteas an. Proteas? Kommen die nicht aus Südafrika?

„Sie blühen auch auf Madeira“, klärt Abilio Freitas auf. „Überzeugt euch selbst und fahrt in den Südwesten nach Prazeres. Dort wachsen sie an den Wanderwegen“, erzählt er weiter. Und wirklich, auf einer Wanderung entlang der Levadas, kleinen Bewässerungskanälen, entdecken wir den hier wild wachsenden immergrünen Strauch, der bei uns auch als Zuckerbusch bekannt ist.

Jetzt im Herbst schlummert die Natur noch ein wenig. Doch mit der Ankunft des Frühlings zeigt sie hier ihre volle Kraft. Dann werden die Gärten der Insel noch bunter und üppiger. Fast der gesamte Monat Mai steht im Zeichen des berühmten Blumenfestes. Den Höhepunkt des Festivals „Festas da Flor“ bildet der Blumenkorso, der am ersten Sonntag im Mai stattfindet. Prächtig geschmückte Festwagen und in Trachten gekleidete Tanzgruppen prägen diesen Umzug durch die Altstadt von Funchal. Die Motivwagen sind fantasievoll mit Abertausenden Blumen verziert und bieten traumhaft schöne Fotomotive. Überall in der Altstadt sind zudem Blumenteppiche ausgelegt, und es gibt Verkaufsstände, die Schnittblumen, aber auch Stauden und Gartenzubehör anbieten.

Eine der wichtigsten Veranstaltungen ist die „Mauer der Hoffnung“. Viele Kinder marschieren am ersten Festivalsonnabend mit Blumen in den Händen zur Praca do Muncipio in Funchal, wo sie mit Blumen die sogenannte „Mauer der Hoffnung“ errichten, welche für ein friedliches Miteinander auf dieser Welt steht.

www.visitportugal.comwww.visitmadeira.com 


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