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Afrika

Im Sudan tobt ein Stellvertreterkrieg

Peking profitiert vom De-facto-Staatschef al-Burhan, Abu Dhabi, Riad und Washington von dessen Vize

Wolfgang Kaufmann
23.05.2023

Seit dem 15. April kämpfen in der Repu­blik Sudan zwei rivalisierende militärische Gruppierungen gegeneinander: die Sudanesischen Streitkräfte (SAF), die unter dem Kommando des Chefs des Militärischen Übergangsrates (TMC) und damit De-dacto-Staatsoberhauptes Generalleutnant Abdel Fattah al-Burhan stehen, und eine Miliz namens Rapid Support Forces (RSF), die von al-Burhans Stellvertreter, Generalleutnant Mohammed Hamdan Daglo alias Hemedti, angeführt wird. Die landesweiten Kämpfe lassen sich jedoch nicht auf einen persönlichen Konflikt zwischen zwei Junta-Mitgliedern reduzieren, die augenscheinlich jeweils allein an der Spitze des drittgrößten und äußerst rohstoffreichen afrikanischen Staates zwischen der Sahara und dem Roten Meer stehen wollen.

Daglo wird unterstützt durch Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). Für sie hat der Sudan eine enorme wirtschaftliche Bedeutung als Lieferant beträchtlicher Mengen an Fleisch und anderen Nahrungsmitteln. Deshalb wollen die VAE bei Abu Amana sogar einen eigenen Hafen an der sudanesischen Küste bauen. Über ihn sollen in der Zukunft die Erträge der geplanten riesigen Getreidefelder entlang des oberen Nils in die Emirate verschifft werden. Zweifellos agiert Daglo auch als Sachwalter der Interessen der VAE und Saudi-Arabiens und genießt deshalb Rückendeckung aus Riad und Abu Dhabi.

Darüber hinaus kontrolliert Daglos Familie den Handel mit dem im Sudan geförderten Gold. Das wiederum macht ihn nicht nur für die arabische Welt, sondern ebenso für Russland interessant. Immerhin gehört Gold zu den Artikeln, mit denen die Russische Föderation an Devisen gelangen und die westlichen Sanktionen unterlaufen kann. Russland verarbeitet aus dem Sudan und anderen afrikanischen Staaten importiertes Gold zu Barren, die sich hervorragend auf dem Weltmarkt verkaufen lassen.

Jahrelang versuchte die russische Regierung, die Genehmigung zur Errichtung eines Marinestützpunktes in Bur Sudan zu erhalten. Am 12. Februar dieses Jahres war dieses Bemühen von Erfolg gekrönt. Daglos Gegenspieler al-Burhan unterzeichnete ein entsprechendes Abkommen mit den Russen.

Mit der geplanten Militärbasis wäre Moskau in der Lage, den Seeweg durch das Rote Meer und den nördlich anschließenden Suezkanal zu kontrollieren. Das widerspricht alles den geostrategischen Interessen der Vereinigten Staaten, die bereits erleben mussten, wie China im Sudan Fuß gefasst hat. So geht inzwischen ein Drittel des sudanesischen Erdöls in die Volksrepublik.

Deshalb intervenierte Washington mehrmals gegenüber al-Burhan, wobei abwechselnd Drohungen und finanzielle Köder zum Einsatz kamen. Doch der ließ sich nicht beirren – selbst als die Staatssekretärin für politische Angelegenheiten im US-Außenministerium Victoria Nuland im März persönlich in Khartum vorstellig wurde.

Kurze Zeit darauf griffen Daglos erstaunlich gut ausgerüsteten Rapid Support Forces die Streitkräfte von al-Burhan an.


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Kommentare

C R am 30.05.23, 11:30 Uhr

Mich wundert, dass es zu diesem Thema keine Kommentare gibt. Hier wird, genau wie in der Ukraine, das globale Geschick für die nächsten Jahrzehnte bestimmt. Es ist erschreckend wie strategisch schwach 'der Westen' geworden ist. Unfassbar. Unfassbar einfach.

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