02.10.2025

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Verkehr

Immer öfter treiben sich Personen auf Gleisen herum

„Gleislatscher“ und „Tunnelläufer“ werden zunehmend zum Problem

Hagen Ritter
02.10.2025

Ein hochriskanter Toilettengang hat im Juli 2024 in der Hamburger S-Bahn für eine gefährliche Situation und Verzögerungen im Fahrplan der S3 gesorgt. Kurz vor 23 Uhr hatte ein 30-jähriger Mann den für Fahrgäste gesperrten Tunnelbereich des S-Bahnhofs Reeperbahn betreten. Der Mann habe dort uriniert, so später ein Sprecher der Bundespolizei Hamburg. Zum Glück hatte ein Triebfahrzeugführer die Situation gerade noch rechtzeitig erkannt, sodass er eine Schnellbremsung machen konnte. Die Bundespolizei leitete gegen den Mann ein Strafverfahren wegen des Verdachts eines gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr ein.

Wie in Hamburg rühren Verspätungen und Chaos zunehmend nicht nur von einer auf Verschleiß gefahrenen Infrastruktur, anfälliger Zugtechnik und Personalmangel her. Immer öfter spielen auch Fremdeinwirkungen eine Rolle. Gemeint sind damit Unwetter, Brandanschläge oder Diebstahl von Kupferkabeln, sowie Menschen, die sich unbefugt im Gleisbereich aufhalten. Regelmäßige Folge ist dann die Unterbrechung des Zugverkehrs, mitunter sogar stundenlanger Stillstand auf der Strecke. Üblicherweise wird bei Personen im Gleisbereich die Polizei gerufen, die dann die Strecke zunächst abläuft, ehe der Zugverkehr weitergeht.

Bei Hamburgs S-Bahn führten vor allem 2022 und 2023 sogenannte „Tunnelläufer“ zu viel Unpünktlichkeit und Ausfallkilometern. Auch Berlins S-Bahn leidet mittlerweile massiv unter dem Phänomen der „Gleislatscher“. Die Deutsche Bahn registrierte allein auf der wichtigen Linie S 25 von Januar bis Oktober des vergangenen Jahres 2489 Störungen. Davon gingen

108 Fälle auf „Personen im Gleisbereich“ zurück. Auf Anfrage der Abgeordneten Cornelia Seibeld (CDU) räumte die Deutsche Bahn ein: „Die Anlagen der Deutschen Bahn insgesamt einzuzäunen, um Personen den Zugang zu erschweren, ist aufgrund der Größenordnung – wie auch bei Autobahnen und Wasserstraßen – nicht möglich.“

Hamburgs S-Bahn versucht, dem Phänomen der Tunnelläufer und Gleislatscher mit Bodenfolien in Signalfarben, Zaunanlagen oder Kletterschutz bei Oberleitungsmasten beizukommen: Es gibt nicht „die eine Maßnahme“, so ein Mitarbeiter der Hamburger S-Bahn, „es ist immer ein Maßnahmenpaket, das die bestmögliche Wirkung erzielt.“ Wirkung zeigen auch „Pyramidenmatten“, die am Ende von Bahnsteigen verlegt werden. Die Hartgummimatten haben pyramidenförmige Noppen, die das Betreten von Gleisanlagen schwierig machen sollen. In Schweden werden sie mittlerweile mit Erfolg eingesetzt. Berichte über zunehmende Probleme im Bahnverkehr durch Personen im Gleisbereich gibt es aber auch aus anderen europäischen Ländern.

Der gefährliche Trend hat viele Ursachen. Mal geht es darum, eine Abkürzung über die Schienen zu nehmen, um sich einen Umweg zu ersparen. Mal springen Jugendliche vom Bahnsteig, um sich nach durchzechter Nacht im Gebüsch neben den Gleisen zu erleichtern. Mitunter treibt Jugendliche auch simpler Nervenkitzel in die Gleisanlagen, um dort etwa übermütig ein Selfie für die sozialen Medien zu schießen.


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