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Fast eine Art „Seltene Erde“ – Sandmangel behindert zunehmend Bauindustrie
Laut einem zu realsozialistischen Zeiten weit verbreiteten Flüsterwitz führte die Einführung des Sozialismus unweigerlich dazu, dass selbst in der Sahara irgendwann Sand knapp wird. Keineswegs humoristisch gemeint sind Warnungen der deutschen Bauwirtschaft, die bereits seit Jahren immer wieder auf eine zunehmende Knappheit von Sand und Kies hinweist.
Im Januar machte Bert Vulpius, Geschäftsführer des Unternehmerverbands Mineralische Baustoffe, darauf aufmerksam, dass es in Sachsen mittlerweile fünf Jahre und länger dauern kann, bis ein neuer Tagebau für Sand oder den gröberen Kies genehmigt wird. Als Folge mangelte es in Sachsen zunehmend an Abbaustätten und damit auch an den beiden für die Bauwirtschaft so wichtigen Rohstoffen.
Wie der Sender MDR unter Berufung auf das Sächsische Oberbergamt berichtet, sind von 140 Firmen, die früher im Freistaat Sand und Kies abgebaut haben, nur noch 80 Betriebe übrig geblieben. Parallel mit dem Verschwinden von Abbaubetrieben sank die Fördermenge von 13 Millionen Tonnen im Jahr 2010 auf nur noch neun Millionen Tonnen.
„Wir laufen in Sachsen definitiv in einen Mangel von Sand und Kies hinein, weil wir einen Genehmigungsstau haben“, sagt Bernhard Cramer vom Sächsischen Oberbergamt und ergänzt: „Im Jahr 2022 ist die Kiessandproduktion in Sachsen im Vergleich zum Jahr 2021 um über 20 Prozent zurückgegangen. Das gab es in den letzten 30 Jahren überhaupt nicht.“ Als Gründe für den Rückgang der Produktion nannte der Amtschef gegenüber dem MDR ökologische Auflagen für neue Tagebauprojekte und auch Widerstände von Anwohnern.
Diese Entwicklung ist nicht auf Sachsen beschränkt. Deutschlandweit warnt die Bauwirtschaft bereits seit Jahren immer wieder vor Engpässen in der Betonproduktion als Folge von immer weniger Abbaustätten. Mit vielen Lagerstätten am Niederrhein, in Nord- und Mitteldeutschland und im bayerischen Alpenvorland verfügt Deutschland eigentlich über große Sandvorkommen.
Bundesweit bauen rund 2000 Förderbetriebe pro Jahr 250 Millionen Tonnen Sand und Kies ab. Hoch ist allerdings auch der Bedarf: Allein die Produktion einer Tonne Beton verschlingt fast zehn Tonnen Sand und Kies.
Obendrein ist die Bauindustrie nicht der einzige Wirtschaftszweig, der auf den Rohstoff Sand angewiesen ist. Auch Glashersteller und die Kosmetikindustrie verbrauchen Sand. Der Rohstoff steckt ebenso in Wasserfiltern oder wird zum Sandstrahlen von Materialien oder zum Bremsen von Zügen verwendet. Alle diese Anwendungen führen dazu, dass der durchschnittliche Sandverbrauch pro Bundesbürger mittlerweile bei rund neun Tonnen pro Jahr liegt.
Engpässe bestimmter Sandsorten
Zum hohen Verbrauch kommt hinzu, dass gut zwei Drittel aller Lagerstätten in Deutschland entweder unter bebauten Flächen, in Wasserschutzgebieten oder Naturschutzgebieten liegen. Klagen von Anwohnern oder in Naturschutzverbänden tragen ihren Teil dazu bei, die Zeiten bis zur Erschließung neuer Förderstätten immer länger werden zu lassen.
Vor allem in dicht besiedelten Ballungsräumen und insbesondere in Süddeutschland wird es immer schwieriger, Flächen für neue Sandgruben zu finden. Die Bauwirtschaft braucht zur Betonherstellung zudem eine bestimmte Qualität. Angesichts der Transportkosten und der großenen Mengen von Sand und Kies, die für den Bau von Straßen und Häusern gebraucht werden, rechnet sich ein überregionaler Transport der Rohstoffe über Entfernungen von mehr als 50 Kilometern oft nicht.
Als Folge dieses Problemmixes steigen in einigen deutschen Ballungsräumen die Lieferzeiten bei bestimmten Betonmischungen und ganz allgemein die Kosten für Beton. Schon 2019 meldete der Zentralverband Deutsches Baugewerbe zeitweilige Engpässe bei bestimmten Sandsorten. Betroffen sind Berlin und Brandenburg, aber auch Hamburg, Köln und Düsseldorf.
Als einen möglichen Lösungsansatz empfiehlt die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe eine vorausschauende Raumplanung, bei der Flächen für den Abbau von Sand und Kies reserviert werden. Zunehmend wird aber auch schon an der Wiederaufbereitung von Abrissbeton geforscht. Das Potential ist eigentlich riesig: Jährlich fallen in Deutschland 60 Millionen Tonnen an recyceltem Bauschutt an.
Als Zuschlag zur Betonherstellung wiederverwertet werden bislang jährlich aber nur rund 600.000 Tonnen sogenannten Betonbruchs. In der Schweiz oder Belgien werden dagegen bereits bis zu 15 Prozent der Betonmengen als Recyclingbeton verbaut. Steigende Preise und zunehmende Lieferprobleme von natürlichen Sandvorkommen könnten in den kommenden Jahren auch hierzulande die Nachfrage nach Recyclingbeton in die Höhe treiben.
Lutz Tröbitz am 07.02.24, 00:06 Uhr
Da scheint ziemlich viel Müll sich angehäuft zu haben. 10 Tonnen Sand ergeben eine Tonne Beton? In der dann auch noch ein paar andere Zutaten drin sind. Also wird demnach einte Tonne Beton so 15 Tonnen schwer sein. Klingt so logisch, dass der Autor glatt weg ins Wirtschaftsministerium wechseln sollte - da passen solche Aussagen wunderbar.