Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Die Hauptstadt Ostpreußens schützte sich insbesondere vor Russland mit aufwendigen Bollwerken zur Verteidigung
Aufgrund der strategischen Lage von Königsberg wurde die Stadt am Pregel schon sehr früh mit militärischen Befestigungsanlagen versehen. Einer Burg des Deutschen Ordens aus dem Jahre 1256 folgten zwischen 1355 und 1370 auf Initiative des Ordensmarschalls Henning Schindekopf drei Mauerringe um die Stadtteile Altstadt, Löbenicht und Kneiphof. Dann begann unter dem Eindruck der Schwedisch-Polnischen Kriege der Bau des sogenannten Barocken Befestigungsgürtels, dessen Kern in den Jahren von 1626 bis 1634 entstand, wobei Oberst Abraham Graf zu Dohna das Vorhaben leitete. Die Anlage umgab Königsberg in einem Umkreis von zwei Meilen und enthielt 32 Rondells für die Artillerie sowie Wallschilde und neun Tore.
Dazu kam ab 1657 die Festung Groß Friedrichsburg, weil der Kurfürst von Brandenburg und Herzog in Preußen, Friedrich Wilhelm, es für ratsam hielt, seine Autorität in Königsberg stärker militärisch zu untermauern und die Stadt zugleich auch vor der Einnahme vom Wasser her zu bewahren. Groß Friedrichsburg lag direkt am Pregel unweit der Schifffahrtssperre Holländer Baum, an der die ein- und auslaufenden Frachtsegler Zölle entrichten mussten.
Schutz vor Russland
Die nächste Stufe des Ausbaus der Königsberger Fortifikationen resultierte aus einer Allerhöchsten Kabinettsorder von König Friedrich Wilhelm IV. vom 3. März 1842, der zufolge die ostpreußische Provinzhauptstadt aufgrund ihrer unmittelbaren Nähe zu Russland eine geschlossene Ringschutzmauer von rund elf Kilometern Länge erhalten sollte. Die hierfür nötigen Arbeiten fanden von 1843 bis 1859 statt und beruhten in wesentlichem Maße auf den Planungen der beiden Generalinspekteure der preußischen Festungen, General der Infanterie Ernst Ludwig von Aster und Generalleutnant Leopold von Brese-Winiary.
Der Hauptwall um die Stadt wurde von sieben im Tudorstil gestalteten Toren aus rotem Backstein und gelbem Sandstein unterbrochen, nämlich dem Königstor in Neue Sorge am Ende der Königsstraße, dem Brandenburger Tor unweit des Südbahnhofes im Stadtteil Haberberg, dem Friedländer Tor am südöstlichen Ausgang der Stadt, dem Sackheimer Tor an der Straße nach Insterburg, dem Roßgärter Tor an der Cranzer Allee, dem Steindammer Tor an der Chaussee nach Pillau und dem Tragheimer Tor im Bereich der Wallgasse. Dazu gesellte sich ein Ausfalltor am Deutschordensring. Außerdem entstanden der Wrangelturm und der Dohnaturm unweit des Oberteichs sowie etliche Bastionen wie die Bastion Grolman und die Bastion Sternwarte an der Cranzer Allee beziehungsweise am Ausfalltor. Parallel dazu wurde 1849 noch die große U-förmige Defensionskaserne Kronprinz an der Litauer Wallstraße zur Unterbringung der Truppen errichtet.
Zweiter Verteidigungsring
Im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 erkannten die preußischen Militärstrategen, dass konventionelle Befestigungsanlagen wie der Wall direkt um Königsberg nicht mehr zeitgemäß waren. Deshalb begann 1872 unter der Oberaufsicht von Generalleutnant Georg von Kameke, dem Nachfolger von Brese-Winiarys, der Bau eines Gürtels von vorgelagerten Forts im Abstand von acht bis zehn Kilometern zum Stadtzentrum. Dieser zweite Verteidigungsring hatte einen Umfang von 43 Kilometern und umfasste insgesamt zwölf Forts sowie vier Zwischenwerke, also befestigte Stützpunkte zwischen den Forts.
Finanzierung durch Reparationen
Der Sinn der ganzen Anlage mit 1242 Kasematten für Soldaten und Kriegsgerät bestand darin, die feindliche Belagerungsartillerie im Kriegsfall daran zu hindern, bis auf Schussweite an den alten Fortifikationsring um Königsberg heranzukommen. Die aufwendige Fertigstellung der 16 Festungswerke erfolgte im Jahr 1892, wobei deren Finanzierung auch mittels der von Frankreich gezahlten Reparationen erfolgte.
Zur Kennzeichnung trugen die Forts folgende Namen und Nummern: 1 Stein, 2 Bronsart, 3 Friedrich Wilhelm I., 4 Gneisenau, 5 Friedrich Wilhelm III., 6 Königin Luise, 7 Herzog von Holstein, 8 Friedrich Wilhelm IV., 9 Dohna, 10 Kanitz, 11 Graf Dönhoff und 12 Eulenburg. Hinzu kamen die Zwischenwerke 1a Groeben, 2a Barnekow, 5a Lehndorff und zu guter Letzt das namenlose 7b.
Die Befestigungen befanden sich in der Nähe der Ortschaften Lauth, Neudamm (Gut), Neudamm (Dorf), Quednau, Beydritten, Juditten, Holstein, Tannenwalde, Karschau, Altenberg, Seligenfeld und Adlig Neuendorf.
Heute Orte von Museen und Kultur
Im Ersten Weltkrieg erlangten die Bauwerke nur insofern militärische Bedeutung, als die russische Armee wegen ihrer Existenz vor einem Vorstoß nach Königsberg zurückschreckte. Dahingegen wurden die Forts, Tore und Bastionen beider Ringe in der Schlacht um Königsberg zum Ende des Zweiten Weltkrieges sehr heftig umkämpft. Teilweise kapitulierten die deutschen Besatzungen hier erst am 10. April 1945.
Heute sind noch etliche Teile der Königsberger Fortifikationen erhalten. In ihnen befinden sich zurzeit unter anderem eine Filiale des Meeresmuseums, eine Ausstellung über Königsberger Brauereien und Gasthäuser, eine große Bernsteinsammlung mit mehr als 14.000 Exponaten, das Kulturzentrum Friedländer Tor als offizielles Stadtmuseum von Königsberg sowie auch einige Hotels, Cafés und Gaststätten.
Gregor Scharf am 03.01.25, 14:44 Uhr
Was hat sich seither geändert? Die Bedrohung aus dem Osten hängt noch immer wie ein Schatten über Europa. Die erwähnten Regionen gehören mittlerweile dem Eroberer. Und gab es damals noch die Einheit im Reich unter dem Kaiser, so haben wir heute innere Zerrissenheit, keine Wehrfähigkeit und die Feinde inmitten unter uns. Das ist ja mal eine Erfolgsgeschichte der besonderen Art.