19.04.2024

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S-Bahn im Königsberger Gebiet

In 20 Minuten an die Ostsee

Seit der Fußball-WM 2018: Immer mehr Strecken werden mit „Lastotschka“-Schnellzügen ausgestattet

Jurij Tschernyschew
12.04.2020

Anlässlich der Fußballweltmeisterschaft 2018 hatte die Gebietsregierung zwischen Königsberg und den Kurorten Cranz und Rauschen eine schnelle Bahnverbindung eingerichtet. Damals wurden vier neue Elektrozüge mit der Bezeichnung „Lastotschka“ (Schwalbe) angeschafft, die in den vergangenen anderthalb Jahren 4,6 Millionen Passagiere nach Rauschen, Cranz und in den Kurort Neukuhren beförderten.

Die Beliebtheit dieser Zugverbindungen bei den Fahrgästen veranlasste die Gebietsregierung dazu, die Küstenstrecken mit zwei weiteren „Schwalben“ auszustatten. Der lang erwartete fünfte elektrische Hochgeschwindigkeitszug wurde Anfang Februar dieses Jahres in Betrieb genommen. Im Rahmen des „Businiess Express-Projekts“ bringt die neue S-Bahn in kurzer Zeit Reisende vom Königsberger Südbahnhof nach Rauschen. Fährt der Zug beispielsweise in Rauschen um 8.15 Uhr ab, erreicht er den Königsberger Nordbahnhof um 8.35 Uhr und den Südbahnhof um 8.44 Uhr. Die Ostsee ist also von Königsberg aus in 20 Minuten zu erreichen. Diesen Schnellzug nutzen neben Tagestouristen auch Pendler, die aus Rauschen nach Königsberg zur Arbeit fahren. Die Fahrkarten für die S-Bahn von Rauschen zum Nordbahnhof kosten umgerechnet nur 70 Cent und bis zum Südbahnhof 80 Cent.

Die Ankunft des sechsten Hochgeschwindigkeitszuges in Königsberg im Februar wurde durch einen tragischen Zwischenfall überschattet. Als der Zug von Jekaterinburg nach Königsberg überführt wurde und am Bahnhof von Wladimir zwischenparkte, befanden sich zwei Mitarbeiter im Fahrgastraum – der Zugführer und sein Assistent. Der Zugführer verstarb plötzlich, sein Mitarbeiter konnte gerettet werden. Was war passiert? Nach vorläufigen Angaben starb der Mann an einer Kohlenmonoxidvergiftung. Vermutlich war die Vergiftung darauf zurückzuführen, dass der Verstorbene eine Heizung mit einem Benzinmotor benutzt hatte.

Doppelt so viele Gäste wie 2014

2019 belief sich die Zahl der Fahrgäste des S-Bahn-Verkehrs im Königsberger Gebiet auf fast fünf Millionen, das sind 25 Prozent mehr als 2018 und fast doppelt so viele wie 2014. Der Hochgeschwindigkeitszug besteht aus fünf Wagen, die Gesamtlänge des Zuges beträgt 130 Meter. Er kann Geschwindigkeiten von bis zu 160 Kilometern pro Stunde erreichen. Die Kosten für den Zug betragen umgerechnet knapp sech Millionen Euro.

Zurzeit fahren S-Bahnen in zehn Richtungen: nach Rauschen, Cranz, Pillau, Neuhausen, Heiligenbeil, Schultitten [Strelnja], Insterburg, Tilsit, zu den Königsberger Bahnhöfen Nord und Süd sowie nach Tannenwalde. Insgesamt werden täglich 12 000 Passagiere mit 74 verkehrenden Zügen befördert.

S-Bahn wird weiter ausgebaut

Die Verantwortlichen der Region beraten seit Langem über eine S-Bahnverbindung zwischen Königsberg und dem Flughafen Powunden [Chrabrowo]. Dazu wäre es allerdings notwendig, erst einmal eine Eisenbahnlinie zum Flughafen zu bauen, da diese nicht vorhanden ist. Dies bedeutet eine Investition von mehreren Milliarden Rubel. Zuvor sagte die Regionalregierung, es sei erst dann ratsam, das Projekt näher in Betracht zu ziehen, wenn der Flughafen seinen maximal möglichen Passagierstrom erreicht hat. Dieser wird mit fünf Millionen Passagieren kalkuliert. Ende 2019 belief sich der Passagierverkehr am Königsberger Flughafen jedoch nur auf 2,4 Millionen Fluggäste.

Darüber hinaus prüfen die Behörden der Region zusammen mit den Russischen Eisenbahnen die Möglichkeit, Strecken im Osten der Region zu elektrifizieren, um Hochgeschwindigkeitszüge in andere Richtungen zu lenken. Die S-Bahnverbindungen erfreuen sich bei Anwohnern und Gästen der Region wachsender Beliebtheit, und das Netz wird daher noch weiter ausgebaut.


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Kommentare

Bernd Meyburg am 22.04.20, 23:56 Uhr

Weshalb nicht beide Namen, den alten deutschen und den neuen russischen hinschreiben. Obwohl ich nach 1945 geboren wurde, ist mir Könisgberg noch immer vertrauter als Kaliningrad. Wir sagen ja auch Lissabon und nicht Lisboa, z.B. Bei Google findet man mit wenigen Klicks beide Namen aller Orte. Man braucht keine Karte von von 1945, um die deutschen Namen zu finden.

Anton Burau am 21.04.20, 17:33 Uhr

"Königsberg", "Cranz" und "Rauschen". Könnten Sie wohl die Ortsbezeichnungen verwenden, die man auf einer aktuellen Landkarte finden kann? Haben Sie mal versucht, Königsberg in Google Maps zu finden? Von Cranz und Rauschen ganz zu schweigen. Wer hat denn eine Landkarte von 1945 im Schrank?

Siegfried Hermann am 16.04.20, 20:27 Uhr

Ich will jetzt ja nicht "klugscheixxen", aber
der Zug ist ein Siemens-Derivat, teils in Deutschland gebaut, teils in Russland "endgefertigt". Das Fahrgestell kommt von Siemens-Graz. Die Wartung übernimmt auch Siemens.
Tja, die Russen wissen eben was ewig hält. ;-)
Wenn man dann in Ostpreußen mit dem Zug unterwegs ist, fühlt man sich gleich doppelt zuhause.

sitra achra am 16.04.20, 11:52 Uhr

Das wird ja dieses Jahr eine tolle Badesaison mit Covid-19.
Also ihr Russkis, ab in die Lastotschka, auf zum virusverseuchten Badestrand! Gute Fahrt!

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