23.11.2025

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden

Blackout droht

In den Niederlanden gehen die Lichter aus

Immer öfter gerät Deutschlands Nachbar wegen Stromausfällen unter Versorgungsdruck

Jens Eichler
23.11.2025

Was sich in den Niederlanden im Bereich der Energieversorgung abspielt, wird insbesondere in Deutschland, Belgien und Großbritannien mit Sorge beobachtet. In diesen Ländern hat man es mit einer ähnlich komplexen Situation durch den schnellen übermäßigen Ausbau der sogenannten erneuerbaren Energien einerseits und unzureichend ausgebauter Infrastruktur für die politisch gewollte Elektrifizierung andererseits zu tun.

Im Juli startete in den Niederlanden erstmals eine zentral gelenkte Stromverteilung, um das Stromnetz vor Überlastung zu schützen. Wie in Deutschland beschleunigte man auch dort nach dem russischen Überfall auf die Ukraine 2022 den Rückzug vom Erdgas. Das Gasfeld in Groningen wurde aber vorzeitig stillgelegt, während der Netzausbau immer stärker hinter der rasant steigenden Nachfrage zurückblieb. Dazu tragen primär E-Mobilität und Wärmepumpen bei, aber auch stromfressende Rechenzentren und das Mining von Kryptowährungen. Batteriegroßspeicher, die das Stromnetz nur kurzfristig und lokal entlasten können, verbrauchen selbst Strom unter anderem durch die Umwandlungsverluste.

In einigen Landesteilen sind die Bürger jetzt dazu angehalten, ihre E-Autos und E-Bikes nicht mehr zwischen 16 und 21 Uhr aufzuladen. Laut „Financial Times“ bieten einige Netzbetreiber ihren Kunden günstige Stromtarife an, wenn sie ihren Stromverbrauch in Zeiten außerhalb der frühen Abendstunden verlegen. Großkunden soll der Stromverbrauch während der Spitzenzeiten vollständig untersagt worden sein.

Bereits Anfang des Jahres wurde vor langen Wartelisten für Stromanschlüsse gewarnt. Für die Verlegung der Leitungen fehlen aber bis 2030 rund 150.000 Fachkräfte. 200 Milliarden Euro müssten bis 2040 in den Netzausbau fließen. Doch woher soll das Geld kommen, falls die Steuereinnahmen bald zurückgehen?

Fast 12.000 Firmen sollen bereits auf einen Stromanschluss warten. Schon wird befürchtet, dass Investitionen in bestimmten Regionen ausbleiben könnten, wenn Unternehmen lange auf einen Anschluss warten müssen. Laut „Financial Times“ befürchtet der Bürgermeister von Eindhoven, Jeroen Dijsselbloem, dass in der Spitzentechnologie-Region Brainport um Eindhoven bereits Investitionen nicht getätigt wurden, weil die Stromversorgung rationiert werden musste. In der Region produziert unter anderem auch der Chipmaschinen-Hersteller ASML.

Auch in Deutschland wird die Versorgungssicherheit noch kostspieliger. Laut dem Vorstandschef des größten deutschen Stromnetzbetreibers TenneT Deutschland, Tim Meyerjürgens, musste vor 20 Jahren ein- bis zweimal jährlich korrigierend ins Stromnetz eingegriffen werden, um es stabil zu erhalten. Inzwischen seien es allein im Gebiet von TenneT rund 2500 Eingriffe im Jahr, also sieben am Tag. Der drohende Blackout, kann nur durch das europäische Stromnetz abgewendet werden. Nach Meyerjürgens handelt es sich dabei um „die komplexeste Maschine, die die Menschheit je gebaut hat“. Die teuren Ausgleichsmaßnahmen bezahlen die Verbraucher durch Rekordpreise für Strom, Gas und Öl.


Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Dann unterstützen Sie die PAZ gern mit einer

Anerkennungszahlung


Kommentar hinzufügen

Captcha Image

*Pflichtfelder

Da Kommentare manuell freigeschaltet werden müssen, erscheint Ihr Kommentar möglicherweise erst am folgenden Werktag. Sollte der Kommentar nach längerer Zeit nicht erscheinen, laden Sie bitte in Ihrem Browser diese Seite neu!

powered by webEdition CMS