27.03.2025

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Teuerungsrate

In welchen Branchen die Inflation am schlimmsten ist

Dienstleistungen sowie Produkte sind teilweise um 60 Prozent im Preis gestiegen – Ursachen sind teurer Strom, Ernteausfälle sowie der Ukrainekrieg

Peter Entinger
11.02.2025

Das neue Jahr hat nicht mit guten Nachrichten begonnen. Und die nackten Zahlen machen die Aussichten nicht wirklich besser. Zwanzig Prozent der Menschen in Deutschland sind von Armut und sozialer Ausgrenzung betroffen. Sie können sich das Leben hierzulande kaum noch leisten. Laut der jüngsten Erhebung des Statistischen Bundesamtes traf das Ende 2024 in Deutschland auf rund 17,6 Millionen Menschen zu. Immerhin ist diese Zahl im Vergleich zum Vorjahr kaum angestiegen. Aber eine Besserung ist eben auch nicht in Sicht. Und das hat viel mit der Inflation zu tun.

Die Preise für Energie, aber auch für Lebensmittel und Dienstleistungen wie die von Friseuren sind gestiegen. Unlängst sorgten Meldungen aus der Lebensmittelbranche für Aufsehen, wonach Eigenmarken der Discounter sprunghaft teurer geworden sind. „Cheapflation“ nennen die Fachleute das. Ein Bericht des Südwestrundfunks zeigt eine interessante Entwicklung. So ist etwa Marken-Orangensaft seit 2022 um gut ein Drittel teurer geworden und Saft einer Eigenmarke um fast zwei Drittel.

Eine Packung Kaffee eines bekannten Unternehmens kostet gut 13 Prozent mehr als vor drei Jahren, aber die Kaffee-Eigenmarke ist um etwa 40 Prozent geklettert. Experten sehen den Hauptgrund in der gestiegenen Nachfrage. Doch die Teuerung ist generell ein Dauerärgernis. Man sollte dabei die Zahlen zum Maßstab nehmen, die zu Beginn der Corona-Krise gemessen wurden. Lebensmittel und alkoholfreie Getränke sind in diesem Zeitraum 34 Prozent teurer geworden. Olivenöl ist beispielsweise in einem Zeitraum von vier Jahren um mehr als einhundert Prozent im Preis gestiegen. Dies hat mit Ernteausfällen zu tun, aber auch damit, dass zahlreiche Produktionsstätten in Südeuropa schließen mussten, weil die Produktionskosten ins Unermessliche gestiegen sind.

Preissteigerung soll weitergehen
Zucker wurde im Vier-Jahres-Vergleich um 83 Prozent teurer. Nach Angaben der deutschen Zuckerwirtschaft gingen die Preissteigerungen vor allem auf steigende Kosten für Energie, Rohstoffe und Personal zurück. Bekannt und in einer breiten Öffentlichkeit diskutiert war die temporäre Speiseölknappheit, für die der Ukraine-Krieg verantwortlich gemacht wurde. Mittlerweile sind die Regale zwar wieder voll, aber die Preise für Rapsöl liegen um durchschnittlich mehr als 60 Prozent über dem Normal-Wert. Volkswirte rechneten zuletzt damit, dass sich die Teuerungsrate in den kommenden Monaten zunächst über der Zwei-Prozent-Marke festsetzen wird. Jedoch seien keine so hohen Werte wie in den Jahren 2022 und 2023 zu erwarten. Stattdessen erwarten Ökonomen für das Gesamtjahr 2025 eine jährliche Teuerungsrate auf dem Niveau von 2024. Und das war für die Normalverbraucher eben schon teuer genug.

Es gibt klassische Branchen, an den kann aufgezeigt werden, wie ein Teufelskreis entsteht. Das Friseurhandwerk gehört dazu. Dass die Energiekosten gestiegen sind, ist kein Geheimnis, dass daher die Produkte ebenfalls teurer geworden sind, dürfte niemanden überraschen. Doch es gibt noch einen anderen Effekt. Wenn Kunden vorher alle sechs Wochen ihren Friseur besuchten, verstreichen jetzt acht oder zwölf Wochen. Die Folge: Die Einnahmen sinken, die Preisschraube muss nach oben gedreht werden. In Berlin nutzen viele Bürger mittlerweile sogar einen Wochenendtrip nach Polen, um sich die Haare schneiden zu lassen.

Konsumenten suchen Auswege
Einen erstaunlichen Trend gibt es im Bereich der Gastronomie. Dort verzeichnete die Handelsgastronomie hohe Zuwächse – gegen den allgemeinen Branchentrend. Jedoch nur für Einrichtungen, die im Zusammenhang mit Handelsaktivitäten stehen. Darunter versteht man Bäckereien, Cafés, heiße Theken und integrierte Restaurants im Umfeld von Supermärkten, Einkaufszentren, Tankstellen, Möbel- und Baumärkten. „Die Konsumenten haben versucht, die Kosten zu reduzieren, und preisgünstige Alternativen gewählt. Die Handelsgastronomie bietet gute Produkte zu vielfach niedrigeren Preisen als in der klassischen Gastronomie“, heißt es in einer Studie des Kölner Handelsforschungsinstituts EHI.

Anders sieht es bei der klassischen Gastronomie aus. Im ersten Halbjahr 2024 sind die Umsätze in der Gastronomiebranche um elf Prozent gesunken, die Gewinne im Schnitt sogar um 20 Prozent, heißt es vom Bundesverband des Hotel- und Gaststättengewerbes (DEHOGA), der die Situation als „dramatisch“ bezeichnet (siehe auch Seite 5).

Die fatale Aussicht: Es sieht derzeit nicht nach Besserung aus.


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