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Im Jahre 2100 werden in einem einzigen Ballungsraum, der von Abidjan in der Elfenbeinküste bis zum nigerianischen Lagos reicht, vermutlich 500 Millionen Menschen leben
Als die Einwohnerzahl im Großraum New York in den 1950er Jahren die Zehn-Millionen-Grenze überschritt, war die erste „Mega-Stadt“ der Welt geboren. Später erhielten dann auch Tokio-Yokohama, das indonesische Städtekonglomerat Jabodetabek, Indiens Hauptstadtterritorium Delhi, die Pambansang Punong Rehiyon Manila, Grande São Paulo und viele weitere Ballungszentren rund um die Welt den Titel „Megalopolis“. In Afrika betraf dies bislang allerdings nur Groß-Kairo, Groß-Lagos und den Hauptstadtdistrikt von Kinshasa. Doch nun wächst im Westen des Schwarzen Kontinents eine Mega-Region heran, welche zum größten urbanen Raum und möglicherweise auch Wirtschaftszentrum unseres Planeten aufsteigen könnte.
Einer der Kristallisationskerne dabei ist Lagos in Nigeria. Dort leben derzeit rund 25 Millionen Menschen. Wäre Lagos ein Staat, stünde er in puncto Wirtschaftskraft immerhin an vierter Stelle in Afrika. Dabei hatte Lagos 1901 noch 37.000 Einwohner. Im Jahre 2100 soll es die bevölkerungsreichste Stadt der Welt sein mit mehr als 88 Millionen Menschen. Ähnliche Wachstumsraten werden auch für Abidjan, das Verwaltungszentrum der Elfenbeinküste, Accra in Ghana, Lomé in Togo und Cotonou in Benin erwartet. Infolgedessen steht die Geburt einer Metropolregion bevor, welche sich über fast eintausend Kilometer entlang der westafrikanischen Küste erstreckt und alles bislang Dagewesene in den Schatten stellt.
Jeder vierte Erdenbürger Afrikaner
Fachleute wie Daniel Hoornweg von der Ontario Tech University im kanadischen Oshawa sehen zwischen Abidjan und Lagos nicht nur das größte zusammenhängend besiedelte Gebiet im globalen Maßstab entstehen, sondern prognostizieren zugleich, dass hier 2100 um die 500 Millionen Menschen leben könnten. Das korrespondiert mit dem vermutlichen Anwachsen der Bevölkerungszahl in Afrika insgesamt. Die soll von derzeit etwa 1,4 Milliarden auf 3,9 Milliarden zum Ende dieses Jahrhunderts steigen, womit dann 40 Prozent aller Erdenbürger Afrikaner wären.
Natürlich würde das gigantische neue Ballungszentrum infolge der dynamischsten Urbanisierung aller Zeiten eine immense geopolitische Bedeutung erlangen, zumal auch noch Ausstrahlungseffekte entlang der afrikanischen Westküste bis nach Dakar-Pikine im Senegal und Luanda in Angola zu erwarten sind, wo ebenfalls Keimzellen für Mega-Städte liegen. Andererseits könnte sich der wirtschaftliche Aufschwung in der Abidjan-Lagos-Metropolregion trotz aller räumlichen Expansion in Grenzen halten, wodurch dann eher ein soziales Pulverfass und Ausgangspunkt für Migrationsströme ohnegleichen statt eines Motors der Weltwirtschaft entstünde. Immerhin denken momentan drei Viertel aller jungen Menschen in der Region ans Auswandern. Das dürfte sich jedoch ändern, wenn die im Aufbau befindliche Auto-Industrie in Nigeria und Ghana künftig für Wohlstandsschübe sorgt.
Dennoch besteht selbst bei einer günstigen Entwicklung die Gefahr der Entstehung riesiger Slums rund um einige wenige neue globale Leuchttürme des Reichtums. Schließlich neigen westafrikanische Großstädte grundsätzlich dazu, auf chaotische Weise in die Breite anstatt kontrolliert in die Höhe zu wachsen, was aus der nahezu komplett planlos verlaufenden Urbanisierung resultiert. Die Regierungen in Westafrika gingen im Hinblick auf die Stadtentwicklung „unglaublich unstrategisch“ vor, beklagt der ghanaische Unternehmer und Analyst Bright Simons. Hierzu gehört die Vernachlässigung der Verkehrsinfrastruktur. Die hemmt zudem auch die Intensivierung des Handels.
Wachstum verläuft chaotisch
Zwar haben sich 54 afrikanische Länder im Jahre 2019 auf die Einrichtung einer Freihandelszone geeinigt, doch fehlt es überall an Autobahnen. So existieren außer der 45 Kilometer langen vierspurigen Schnellstraße zwischen Accra und Kasoa auf den rund tausend Kilometern zwischen Abidjan und Lagos nur Verkehrsadern mit zwei Spuren, die durch enge Ortschaften führen. Darüber hinaus lauern dort überall korrupte uniformierte Wegelagerer: 70 Straßensperren der Polizei auf 500 Kilometern Strecke stellen keine Seltenheit dar. Gleichermaßen hinderlich sind die Zustände an den vier Staatsgrenzen zwischen Abidjan und Lagos.
Dazu kommen Sprachbarrieren und Mentalitätsunterschiede. Während die Elfenbeinküste, Benin und Togo zum französischen Kolonialreich gehörten, waren Nigeria und Ghana britisch beherrscht, was man noch heute spürt. Insofern wäre es dringend nötig, sich auf eine gemeinsame Verkehrssprache zu einigen. Das scheitert aber an zwischenstaatlichen Eifersüchteleien und chauvinistischen Attitüden, welche die Zusammenarbeit über die einstmals von den Kolonialmächten gezogenen Grenzen erheblich behindern.
Am ehesten besteht Einigkeit, was den Bau einer Küsten-Autobahn zwischen Abidjan und Lagos betrifft. Die vier- bis sechsspurige Straße soll schon 2026 fertig sein und von der Afrikanischen Entwicklungsbank mit umgerechnet 14,6 Milliarden Euro bezuschusst werden. Der Verkehrsweg könnte den grenzüberschreitenden Handel um mehr als ein Drittel steigern und zu wachsenden Immobilienpreisen entlang der Transportachse führen. Diese würden dann im Idealfall die Slumbildung eindämmen und Anreize zum effizienteren Bauen in die Höhe geben. Aber auch das kostet Geld, von dem unklar ist, woher es stammen soll. Nach Schätzungen des ugandischen Ökonomen Michiel de Haas benötigt die Region schon jetzt jährlich 18,7 Milliarden Euro für die Schaffung von akzeptablem Wohnraum. Dazu kommen 23,4 Milliarden pro Jahr für Investitionen in die übrige Infrastruktur. Um hier Kapitalgeber zu finden, braucht es vor allem die richtigen Steueranreize und einen ausreichenden Rechtsschutz.
Insofern ist also noch ungeheuer viel zu tun, wenn die entstehende Metropolregion Abidjan-Lagos nicht zu einem gigantischen Moloch voller Armut sowie Weltrekordler beim Export von Wirtschaftsemigranten werden soll, sondern das neue Zentrum des Fortschritts an der Schwelle zum 22. Jahrhundert.
Kersti Wolnow am 25.04.23, 09:49 Uhr
Die Verstädterung ist Teil der Agenda, denn indem die Landwirtschaft zerstört wird durch den Aufkauf der Flächen durch Großkonzerne, die wiederum abhängig gemacht werden von Monsanto, strömen die Menschen in die Städte. Ich sah das einmal in einer Reportage über Vietnam. Diese Arbiter gingen in den Städten in die Lederverarbeitung, eine äußerst ungesunde Arbeit.
1. zerstört man familiäre Bindungen
2. entfremdet den Menschen von der Natur
3. macht sie von der Industrie abhängig
4. kann sie im Pulk einer Stadt kontrollieren, überwachen und lenken
Alles, was sie tun, geht in diese Richtung. Der unabhängige und starke Mensch soll verschwinden.