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Den Ausstellungsbesucher erwarten in Berlin weniger neue Ausstellungsstücke als die Neudeutung von Altbekanntem
Es scheint ein echtes oder vielleicht auch nur vorgeschobenes schlechtes Gewissen zu sein, dass man sich immer stärker um den deutschen Kolonialismus kümmert. Inzwischen wird nicht nur die Periode von 1884 bis 1918, als das Deutsche Reich tatsächlich Kolonien in Afrika und Ozeanien hatte, in den Blick genommen, sondern fast detektivisch wird auch nach Spuren kolonialen Denkens in früheren Zeiten geforscht.
Ein jüngstes Beispiel ist die in der PAZ vom 30. Juni schon kritisch annotierte Ausstellung „Schlösser. Preußen. Kolonial. Biografien und Sammlungen im Fokus“ im Schloss Charlottenburg in Berlin. Die mit teilweise herausfordernden Formulierungen versehene Ausstellung ist eigentlich mehr eine didaktische Lehrschau. Besondere Schaustücke sind gar nicht ausgestellt. Vielmehr wurde eigentlich nur mit mehreren Texttafeln das Ausstellungsthema am Beispiel schon vorhandener Kostbarkeiten des Schlosses exemplifiziert.
Zu den schon vorhandenen, oft großartigen Schaustücken im Schloss werden kommentierende Hinweise auf koloniale Spuren in diesen geben. Die Intention der Ausstellungsmacher ist es, die bisher nicht erzählte koloniale Geschichte in den Schlossräumen zu zeigen. Ganz unbekannt ist das ja nicht. Paul Carl Leygebes berühmtes Bild des Tabakkollegiums des ersten preußischen Königs Friedrich I. zeigt im Hintergrund neben weißen auch schwarze Diener. Auf anderen Bildern aus jener Zeit sind es Bedienstete, die als osmanische Kriegsgefangene – sie waren eine prestigeträchtige Beute – an die Höfe gelangten, oft zwangsweise getauft wurden, im Sozialprestige weit unten standen, aber immerhin ein vergleichsweise freies Leben hatten.
Die Ausstellung ist eigentlich mehr eine didaktische Lehrschau
Das Charlottenburger Schloss besitzt einen wahren Schatz an Porzellan ostasiatischer Herkunft. Jahrzehnte vor Meißen schon kam es aus Japan und China. Allein die überwältigende Porzellankammer zeigt 2700 Stück. Importiert wurden diese Schätze über die holländische Vereenigde Oostindische Compagnie (VOC). Deren florierender Handel, so erfährt der Besucher, sei nur durch brutale Ausbeutung von und Handel mit Sklaven möglich gewesen.
Nachweislich wurden zwischen 1620 und 1660 über 27.000 Sklaven aus Bengalen verschleppt. Auch die vom Großen Kurfürsten gegründete Brandenburgische Afrikanische Companie (BAC) handelte mit Sklaven. Allein im 17. Jahrhundert waren es rund 28.000. Auf dem Rückweg wurden begehrte exotische Gewürze, Elfenbein und Gold importiert.
Das Deckengemälde in der Porzellankammer zeigt die Göttin Aurora mit ihrem Gefolge. In den Armen hält sie ein schwarzes Kind. Das wird von den Kuratoren dahingehend gedeutet, dass Aurora als weiße Göttin für den Morgen, mithin für Helles und Lichtes stehe, während das afrikanische Kind die Finsternis symbolisiere. Es habe also, so der Text, „schon im 17. Jahrhundert diskriminierende Ansichten zu schwarzen Menschen wegen ihrer Hautfarbe“ gegeben.
Dieser angeblich typisch eurozentrische Blick zeige sich auch an zahlreichen anderen Beispielen, etwa an einer Allegorie der vier Erdteile. Auf einem Sockel sitzt die bekrönte Europa als Symbol für Kunst und Christentum, zu ihren Füßen Figuren für Asien, Afrika und Amerika mit Symbolen des alltäglichen Ackerbaus. Der eurozentrische Blick verrate, so wird weiter behauptet, ein überhebliches, ja bereits rassistisches Denken gegenüber außereuropäischen Völkern. In diesem Sinne wird auch ein großer, um 1700 von einer Berliner Manufaktur gestickter Gobelin interpretiert. Er zeigt eine Audienz beim chinesischen Kaiser. Die Gesandten werfen sich devot auf den Boden. Daneben wird eine weiße Adlige von zwei schwarzen Dienern in einer Rikscha gefahren. Alles zusammen sei, so heißt es, eine Projektion europäischer Vorstellungen von „ostindischen“ Kulturen.
Das Charlottenburger Schloss ist nicht der einzige Ausstellungsort
Staunend steht der Besucher vor einem weißen, mit feinen Chinoiserien verzierten Cembalo, das um 1700 für die kunstund musikliebende Kurfürstin Sophie Charlotte gebaut wurde. War es damals nicht einfach die Freude an der fremden und zugleich so großartigen Schönheit der Kunstwerke, die ganz unschuldige Begeisterung weckte? Hatte man Europa nicht in aller Naivität, jedenfalls ohne bewusste Überheblichkeit, als Symbol für Vernunft und menschlichen Fortschritt gesehen? Die Ausstellungsmacher weisen in eine andere Richtung: „Gemälde, Zeichnungen und Objekte zeigen, dass koloniale sowie rassistische Stereotype durch alle Jahrhunderte zu finden sind und bis heute unseren Alltag beeinflussen.
Die Geschichte ist noch lange nicht erzählt, die Reise hat gerade erst begonnen.“ Das Charlottenburger Schloss ist übrigens nicht der einzige Ort, in dem das Thema Kolonialismus und Preußen thematisiert wird. Informationstafeln gibt es auch in den Paraderäumen des Alten Schlosses, im Neuen Palais in Potsdam, in den brandenburgischen Schlössern Caputh und Königs Wusterhausen sowie auf der Pfaueninsel, auf der die für den Sklavenhandel benötigten Glasperlen hergestellt wurden.
Jörg Czarnetzki am 17.08.23, 17:08 Uhr
Na da passt es ja gut das jetzt heraus kommt das Ötzi aus dem Gletschereis ein Türke gewesen sein soll so die Wissenschaftler da gibt es nur noch ein kleines Detail vor 5300 Jahren gab es noch keine Türken und keine Türkei.