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In Erfurt ist die BUGA gestartet – Sie wird mit einer beachtlichen gartenhistorischen Ausstellung bereichert
Die Erfurter Peterskirche ist das größte romanische Bauwerk Thüringens. Sie steht mitten auf dem Petersberg, der einer der beiden Schauplätze der Bundesgartenschau (BUGA) ist. Das im Giebel angebrachte Banner zeigt in monumentaler Vergrößerung die Reproduktion einer von Bertold Furtmayr im späten 15. Jahrhundert ausgeführten Buchmalerei. Dargestellt sind Adam und Eva, die zusammen mit der heiligen Jungfrau Maria im Garten Eden stehen. Sie werben für den Besuch der Ausstellung „Paradiesgärten - Gartenparadiese“, die sich der Thüringer Gartenkunst vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert widmet. Gezeigt wird sie in der Peterskirche. Die Ausstellung ist der Beitrag der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten zur BUGA.
Die Kirche ist der letzte Rest des 1803 aufgehobenen Benediktinerklosters St. Peter und Paul. Das 1060 vom Mainzer Erzbischof Siegfried I. gegründete Kloster fand sich rund 600 Jahre später inmitten einer Festung wieder, die Fürstbischof Johann Philipp von Schönborn erbauen ließ.
Preußen zweckentfremdeten Kirche
Während der Befreiungskriege gegen Napoleon nahmen die Preußen die von den Franzosen besetzte Festung 1813 unter Beschuss, mit dem sie die Klostergebäude zerstörten und die Kirche beschädigten. Die preußische Armee ließ die Klosterruinen abtragen und funktionierte die Peterskirche durch den Einbau hölzerner Stützen und Zwischenböden zum Mehlmagazin um.
Seit 1994 wird die 1127 bis 1183 errichtete Peterskirche von der Thüringer Schlösserstiftung betreut. Mit Blick auf die BUGA überwies ihr die Thüringer Staatskanzlei fünf Millionen Euro für die Instandsetzung der Fassade und die Entfernung der hölzernen Einbauten im Bereich des Mittelschiffs.
Den so im Mittelschiff gewonnenen Platz nutzt die Sonderausstellung für überdimensionale Reproduktionen von Gemälden Lucas Cranachs (1472–1553) und Pieter Bruegels (um 1520–1569), die das Paradies darstellen. Im Ostteil der Kirche kann jeder Besucher dank Computeranimation für paradiesische Verhältnisse sorgen: Seine Schritte lassen Blumen sprießen, seine Armbewegungen Bäume erblühen.
In den Seitenschiffen stellt die Schlösserstiftung von ihr gehegte Parkanlagen sowie die untergegangenen Gärten des Klosters St. Peter und Paul vor. Es verfügte über Obst-, Gemüse- sowie Kräutergärten und war von Weinbergen umgeben. Den Garten im Kreuzgang nutzten die Mönche zur inneren Einkehr und zum stillen Gebet. Ausstellungskuratorin Rita Hombach erklärt: „Im theologischen Denken des Mittelalters waren diese Nutz- und Wandelgärten verbunden durch die Vorstellung, einen irdischen Vorgeschmack auf das Paradies zu geben.“
Begehbares Landschaftsgemälde
Vom klösterlichen Paradiesgarten führt der Rundgang weiter zu einem bürgerlichen und zehn fürstlichen Gartenparadiesen. Vor der großformatigen Wiedergabe einer historischen Darstellung des jeweiligen Gartens, die von einem szenischen Schattenriss umfangen wird, informieren Lagepläne und Hörstationen, historische Abbildungen und aktuelle Fotografien über die Entstehungsgeschichte und Gestaltungsweise der Anlagen sowie das Wirken der Gartendenkmalpflege. Vorgestellt werden uns zum Beispiel der mit einem außergewöhnlich artenreichen Gehölzbestand aufwartende Fürstliche Park von Greiz und der Schlosspark Wilhelmsthal bei Eisenach, dem der berühmte Gartenkünstler Fürst Pückler den letzten Schliff gab.
Dank der von der Schlösserverwaltung veranlassten Wiederherstellungsmaßnahmen erhielt das über Schmalkalden gelegene Renaissanceschloss Wilhelmsburg seinen „Lust-, Kräuter-, Küch- und Baum-Garten“ zurück. Der entstand ab 1602 als einer der ersten Terrassengärten Deutschlands. In dem im Herzoglichen Park Gotha ab 1747 geschaffenen barocken Orangeriegarten hat die Schlösserstiftung die Pflanzenkultivierung wiederbelebt. Die Sammlung umfasst inzwischen rund 1000 Zitrus- und Lorbeerbäumchen, Kamelien und Ananaspflanzen.
Ab 1769 entstand im Herzoglichen Park nach englischem Vorbild eine weitere Attraktion, nämlich einer der frühesten Landschaftsgärten auf dem europäischen Kontinent. In dieser idealisierten, als begehbares Landschaftsgemälde komponierten Natur sind die in der vorangegangenen Gartenkunst verbindlichen Normen wie Symmetrie, schnurgerade Wege und zu stereometrischen Formen gestutzte Gehölze verpönt.
Im Vergleich zu den ausgedehnten fürstlichen Anlagen, die uns die Ausstellung etwa am Beispiel der Dornburger Schlösser oder des Schlossparks von Altenstein bei Bad Liebenstein vorstellt, ist der während der Goethezeit in der Altstadt von Weimar angelegte bürgerliche Garten des Kirms-Krackow-Hauses sehr klein. Er zeichnet sich durch von Buchs eingefasste Blumenbeete, Rosenstöcke, Beerenobststräucher sowie Obstbäume aus und bietet sich als eine durch Vorderhaus, Seitengebäude, Hinterhaus und Innenhof vom städtischen Treiben abgeschirmte Oase dar.
Während die Pandemie-Lage darüber bestimmt, ob die Erfurter Schau besucht werden kann, stehen die realen Gärten der Schlösserstiftung dem Publikum auf jeden Fall offen.
• Sobald die Corona-Bestimmungen es zulassen, ist die Ausstellung in der Erfurter Peterskirche analog zur BUGA bis zum
10. Oktober täglich von 9 bis 19 Uhr geöffnet. Der Kauf einer BUGA-Eintrittskarte ermöglicht den Ausstellungsbesuch. Die Tageskarte kostet 25 Euro. Aktuelle Informationen über die Ausstellung im Internet:
www.thueringerschloesser.de/museum-paradiesgaerten
Informationen über die BUGA:
www.buga2021.de