13.12.2024

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Neue Bluttaten des IS

Islamischer Terror in Russland zurück

Brisant: Die Täter sollen aus dem Umfeld von Putins Partei „Einiges Russland“ stammen

Bodo Bost
15.07.2024

An drei Stellen in der russischen Teilrepublik Dagestan eröffneten schwerbewaffnete Dschihadisten am 24. Juni das Maschinengewehrfeuer auf den Straßen, eine Synagoge ging in Flammen auf, zwei Kirchen wurden angegriffen, eine Polizeisperre gestürmt. An mehreren Orten in Derbent, Sergokala und der Provinzhauptstadt Machatschkala führten bewaffnete Dschihadistengruppen am orthodoxen Pfingstsonntag koordinierte Operationen gegen orthodoxe und jüdische Gläubige und religiöse Symbole sowie gegen Vertreter der Sicherheitskräfte durch.

Brutale Bluttaten wie schon zehn Jahre zuvor
Für einige Stunden schien es, als würde die russische Republik Dagestan im Nordkaukasus an ihre dschihadistische Vergangenheit anknüpfen, denn schon zwischen 2010 und 2014 hatte der Bürgerkrieg im benachbarten Tschetschenien auch auf das Nachbarland Dagestan übergegriffen. Nach einer noch vorläufigen Bilanz wurden diesmal mindestens 17 Polizisten und fünf Zivilisten getötet, darunter ein orthodoxer Priester, der seit vierzig Jahren in einer Kirche in Derbent Dienst tat. Die Zahl der Verletzten geht in die Dutzende. Mindestens sechs Terroristen kamen bei den Schießereien ums Leben.

Der Kaukasische Arm des IS rekrutiert aktiv seit Monaten
Die russischen Behörden blieben vage, was die Hintermänner der Anschläge und die Anzahl der noch flüchtigen Angreifer betraf. Mehrere Quellen sehen jedoch hinter den Anschlägen die Handschrift von Wilajat Kawkas, dem 2015 gegründeten lokalen Zweig des Islamischen Staates (IS) für den Nordkaukasus. Ohne sich zu den Anschlägen zu bekennen, veröffentlichten Pro-IS-Quellen in Russland eine Erklärung, in der sie ihren „Brüdern im Kaukasus“ zu deren blutigen Angriffen gratulierten. Wilajat Kaukasus betreibt seit Monaten Rekrutierungsaktionen.

Die wenigen Informationen, die über die Identität der Täter durchgesickert sind, besagen, dass es sich bei den Tätern um die beiden Söhne und den Neffen des Provinzgouverneurs von Sergokala Magomed Omarow handelt, der ein bekanntes Mitglied der Partei „Einiges Russland“ von Wladimir Putin ist. Omarow wurde noch am selben Abend abgesetzt und verhaftet. Er gab zu, dass zwei seiner acht Söhne Islamisten seien, aber zu ihnen habe er seit Jahren keinen Kontakt mehr. Ein brutaler Vollkontakt-Kämpfer, der im Club des Weltstars Khabib Nurmagomedov trainierte, soll Chef der muslimischen Killerbande gewesen sein. Die Angreifer stammten aus der Oberschicht Dagestans und sollen allesamt zu der Volksgruppe der Awaren gehören.

Zu Beginn der 2010er Jahre führten dschihadistische Gruppen fast jede Woche Operationen gegen die Ordnungskräfte dieser Republik durch, die über drei Millionen Einwohnern hat, von denen 85 Prozent hauptsächlich sufistisch inspirierte Muslime sind. Das harte Durchgreifen der russischen Polizei konnte nach der Ausreise Tausender Dschihadisten in das kurzlebige IS-Kalifat in Syrien und im Irak für Ruhe sorgen, auch wenn immer noch gelegentlich Gewalttaten gemeldet wurden. Im Oktober 2023 war ein islam-fanatischer Männermob auf den Flughafen von Dagestan gestürmt, als ein Flugzeug aus Israel dort landen sollte. Sie wollten ein Pogrom durchführen. Nirgendwo sonst in Russland waren die Proteste gegen die Mobilisierung 2022 so groß wie in Dagestan.

Der Kreml weist bislang jede Vorstellung von einer möglichen Rückkehr eines radikalen Aufstands im Land zurück, sogar den Anschlag auf die Konzerthalle Crocus City Hall in einem Vorort von Moskau, zu dem sich der IS bekannte, bei dem mehr als 140 Menschen getötet wurden, wollte man zunächst den Ukrainern in die Schuhe schieben.

Der radikale Islam ist größte Bedrohung Russlands
Die islam-extremistischen Schläferzellen in der Sowjetunion waren 1991 ein wesentliches Element des Zerfalls der „gottlosen“ Sowjetunion. Die islamischen Sowjetvölker hatten nach den Balten als erste die Schwäche des Kommunismus erkannt und ausgenutzt. Zwei Bürgerkriege brenötigte Russland, um den islam-fanatischen Aufstand der Tschetschenen im eigenen Land einzudämmen. Putin schaffte es nur, indem er dort den stärksten Mafiaclan zu seinem Vertreter ernannte.

Die längste historische Tradition hat der Islamismus in Russland jedoch in Dagestan, wo zwischen 1827 und 1859 der legendäre Imam Schamil sich russischen Eroberungsplänen widersetzte. Auf ihn besinnen sich heute alle muslimischen Völker Russlands, weil sie auch im blutigen Angriff Putins auf die Ukraine ein Zeichen der Schwäche erkannt haben. In Dagestan hat die radikal-muslimische „Zeitbombe“ Russlands angefangen laut und spürbar zu ticken. Denn fast alle zentralasiatischen einstigen Brudervölker der untergegangenen Sowjetunion haben mittlerweile ihren Männern verboten, in der russischen Armee zu kämpfen. Sie sollen für den Kreml-Herrscher kein Kanonenfutter sein. Das dürfte vielleicht auch bei Putin langsam die Erkenntnis durchsickern lassen, dass nicht etwa die Ukrainer die größte Gefahr für Russland darstellen, sondern die muslimischen Fanatiker im eigenen Land und in seiner eigenen Partei. Genau hier lauert entschlossener Terrorwille vermischt mit religiösen Fanatismus. Eine Mixtur, die eine explosive Sprengkraft in einem Land besitzt, dass sich in einem Krieg befindet.


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Kommentare

Ralf Pöhling am 22.07.24, 00:51 Uhr

Die Russen haben das selbe Problem wie wir. Alle haben das selbe Problem wie wir. Nachdem die ehemaligen Ost-West Machtblöcke zerfallen sind, hat das ein Machtvakuum eröffnet, was der Islam naturgemäß füllen will, denn der Islam ist eine Eroberungsideologie. Das hält man nur mit Gegendruck auf.

Rasio Brelugi am 15.07.24, 09:39 Uhr

Islamischer Terror?
Und alle tun so, als ob etwas ganz unvorhergesehenes passiert wäre.
Der Terror gegen Andersdenkende (sog. "Ungläubige") ist programmatischer Bestandteil der Ideologie "Islam".

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