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Übernahmeangebot schreckt Berliner Politiker auf – Unliebsame politische Einflussnahme befürchtet
Der deutsche Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 Media könnte schon bald unter italienischer Führung stehen. Die Mailänder Mediengruppe Media for Europe (MFE), kontrolliert von der Familie Berlusconi, hat ihr Übernahmeangebot deutlich aufgestockt und damit den letzten verbliebenen Konkurrenten, die tschechische PPF-Gruppe, aus dem Rennen gedrängt. Die Anleger reagierten mit Zustimmung – der Aktienkurs stieg spürbar.
MFE hält bereits knapp 30 Prozent an dem in Unterföhring ansässigen Konzern und strebt eine mehrheitliche Kontrolle an. Das bis Mitte August befristete Angebot an die übrigen Aktionäre sieht eine attraktive Prämie gegenüber dem bisherigen Börsenkurs vor. Bleibt der Zuspruch hoch, könnten die Italiener bald maßgeblichen Einfluss auf die strategische Ausrichtung von ProSiebenSat.1 gewinnen.
In Berlin stößt der bevorstehende Eigentümerwechsel auf politisches Interesse – und Skepsis. Kulturstaatsminister Wolfram Weimer sprach von der „besonderen Verantwortung“, die mit dem Erhalt journalistischer Unabhängigkeit verbunden sei.
Die zurückhaltende Reaktion der tschechischen PPF-Gruppe, die rund 16 Prozent an ProSiebenSat.1 hält, hat den Weg für MFE frei gemacht. PPF verzichtete auf eine Aufstockung ihres Angebots – damit gilt das Rennen um die Kontrolle über den deutschen Medienkonzern faktisch als entschieden. Vorstandschef Bert Habets hatte das erste italienische Angebot zunächst als zu niedrig zurückgewiesen, das überarbeitete Angebot jedoch ausdrücklich begrüßt. Von einer Konfrontation mit dem Großaktionär ist inzwischen keine Rede mehr.
MFE verfolgt das Ziel, ein europäisches Mediennetzwerk zu schaffen, das US-Plattformen wie Netflix und Amazon Paroli bieten soll. Der Konzern betreibt Fernsehsender in Italien und Spanien. Eine stärkere Verzahnung mit ProSiebenSat.1 soll Synergieeffekte bei Werbung, Programmplanung und Technologie ermöglichen. Das Unternehmen rechnet mit einem zusätzlichen operativen Gewinn von rund 400 Millionen Euro in den kommenden vier Jahren.
Die politischen Vorbehalte in Deutschland hängen nicht zuletzt mit der Geschichte des Unternehmens zusammen. Der 2023 verstorbene Unternehmer und Politiker Silvio Berlusconi hatte in Italien jahrzehntelang Medienmacht und politische Interessen eng miteinander verbunden. Seine Sender berichteten auffallend regierungsnah, als er selbst das Amt des Ministerpräsidenten innehatte. In Deutschland wächst deshalb die Sorge, ein vergleichbarer Einfluss könnte auch hier möglich werden – selbst wenn nun sein Sohn Pier Silvio das operative Geschäft führt.
Auch außenpolitische Verbindungen spielen eine Rolle: Berlusconi senior pflegte über Jahre hinweg enge Kontakte zum Kreml. In Berlin wird daher genau hingeschaut, inwieweit MFE bereit ist, sich zu Transparenz, redaktioneller Vielfalt und journalistischer Unabhängigkeit zu bekennen. Die Unternehmensführung hat signalisiert, solche Zusagen öffentlich machen zu wollen. Die Entscheidung liegt nun bei den Aktionären. Bis zum 13. August können sie ihre Anteile verkaufen – dann wird sich zeigen, ob ProSiebenSat.1 Media auch formell unter italienische Kontrolle gerät.