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Rüganer proben den Aufstand, die Wellen schlagen hoch – Demokratie nicht nur predigen
Am 26. Februar brachte der Norddeutsche Rundfunk die Fakten zu einem wirtschaftlichen Großprojekt vor der Insel Rügen: „Über vier Regasifizierungsschiffe sollen bis zu 38 Milliarden Kubikmeter Gas fließen.“
Die Einspeisung durch das größte europäische LNG-Terminal soll laut den Unterlagen, die seit Dienstag letzter Woche in den Gemeinden der Insel und in der Hansestadt Stralsund ausliegen, 4 Kilometer vor dem Ostseebad Sellin und damit vor den wichtigsten Seebädern der Insel Rügen, die etwa 75 Prozent der Gäste beherbergen, sowie geschützten Naturräumen, wie dem Biosphärenreservat Südost-Rügen und dem Nationalpark Jasmund mit dem UNESCO Welterbe Buchenwälder, erfolgen. Seit dies über einen Artikel der lokalen „Ostsee-Zeitung“ bekannt wurde, schlagen die Wellen auf der Insel hoch.
Die Insel Rügen, die eine eigene Kreisverwaltung mit der 2011 durchgeführten Kreisgebietsreform zugunsten des Landkreises Vorpommern-Rügen aufgeben musste, zeigt sich selbst für Kenner der Kommunalpolitik seit dem Bekanntwerden der staatlichen Pläne zur Umsetzung eines LNG-Terminals vor der Halbinsel Mönchgut in ihrer Haltung gegen die Terminals ungewohnt geschlossen.
Die 34 Bürgermeister der Insel Rügen haben einen gemeinsamen Aufruf verfasst, der es an deutlichen Worten nicht fehlen lässt: „Die Bundesregierung wird mit dem Bau und jahrzehntelangen Betrieb des größten LNG-Terminal-Projekts Europas direkt vor Rügen das Ökosystem der Insel irreparabel zerstören. Das Vorhaben ist im höchsten Maße umwelt- bzw. klimaschädigend.“
Mit dem Aufruf haben die kommunalpolitischen Vertreter der Inselbewohner zudem eine Petition gestartet, die dem Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und der Ministerpräsidentin des Landes Mecklenburg-Vorpommern Manuela Schwesig übergeben werden soll. Sie wurde seit dem 23. Februar von über 13.000 Bürgern (Stand vom 26. Februar) unterzeichnet.
Pläne erst seit Kurzem bekannt
Auch in dieser Positionierung finden die Bürgervertreter klare Worte: „Die Bundesregierung schreitet mit großen Schritten voran, um dieses fragwürdige Projekt durchzusetzen. Genehmigungsverfahren und -fristen wurden stark verkürzt, Gesetze sollen im Eiltempo verändert werden. Wir, die Bürgermeister und Gemeindevertreter, stellen uns dem entgegen! Im Auftrag unserer Bürger und aller Freunde der Insel Rügen in ganz Deutschland, die uns unterstützen.“
Am vergangenen Wochenende wurde auch bereits zu Demonstrationen aufgerufen. Kamen am 25. Februar in Sellin bereits geschätzte 400 Bürger zusammen, um ihren Unmut gegen die Pläne der Bundesregierung auszudrücken, so waren es am darauffolgenden Sonntag nach Angaben der Polizei, die die Veranstaltung absicherte, etwa 2500 Bürger. Zu der im Ostseebad Baabe auf der Halbinsel Mönchgut stattgefunden Demonstration hatten verschiedenste Gruppen aufgerufen, die zuvor noch nie zusammengearbeitet hatten.
Und so füllte sich der Kurplatz der Gemeinde Baabe bereits weit eine halbe Stunde vor Beginn der Veranstaltung, die für 13 Uhr angesetzt war. Die Redebeiträge wurden durch den Pastor Olav Metz von der Kirchgemeinde Mönchgut Sellin eröffnet. Metz, der sich bereits in der Vergangenheit gegen ein auf dem pommerschen Festland geplantes Kohlekraftwerk eingesetzt hatte, machte darauf aufmerksam, dass es gute Gründe gegen das LNG-Terminal vor der Insel Rügen gäbe. Allerdings müsse man sich auch klar machen, wofür man sei. Aus der Vergangenheit kann man zudem die Lehre mitnehmen, das die Fehler, die man heute mache, später „durch die Kinder ausgebadet“ werden müssten. Er warb auch um die Achtung voreinander und Besonnenheit, um gute Wege zu suchen. Dazu gehöre aber auch, Vorurteile abzubauen und Pauschalisierungen zu vermeiden. Stattdessen gelte es aufeinander zuzugehen.
Diese Worte fanden auch von Stefanie Dobelstein von der Bürgerinitiative „Lebenswertes Rügen“ Aufnahme. Sie forderte mehr Dialog, mehr Transparenz und sachlichen Austausch ein. Auch sie machte deutlich, dass man die Folgen für die nachfolgenden Generationen bedenken müsse. Darum setze sich die Initiative für den Schutz der Natur, die Erstellung eines Lebensraumkonzeptes für die Insel und gegen Großprojekte des Tourismus ein. Sowohl das Terminal vor Lubmin als auch die Pläne vor der Insel Rügen seien eine Katastrophe für die Region Vorpommern.
Norbert Dahms von der Gruppe „Wir für Rügen“ erinnerte an die bisherigen massiven staatlichen Eingriffe, die bis heute schwere Hypotheken für die Insel seien und zählte den Bug (1916), Prora (1936) und Mukran (1986) auf. Das müsse mit bedacht werden, wenn man die Zukunft gestalten wolle.
Nadine Förster von der Bürgerinitiative „Lebenswertes Rügen“ wandte sich gegen einen weiteren Ausverkauf der Insel. Nach den Fehlentwicklungen der vergangenen Jahre setzte das geplante LNG-Terminal dem Ganzen „nur die Krone auf“. Entgegen den Bekundungen, die man tagtäglich höre, wird immer wieder „über die Köpfe der Menschen“ hinweg entschieden. Man müsse der Landes- oder Bundespolitik mal sagen, dass Demokratie nicht nur gepredigt, sondern auch gelebt werden muss. Die Rüganer wollten den „nachgewiesenen Irrsinn vor der Küste“ nicht und man habe auch ein Recht darauf, dass das auch akzeptiert würde.
Kinderstube der Heringe gefährdet
Nach einer musikalischen Einlage von einem Stralsunder ging es mit Redebeiträgen von Wolfgang Kannegießer von dem DEHOGA-Regionalverband Rügen e. V., Malte Paschirbe von „Fridays for Future“ sowie den Bürgermeistern Karsten Schneider vom Ostseebad Binz und Alexander Badrow von der Hansestadt Stralsund weiter.
Marlies Preller vom NABU Rügen machte auch noch auf einen weiteren wichtigen Aspekt aufmerksam: Die Ostsee sei ein sehr sensibles Meer, der Greifswalder Bodden gelte dabei als die Kinderstube der Heringe und dies sei die Lebensgrundlage der meisten Heringe dieses Binnenmeeres – auch sie sei durch die weitere Erwärmung des Wassers im Zuge eines LNG-Terminals vor Rügen gefährdet. Abzuwarten sind die Reaktionen aus der Landes- und Bundespolitik auf die Positionierung der Rüganer.
Kersti Wolnow am 06.03.23, 09:34 Uhr
Seit gut 30 Jahren interessiert sich die bRD-Obrigkeit nicht für das Volk. Ich denke nur an die unzähligen Streiks, als nach 1990 ein mittelständischer Betrieb nach dem anderen schloß. Ich denke auch an die Einfuhr kulturfremder Leute aus allen Gegenden der Welt, die keiner hier haben will, die aber von uns allen versogt werden müssen. Ich denke an den Widerstand gegen die GEZ-Gebühr, an die Spaziergänge oder die montags gegen Hartz IV, nichts hat sich geändert. Germanisten standen nach der Schlechtschreibreform auf und protestierten gegen den Irrsinn. Nein, man machte weiter und macht weiter, gegen uns. Diese Regierungen einschließlich der Landesregierungen sind unser Feind, weil sie unsere Interessen nicht mehr vertreten. Daß das woanders genauso läuft, habe ich in einem Film über Grönland gesehen. Eine Frau beklagte sich, daß ausländische Firmen ihre Bodenschätze abbauen. 1990 kauften ausländische Firmen volkseigene Betriebe billig auf.
Früher war alles übersichtlicher, jetzt wurden die Konzerne von der Leine gelassen, sie rauben überall, früher nur in den Kolonien. Es sind diese ewigen Raffzahns, Spekulanten, die Unruhe stiften und dann das Chaos zur Bereicherung nutzen.
Berlin 59 am 03.03.23, 17:32 Uhr
Die sollen froh sein wenn da mal ein bisschen Industrie angesiedelt wird, auf ihrer Insel, da ist doch sonst nichts.
Das bringt ganzjährige Arbeitsplätze und es werden auch
die vielen Flüchtlinge die jetzt kommen gut integriert. Platz ist auf Rügen genug.