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Israel-Hass

Keine US-Produkte auf Berlins „Schara al Arab“

Anti-israelische Aktivisten drohen Ladeninhabern in der Sonnenallee, die Coca-Cola und Co. anbieten

Hermann Müller
31.05.2024

Geht es nach dem Willen eines propalästinensischer Influencers, dann wird es in den Geschäften der fünf Kilometer langen Berliner Sonnenallee bald keine Produkte aus den USA mehr zu kaufen geben. In einem Boykottaufruf, der auf Instagram veröffentlicht wurde, erklärte der Aktivist, durch den Kauf von Coca-Cola und anderen Artikeln aus den USA würde Israel unterstützt.

Bei näherem Hinsehen handelt es sich bei dem Boykottaufruf weniger um einen Appell an Ladenbetreiber als um eine handfeste Drohung. Gewerbetreibenden, die dem Boykottaufruf nicht folgen wollen, droht der pro-palästinensische Aktivist ganz unverblümt mit massiven Schäden: „Wir werden kein genaues Datum nennen, aber ihr solltet wissen, dass jeder, der nach dem 28. Mai 2024 immer noch Produkte wie Coca-Cola oder Pepsi verkauft, gewarnt wurde und mit den Konsequenzen klarkommen muss.“ Weiter heißt es: „Ist Euch egal, dass Gaza verwüstet wird? Dann haben wir kein Problem damit, die gesamte Sonnenallee inklusive der Läden, die nicht boykottieren, mitzuverwüsten.“ Unterzeichnet wurde der Aufruf mit dem Satz: „Manche Menschen muss man zu guten Taten drängen, das tun wir gerne für euch.“

Als Reaktion auf den Boykottaufruf sprach der Bezirksbürgermeister von Neukölln, Martin Hikel, gegenüber der Zeitung „B.Z.“ von „absurden Verschwörungstheorien“: „Dahinter verbirgt sich nichts anderes als die hässliche Fratze des israelbezogenen Antisemitismus. Boykottaufrufe – und noch mehr die Drohung mit Gewalttaten gegenüber Geschäftstreibenden – dürfen keinen Platz haben, weder in Neukölln noch sonst wo.“ Zudem forderte der kürzlich zum neuen Co-Vorsitzenden der Berliner SPD gewählte Hikel, „der Aufruf muss strafrechtlich geprüft werden“.

Von dem mit einer Drohung versehenen Aufruf dürften vor allem arabische Ladenbetreiber betroffen sein. Das Bild der Sonnenallee wird mittlerweile vor allem durch eine große Zahl arabischer Geschäfte geprägt. Immigranten aus dem Nahen Osten nennen die Sonnenallee mittlerweile sogar schon „Schara al Arab“ (zu Deutsch: arabische Straße). Als im Oktober 2023 eine Vereinigung „Palästina spricht“ zu einem Generalstreik auf der Sonnenallee aufgerufen hatte, folgten mehr als 90 Prozent der Geschäftsinhaber dieser Forderung und hielten ihre Läden geschlossen.

Mittlerweile geraten allerdings auch immer öfter nicht-arabische Gewerbetreibende ins Visier von Israel-Hassern. Im Stil der Terrororganisation Hamas werden dabei Läden, Lokale aber auch Privatwohnungen mit roten Dreiecken gekennzeichnet. Die Hamas markiert damit ihre Feinde und auch mögliche Anschlagsziele. Derart bedroht wurde zuletzt die Neuköllner Kneipe „Bajszel“. Im April hatten Unbekannte bereits das von der Hamas genutzte Symbol an die Fassade des Friedrichshainer Techno-Clubs „About Blank“ gemalt.

Das israelische Restaurant „DoDa's-Deli“ hat nach wiederholten antisemitischen Anfeindungen inzwischen den Entschluss gefasst, von Friedrichshain nach Wilmersdorf umzuziehen. Verbunden ist der Schritt mit der Hoffnung, im Westen Berlins mit weniger Antisemitismus konfrontiert zu sein als im Szenebezirk Friedrichshain-Kreuzberg.


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