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Die Rolle Künstlicher Intelligenz in der Weltwirtschaft wächst immer weiter – die Folgen von schädlichen Inhalten aber auch
Künstliche Intelligenz (KI) gilt als Wachstumshoffnung der Wirtschaft. Allein im globalen Handel soll sie für 40 Prozent mehr Wachstum bis zum Jahr 2040 sorgen – so der aktuelle Welthandelsbericht (World Trade Report) der WTO. Aber KI schafft auch viele neue Herausforderungen für Verbraucher. Sie schneidert maßgerecht Werbung und ablenkende Inhalte auf der Grundlage psychologischer Erkenntnisse, und das zu extrem geringen Kosten. Zudem manipuliert sie Internetnutzer. Denn die künstlichen Welten fesseln mit oftmals sinnlosen Bildern, animieren zu ungewollten Kaufaktionen oder verdummen schlicht die Verbraucher, insbesondere mit generisch zusammengesuchten Informationen. Genau davor warnen aktuelle Umfragen sowie Hirnforscher.
Wer früher in eine Suchmaschine Begriffe eingab, erhielt mehr oder weniger treffende Einzelergebnisse. Heute erscheint zuoberst eine von KI zusammengestellte Erklärung – fast druckreif – die scheinbar alles Wichtige liefert, jedoch nur aufgrund der Häufigkeit von ins Netz gestellten Behauptungen und ungeprüften Informationen basiert. KI schafft so eigene Welten, denen wir laut Wissenschaft zunehmend verfallen, Zeit widmen und Glauben schenken.
Dieser „KI-Schlamm“ (Englisch „AI Slop“) droht das Internet zunehmend zu übernehmen und unser Denken bis in die hintersten Hirnstrukturen zu ändern. Dabei geht es um Zeit- und Geldverschwendung, um Aufmerksamkeitsspannen und Desinformation. In Minuten kann KI fotorealistische oder ansprechend animierte Bildinhalte erstellen, die für Klicks, Verweildauer auf Seiten und Werbeeinnahmen sorgen. Vermenschlichte Tiere animieren unsere Emotionen, groteske Mischwesen lassen Dampf ab oder retten die Welt – was sinnlos oder zufällig die neuen Möglichkeiten auszuloten scheint, garantiert in Spielen und unterhaltsamen Kanälen im Netz Aufmerksamkeit.
Die schnelle Verbreitung solcher Inhalte zeigt parallel dazu den Erfolg: Laut der britischen Zeitung „The Guardian“ waren die 100 schnellsten in der Zuschauergunst wachsenden Kanäle auf YouTube solche mit KI-Inhalten. Neun davon zeigten nur künstliche Videos und Bilder. In Singapur schoss eine graphisch mit übergroßen Augen animierte französische Bulldoge namens Pouty Frenchie mit reinen KI-Kurzfilmen an die Spitze auf YouTube. Ganze 231 Millionen Mal klickten Besucher auf einen 16 Sekunden kurzen Film des Hundes auf der Jagd nach einem Meerjungfrauenkostüm.
Algorithmen merken sich die Sehgewohnheiten, verlinken auf ähnliche Angebote, damit die Werbekasse klingelt. Nach nur zwei Tagen KI-Filmkonsum bauten automatisch auftretende neue Angebote der Suchroutinen im Netz eine ganze Welt aus neuen Inhalten für Nutzer zusammen. Nicht nur auf diesem einen Kanal, sondern in allen sozialen Medien der Verbraucher wurden diese mit vergleichbaren Filmchen geflutet, fand der US-Sender CNN heraus.
Angst vor Kontrollverlust
Im Netz erklären eigene Kanäle, wie man mit solchen Inhalten über Werbung tausende Euro pro Monat verdient. Auf Kinder hat das drastische Wirkungen, wie eine Umfrage des Ministeriums für digitale Entwicklung aus Singapur unter knapp 2000 Eltern zeigt: 94 Prozent der Kinder mit eigenem Gerätezugang nutzen den für Spiele und KI-Inhalte. 81 Prozent der Eltern haben Angst vor Kontrollverlust.
Der Aufforderungscharakter der KI-Inhalte und ständige Verfügbarkeit fressen Zeit. In sich noch entwickelnden Gehirnen junger Menschen werden ständige Belohnungen und kürzeste Aufmerksamkeitsspannen trainiert, die in Schule und realem Leben zu Problemen und Depressionen führen, warnen Hirnforscher. Die Fähigkeit, echt von falsch zu unterscheiden, verliert sich. Mit „brain rot“, also „hirnverottend“ wirkenden Inhalten, ist ein KI-Subtrend entstanden, bei dem durch triviale Unterforderung oder Überkonsum der Geisteszustand von Kindern und Erwachsenen kontinuierlich herabgesetzt wird.
Weil sie für bezahlte Werbung erfolgreich sind, rufen solche Modelle Content-Agenturen auf den Plan. Es sind Firmen, die durchgehend ständig neue Inhalte für erneute Kaufanreize kreieren. Kein Wunder, dass in Sachen „Fake News“, also falschen Nachrichten, KI die Hauptquelle allen Übels ist. Allen voran bei Bildern. Kostenlose Programme erlauben Zugriff auf in Sekunden neu geschnittene Bilder jedes beliebig mit Stichworten eingegebenen Ereignisses. Kaum ein einst kreativer Bereich bleibt verschont, auch nicht Musik. Beispiel: „The Velvet Sundown“ entpuppte sich als vom Aussehen bis zur Musik völlig von KI-erstellte Band – millionenfach hörten Menschen sich die künstlichen Lieder der künstlichen Band im Netz an. Das Ergebnis: schneller Profit bei minimalstem Einsatz.