Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Ende Mai schalteten ukrainische Drohnen russische Radaranlagen aus. Was wie eine legitime Abwehrmaßnahme des angegriffenen Landes aussieht, hat das Potential, den Krieg auf eine neue Ebene zu heben
Der Einsatz russischer Atomwaffen gegen die Ukraine oder die NATO könnte ein deutliches Stück wahrscheinlicher geworden sein. Das resultiert aus zwei ukrainischen Drohnenangriffen auf russische Radarstationen vom Typ Woronesch (siehe unten). Die erste Attacke erfolgte in der Nacht vom 22. zum 23. Mai. Dabei wurden zwei Antennen in Armawir in der südrussischen Region Krasnodar beschädigt. Eine weitere Langstreckendrohne sollte die Radaranlage bei Orsk in der Oblast Orenburg südlich des Ural-Gebirges treffen, ging jedoch am 26. Mai auf einem Feld nieder, ohne nennenswerte Zerstörungen zu verursachen.
Unklare Motivlage
Die beiden Radarstationen 1500 beziehungsweise 1800 Kilometer östlich der russisch-ukrainischen Grenze sind Teil des nuklearen Abwehrschirms der Russischen Föderation. Sie haben die Aufgabe, ballistische Langstrecken-Raketen zu orten, die aus südwestlicher oder südöstlicher Richtung auf Russland zurasen – beispielsweise nach Abschüssen durch strategische Atom-U-Boote des Gegners im Atlantik oder Indischen Ozean. Die Angreifer können bereits über eine Distanz von 10.000 Kilometern erfasst werden. Aufgrund der Erdkrümmung sind die Woronesch-Anlagen aber außerstande, niedrig fliegende Kurz- oder Mittelstreckenraketen, Marschflugkörper, Bomber und Drohnen zu orten. Das gilt auch für die amerikanischen ATACMS- beziehungsweise HIMARS-Raketen, die an Kiew geliefert wurden.
Daher entspricht die ukrainische Behauptung, der Angriff auf die Stationen in Armawir und Orsk sei erfolgt, weil sie „Aktionen der ukrainischen Sicherheits- und Verteidigungskräfte ... überwachen“, nicht der Wahrheit: Die attackierten Radargeräte besitzen keinerlei Bedeutung für die Kriegführung in der Ukraine. Das wirft die Frage nach den wahren Motiven für den Einsatz der Kamikaze-Drohnen auf, wobei auch zu berücksichtigen ist, dass dieser ohne entsprechende Geheimdienstinformationen und Satellitenunterstützung seitens der NATO kaum möglich gewesen wäre.
Einige unabhängige US-Militärexperten wie Brandon Smith gehen davon aus, dass das Ganze eine Antwort auf die russischen Drohungen mit Atomschlägen sei: Moskau solle die Verletzlichkeit seiner eigenen nuklearen Abwehrsysteme exemplarisch vor Augen geführt werden. Darüber hinaus sieht der Professor für Strategische Studien an der schottischen University of St. Andrews, Phillips O'Brien, eine Botschaft Kiews an den Westen: „Die Ukraine ist überzeugt, dass es keine atomaren Angriffe Russlands geben wird“, und habe dies mit den bislang ja tatsächlich folgenlos gebliebenen Attacken unter Beweis stellen wollen. Sollte dem so sein, würde Kiew allerdings sehr hoch pokern.
Russlands atomare Achillesfersen
Denn durch die Beschädigung der Anlage in Armawir klafft nun eine große Lücke in der russischen Abwehrfront gegen nukleare Angriffe, welche ohnehin schon unter diversen blinden Flecken leidet. So fehlen immer noch etliche Radarstationen entlang der russischen Grenzen oder im befreundeten Ausland, weswegen zwei teilweise unüberwachte Angriffskorridore aus Richtung Atlantik und Pazifik existieren.
Gleichzeitig hat Russland es bis heute nicht vermocht, ein funktionierendes und flächendeckendes weltraumgestütztes Frühwarnsystem aufzubauen. Selbst die Beobachtung der Startplätze von Interkontinentalraketen auf dem US-Festland kann nicht lückenlos erfolgen, weil dafür neun Satelliten nötig wären, von denen derzeit aber nur vier aktiv sind.
Vor diesem Hintergrund besteht die reale Gefahr, dass die ukrainische Attacke Moskau dazu veranlasst, gemäß der geltenden „Grundlagen der Staatspolitik der Russischen Föderation in Bezug auf die nukleare Abschreckung“ zu verfahren. In der am 2. Juni 2020 von Präsident Wladimir Putin erlassenen Anweisung Nr. 355 heißt es unter Punkt c) des Artikels 19: Zu den „Bedingungen, unter denen ein Einsatz von Atomwaffen durch die Russische Föderation möglich ist“, gehören „gegnerische Angriffe auf sensible Regierungs- und Militärstandorte der Russischen Föderation, deren Beeinträchtigung die Reaktion der Nuklearstreitkräfte untergraben würde“. Und das gilt definitiv auch für die Drohnenattacken der Ukraine Ende Mai. Immerhin liegt die Vorwarnzeit beim Anflug ballistischer Atomraketen auf Moskau bis zur Wiederherstellung der Anlage in Armawir nun unter Umständen bei Null.
Reaktionen in Moskau
Dementsprechend scharf fielen die russischen Reaktionen aus. Der stellvertretende Außenminister und Putin-Vertraute Sergej Rjabkow erinnerte „ausdrücklich“ an „die Möglichkeit des Ersteinsatzes von Atomwaffen“ durch Russland und warf den USA vor, sich „maximal unverantwortlich“ zu verhalten, weil Washington die Attacken der Ukraine auf das nukleare Verteidigungssystem Moskaus zulasse oder gar unterstütze. Noch deutlicher wurde der Vizepräsident des Sicherheitsrates der Russischen Föderation, Dmitri Medwedew: „Ganz gleich, wie viele pensionierte NATO-Fürze darüber reden, dass Russland niemals taktische Atomwaffen gegen die ... Ukraine und noch weniger gegen einzelne NATO-Länder einsetzen würde, das Leben ist viel beängstigender als ihre leichtsinnigen Träumereien.“ Und der ehemalige russische Vertreter bei der NATO sowie frühere stellvertretende Ministerpräsident Russlands, Dmitrij Rogosin, setzte hinzu: Washington sei „nun zum Auftraggeber eines Verbrechens geworden, indem es einen unverantwortlichen Kriminellen angeheuert hat, zu versuchen, eine Anlage unseres Raketenwarnsystems, eines Schlüsselelements der strategischen Nuklearstreitkräfte, zu beschädigen“.
Nach Berichten der „Washington Post“ soll das Weiße Haus „besorgt über die jüngsten Angriffe der Ukraine auf russische Radarsysteme“ sein, aber eine offizielle Reaktion blieb bisher aus. Stattdessen äußerten westliche Militärexperten wie der norwegische Marineoffizier Thord Are Iversen deutliche Kritik am Vorgehen Kiews: „Es gibt haufenweise Ziele in Russland, die man mit Drohnen angreifen kann. Und es gibt eine Handvoll Ziele, die man vermeidet.“ Dazu zählten ohne jeden Zweifel auch die Radaranlagen in Armawir und Orsk.
Walt De Beuys am 21.06.24, 13:30 Uhr
Sie wollen alles, nur keinen Interessenausgleich, keinen Frieden. Sie wollen den Krieg, weil sie gierig auf die immensen Reichtümer der Ukraine und Russlands sind. Wer sind "sie"? Es sind die reichsten der reichen (gierigsten der gierigen) US-Oligarchen, für die die Neocons und der militärischen-industrielle Komplex, der "deep State", die Drecksarbeit machen. Pentagon, State Departement, CIA, Weißes Haus .... hier agieren die Auftragsmarionetten. Dass die Provokation der Atommacht Russland in die nukleare Katastrophe führen kann, scheint diese Teufel nicht zu interessieren, weil sie glauben, das nukleare Armageddon auf Europa beschränken zu können. Tja, für unsere Freunde von jenseits des Atlantiks sind wir nicht relevant. Ob ihre Rechnung aufgeht, und sie demnächst selbst noch irgendwo einen Fuß auf nicht strahlenverseuchtes Land werden setzen können, so weit scheinen ihre von Gier und Macht zerfressenen Hirne nicht denken zu können. Das Ukraine-Problem wäre so leicht zu lösen - doch die gierigsten und waffenstarrendsten der Gierigen und Waffenstarrenden wollen den Krieg. So einfach ist das.