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Krimi

Klassiker über eine Kindesentführung

Im Klett-Cotta-Verlag ist eine fünfbändige Reihe mit Kriminalromanen des britischen Schriftstellers Cecil Day-Lewis alias Nicholas Blake erschienen

Ansgar Lange
20.01.2024

Der Verlag Klett-Cotta hat fünf Kriminalromane aus der Feder von Nicholas Blake herausgebracht. „Das Geheimnis der Silvesternacht“ erschien erstmals vor 60 Jahren. Dieser britische Krimiklassiker hat keinen Staub angesetzt und ist weniger betulich als viele andere der sogenannten Cosy-Crime-Geschichten, die im Rahmen der allgemeinen Krimibegeisterung nach Jahrzehnten wieder neu entdeckt werden.

Wie in einem Kuschelkrimi geht es hier nicht zu. Blakes Serienheld Nigel Strangeways, ein Privatdetektiv, verbringt auf Bitten der britischen Regierung die im Titel genannte Silvesternacht in einem Herrenhaus im ländlichen England. Die Idylle ist schnell vorbei, schließlich wird Lucy, die achtjährige Tochter eines englischen Wissenschaftlers, von russischen Agenten entführt. Ein finsterer Bösewicht namens Petrow agiert als Gegenspieler Strangeways und der Polizei. Lucy soll erst dann wieder in die Obhut des Vaters zurückkehren, wenn dieser streng geheimes Wissen an die Kommunisten verrät.

In Zeiten des Kalten Krieges
Autor des flott geschriebenen Schmökers ist Cecil Day-Lewis, Vater des Schauspielers Daniel Day-Lewis („Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“), der aus Geldnot unter dem Pseudonym Nicholas Blake Kriminalromane schrieb. In seinen frühen Jahren bewegte sich der Autor in marxistischen Schriftstellerkreisen. Nach dem Zweiten Weltkrieg löste er sich von dieser Ideologie und brachte es sogar zum Hofdichter unter Königin Elisabeth II.

Neben einer interessanten Figurenzeichnung versteht sich Blake darauf, die Borniertheit des kommunistischen Denkgebäudes zu beschreiben. Die Entführung eines kleinen Kindes wird von den Tätern entpersonalisiert. Einer der feigen Mittäter des Bösewichts Petrow erkennt dies in einer klaren Sekunde und sagt: „Ihr lebt in der Hölle, auch wenn ihr euch dessen nicht bewusst seid. Die Hölle ist die Einsamkeit. Ihr betet den heiligen Zweck an, betet ihn so unterwürfig an, dass ihr sofort bereitwillig lostrottet, wenn euer Gott euch sagt, ihr sollt für ihn in die Hölle gehen.“

Wie die kleine Lucy der Hölle ihrer Gefangenschaft entgeht, wird sehr eindringlich beschrieben, teilweise auch aus der Perspektive des Kindes, was für das Einfühlungsvermögen des Autors spricht. Dass sich Blake auch auf härtere Stoffe verstand, belegt sein Roman „Das Biest“, der 1969 von Claude Chabrol unter dem Titel „Das Biest muss sterben“ verfilmt wurde.

Nicholas Blake: „Das Geheimnis der Silvesternacht“, Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2023, gebunden, 335 Seiten, 20 Euro


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