25.04.2024

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Erdgeschichte

Klimaschwankungen prägen seit jeher die Entwicklung der Menschheit

Während warme Zeiten große Fortschritte ermöglichten, riefen kalte Phasen Not, Krieg und Tod hervor. Vom teils rasanten Auf und Ab der Temperaturen war schon der Ur-Mensch massiv betroffen

Wolfgang Kaufmann
07.02.2023

Aus klimawissenschaftlicher Sicht herrscht auf der Erde Eiszeit, wenn mindestens einer ihrer beiden Pole ganzjährig unter dem Eis liegt. Und das ist nun schon seit 34 Millionen Jahren permanent der Fall. Gleichzeitig wechselten sich aber kältere und wärmere Phasen kontinuierlich ab. Allein in den vergangenen 115.000 Jahren passierte dies um die 50 Mal. Dabei gab es vielfältige Ursachen für die Umschwünge: Zunahme oder Abnahme des Vulkanismus, Schwankungen der Sonnenaktivität, Veränderungen der Erdumlaufbahn um die Sonne, zyklische Variationen der Neigung der Erdachse, Einschläge von Kometen und Asteroiden sowie Wechsel der Strömungsverhältnisse in den Ozeanen.

Seit dem Miozän, das vor 5,3 Millionen Jahren endete, waren davon immer auch der Ur-Mensch oder dessen direkte Vorfahren betroffen. So starben durch die Abkühlung während der Vallesium-Krise vor 9,6 Millionen Jahren viele archaische Hominiden-Arten aus, während in der Eem-Warmzeit, welche von 124.000 bis 113.000 v. Chr. währte, die Expansion des Neandertalers begann. Und auch sonst förderten die sogenannten Klimaoptima, also Phasen mit höheren Durchschnittstemperaturen, die Entwicklung unserer Spezies, während die Abkühlung in Zeiten der Klimapessima das Gegenteil bewirkte.

Dass der aus Afrika kommende Homo sapiens zunächst nur schwer auf dem eurasischen Kontinent Fuß fassen konnte, resultierte aus den klimatischen Bedingungen der letzten großen Kaltzeit, deren Höhepunkt vor rund 22.000 Jahren lag und der schließlich das Holozäne Optimum beziehungsweise Atlantikum folgte, welches alles veränderte. Um zirka 7200 v. Chr. setzte eine schlag-artige Erwärmung ein, die bis etwa 4000 v. Chr. anhielt. Phasenweise schnellte die Durchschnittstemperatur innerhalb von nur 50 Jahren um zehn Grad hoch, wobei es vor allem ab 5000 v. Chr. ausgesprochen warm gewesen sein muss.

Roms Blüte – auch eine Klimafolge

Während des Atlantikums beschleunigte sich die neolithische Revolution mit ihren vielen gravierenden Innovationen, die am Ende zur Entstehung der ersten Hoch- beziehungsweise Schriftkulturen führten. Dazu zählten die Sesshaftwerdung der Jäger und Sammler in dauerhaften Siedlungen sowie der Übergang zu Ackerbau und Viehzucht, die Produktion von Keramik zum Zwecke der Vorratshaltung, die Entwicklung des Eigentumsbegriffs und soziale Ausdifferenzierungen.

Nach dem Atlantikum kam das bronzezeitliche Klimapessimum, das etwa von 3000 bis 600 v. Chr. dauerte und die kälteste Periode seit vielen Jahrtausenden darstellte. Die Folge waren Missernten, Seuchenwellen, Migrationsbewegungen und zahlreiche kriegerische Konflikte um Ressourcen, welche zunehmend blutiger ausfielen, weil parallel eine Perfektionierung der bronzenen und später dann auch eisernen Waffen stattfand.

Dieser Phase der Abkühlung schloss sich das Klimaoptimum der Römerzeit an, dessen zeitliche Begrenzung umstritten ist: Die Bandbreite reicht hier von 350 v. bis 450 n. Chr., wobei es aber bereits ab 150 n. Chr. langsam wieder kälter wurde. Auf jeden Fall begünstigte das Klima die Expansion des Imperium Romanum über die Alpen und auf die britische Insel, wo die Römer sogleich mit dem Weinanbau begannen.

Darüber hinaus florierten auch die übrige Landwirtschaft und der Fernhandel. Dadurch war die Versorgung der stetig wachsenden Bevölkerung des Römischen Reiches für lange Zeit problemlos gesichert – vor allem durch Importe aus Nordafrika. Der römische Kaiser Trajan, in dessen Regierungszeit die größte räumliche Ausdehnung des Imperiums fiel und der unter an-derem deshalb den Ehrentitel Optimus Princeps erhielt, herrschte genau auf dem Höhepunkt des damaligen Klimaoptimums zum Ende des 1. und Anfang des 2. Jahrhunderts n. Chr.

Ebenso wie der Aufstieg Roms resultierte auch dessen Niedergang maßgeblich aus klimatischen Faktoren. Mit dem Klima-pessimum der Völkerwanderungszeit, das bis etwa 750 n. Chr. währte, nahmen die Kämpfe und Migrationsbewegungen in weiten Teilen Europas, Asiens und Nordafrikas massiv zu, woraufhin es zum Zusammenbruch der antiken Zivilisation und dem Beginn des anfangs tatsächlich reichlich finsteren Mittelalters kam.

So setzten zum Jahreswechsel 406/07 große germanische Kriegergruppen über den Rhein, was letztlich das Schicksal des Weströmischen Reiches besiegelte. Erleichtert wurde das Eindringen der Wandalen, Sueben und Alanen in Gallien wohl durch das Zufrieren des Flusses. Eine weitere Geißel der sogenannten spätantiken Kleinen Eiszeit waren die zwischen 541 und 770 n. Chr. ständig wiederkehrenden Wellen der Justinianischen Pest. Vermutlich hatten die damaligen Hungersnöte sowie die auch sonst sehr prekär gewordenen Lebensumstände das Immunsystem der Menschen geschwächt und die lang anhaltende Pandemie ermöglicht.

Not und Elend der „Kleinen Eiszeit“

Im Übergang vom 8. zum 9. Jahrhundert, also zur Zeit Karls des Großen, besserten sich die klimatischen Verhältnisse aufs Neue und ab etwa 900 setzte dann das Mittelalterliche Klimaoptimum ein, das bis ungefähr 1250 andauerte. In dieser Zeit explodierten die Bevölkerungszahlen, was aber kein Problem darstellte, weil die landwirtschaftlichen Erträge im gleichen Maße zunahmen. Die günstigen Bedingungen führten beispielsweise zu einer Verschiebung der Nordgrenze des Getreideanbaus bis zum Polarkreis. Und selbst in Regionen wie Ostpreußen entstanden plötzlich auch Weinberge. Typisch für jene Zeit war außerdem eine kulturelle Blüte, welche unter anderem die gotische Architektur hervorbrachte.

Mit der neuerlichen Abkühlung im 14. Jahrhundert dominierten wiederum Not und Elend. Während des Schwarzen Todes, einer weiteren Pest-Pandemie zwischen 1346 und 1353, starb jeder dritte Europäer. Die permanent fallenden Temperaturen kulmi-nierten dann in der nächsten Kleinen Eiszeit, deren Höhepunkt im 16. und 17. Jahrhundert lag. In diese Phase fielen unter an-derem der Dreißigjährige Krieg, mehrere Pestwellen, Agrarkrisen und Hungersnöte sowie die Münzentwertung während der Epoche der Kipper und Wipper. Insofern war die ab 1850 einsetzende wärmere Klimaperiode ein Segen. Auch deshalb wuchs die Zahl der Menschen auf der Erde von 1,5 auf inzwischen acht Milliarden.


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Kommentare

Thomas Gölzer am 13.07.23, 10:15 Uhr

Herzlichen Dank für den interessanten Artikel über Klimaschwankungen von Wolfgang Kaufmann. Der Artikel ist gut geschrieben und regt zum Nachdenken an. Dass es ein Auf und Ab der Temperaturen gab, ist nachvollziehbar. Ob wärmer immer besser ist und kälter immer schlechter ist, habe ich Zweifel. Die erfolgreichen Industrieländer haben mehrheitlich eher kühles Klima und viele heisse Länder (Indien, Brasilien usw.) sind wirtschaftlich nicht so erfolgreich.

Berlin 59 am 13.02.23, 21:24 Uhr

Interessanter Beitrag, schön wäre ein Buchtipp zum Thema.

Victoria Lahner am 11.02.23, 11:16 Uhr

Die im Beitrag genannten Fakten sind wissenschaftlich belegt, im Gegensatz zu dem Katastrophengeschwurbel, das uns hinsichtlich des Klimawandels seit einigen Jahrzehnten umtost. Insbesondere die Epoche seit Ende der letzten Eiszeit ist mit Hilfe dendrochronologischer, pollenalnalytischer (Analyse von Mooren) und vieler anderer Methoden wie der Analyse von Eisbohrkernen, Moränen usw. recht exakt dokumentiert. Sie führen zu dem Bild, das der Autor des Beitrages zeichnet. Die Gründe für die Schwankungen mögen vielleicht nicht alle und in ihren Wechselwirkungen noch nicht vollständig bekannt sein. Doch so viel steht fest: Diese Gründe sind nicht vom Menschen gemacht. Wie kann jemand heute ernsthaft glauben, diese mächtigen, nicht anthropogenen Ursachen wirkten heute nicht weiter und würden vom Wirtschaften des Menschen ersetzt?

Walter Schulz am 10.02.23, 11:11 Uhr

Herzlichen Dank an den Autor für den sehr fundierten und sachlichen Beitrag. Er fasst im Schnelldurchgang eigentlich alles zusammen, was man wissen muss, um die Hohen Priester der Klimakatastrophen als dreiste, ideologieverblendete Lügner zu entlarven. Eigentlich sollte diese Fakten auch das Hirn eines Klimaklebers verstehen können. Doch so wenig es bei der Corona-Panikmache um Gesundheit und Fakten ging, geht es beim Thema Klima um Fakten. Wobei wir wieder beim Thema wären: Die instrumentalisierten Massenmedien verhindern den faktenbasierten wissenschaftlichen Diskurs und verblöden ihre Konsumenten. Zum Schaden unseres Landes, seiner Menschen und seiner Zukunft. Wetten dass die "Klimakatastrophe" der nächste Hebel für massive Grundrechteeinschränkungen wird?

Kersti Wolnow am 08.02.23, 07:45 Uhr

Das alles war doch bisher allen bekannt, nur überdeckt die permanente Propaganda unser Wissen. Die Leute im Hintergrund, die den Klimawahn betreiben lassen und ihn bezahlen, sind fanatisch und nicht ganz normal.

Oder sie sind dermaßen machthungrig (was auch nicht normal ist), daß sie im Namen des Klimas globale Kontroll- und Regulierungsmaßnahmen durchsetzen wollen.

sitra achra am 07.02.23, 11:54 Uhr

Das ZK der Klimaretter hat deswegen beschlossen und dekretiert: ab jetzt machen wir das Wetter selbst. Verhandlungen mit Wetterhexen und Schamanen sind bereits weit fortgeschritten. Das Klima wird wunderbar!

Bernd Wegter am 07.02.23, 08:58 Uhr

Ein toller Bericht.
Das wäre doch eine interessante Lektüre für die Klimakleber. Ich glaube diese Menschen werden den Text nicht verstehen, wegen der vielen Fremdwörter und den Zahlen.

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